Vor einiger zeit mussten wir in der schule "die physiker" von friedrich dürrenmatt lesen (wurde übrigens auch verfilmt). am buchrücken kann man lesen, worum es geht: "dürrenmatts kernphysiker möbius, der entdecker der furchtbaren formel (nämlich der weltformel) flüchtet, seine familie preisgebend, ins irrenhaus. er spielt irrsinn, er fingiert die heimsuchungen durch den geist salomons, um das, was er entdeckte, als produkt des irrsinns zu diffamieren. maskerade wird da zu einem moralischen akt."

im laufe des buches kommen aber zwei wichtige zitate auf:
Alles, was denkbar ist, wird einmal gedacht; jetzt oder später.

und: Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden.

l. frank baum schrieb in seinem buch "the master key":
Dies ist ein Märchen, das von den Wundern der Elektrizität handelt, geschrieben für die Kinder dieser Generation. Doch wenn meine Leser eines Tages erwachsene Männer und Frauen sind, kann es sein, dass meine Geschichte ihren Kindern gar nicht mehr wie ein Märchen vorkommt. Vielleicht werden eines, vielleicht zwei, vielleicht sogar mehrere der Geräte des Dämons zu dem Zeitpunkt schon im allgemeinen Gebrauch sein. Wer weiß?

sigmund graff sagte zwar, "Die Menschheit verzichtet auf keinen Fortschritt, der ihr schadet.", aber wie könnten wir das überhaupt, wenn doch alles gedachte einmal gedacht wird?
manchmal habe ich das gefühl, die menschheit ist an einem punkt angelangt, wo alles praktische bereits erfunden wurde, sogar alles unpraktische und gefährliche. ich bin sogar überzeugt davon. ein großer teil der forschungsarbeit wird heute für die rüstungsindustrie verwendet. wir haben die atombombe, wir haben die wasserstoffbombe -und auch wenn die gefahren heute nicht mehr so medienpräsent sind wie im kalten krieg, hängen sie doch noch immer wie ein damokles-schwert über uns. wir arbeiten an immer besseren bomben, bomben, die nur lebendiges töten, aber ansonsten nichts zerstören, sind nur ein perverses beispiel dafür.

vor kurzem gab es eine doku über atombomben im fernsehen. ein forscher meinte, es fiele ihm schwer, sich von den bomben zu trennen (thema: abrüstung). es schliefe sich besser, wenn man weiß, dass sie noch da sind. krank, oder?
traurig ist aber, dass, wenn man wissen niemals zurücknehmen kann, man auch die atombombe nicht mehr zurücknehmen kann. es wird immer jemanden geben, der welche besitzt, selbst wenn wir noch so auf eine schnelle abrüstung pochen würden. sind es nicht mehr ganze staaten, sind es eben terroristen. irgendjemand.

braucht die menschheit wirklich immer noch bessere waffen, um die welt in schutt und asche zu legen? welche erfindungen müssen noch gedacht werden? können wir diesen fortschritt aufhalten, wenn wir sehen, dass er uns nur in die irre führt? ("Der Begriff ‚Fortschritt' allein setzt bereits die Horizontale voraus.
Er bedeutet ein Weiterkommen und kein Höherkommen.") ist der mensch überhaupt FÄHIG an einem selbstzerstörerischen punkt aufzuhören, oder wird uns unser forscherdrang immer weiterführen?
kann die zukunft überhaupt besser werden, wenn sie für den großteil der menschheit jetzt schon immer schlechter aussieht? bleiben bei rasendem fortschritt nicht immer auch viele menschen am abstellgleis zurück?