@ Dhan
Wir scheinen leider aneinander vorbeizureden, da nützen wohl auch die längsten Texte nichts. Am Ende läuft das hier also doch noch auf ein Definitionsscharmützel hinaus. Na gut.
Die Wikipediaumschreibung von Objektivität halte ich für unbrauchbar. Sie vermengt die Praxis mit der am Absoluten interessierten Philosophie. Das geht nicht gut, wie jeder weiß, der die Welt nur aus der abgehobenen Warte des Ideals betrachtet – von dem Standpunkt aus ist dann immer ALLES unnütz, mangelhaft und untauglich.
Wenn ich also den philosophischen Objektivitätsbegriff (etwas existiert unabhängig von einem Subjekt und seinem Bewusstsein) als Grundlage nehme, werde ich natürlich nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Eine einzige Ausnahme reichte, um eine Regel zu kippen. Das ist aber recht stures schwarz-weiß-Denken, finde ich. Diese Alles-oder-Nichts-Argumentation ist etwas, was man im Seminarraum lassen und nicht in die wirkliche Welt tragen sollte. In ihr reicht der praktische Objektivitätsbegriff doch schon völlig aus: sachlich, unvoreingenommen, unparteiisch
Sachlich hieße, von benennbaren Grundsätzen aus zu argumentieren. In eine Spielbewertung flössen dann beispielsweise Aussagen zu Handlungsaufbau, Figurenkonstellation, Ereignisdichte, szenische Musikwahl u.ä. ein. Da weiß jeder Leser, was gemeint ist und kann sich immer noch mit seinem eigenen Geschmack einen eigenen Reim drauf machen.
Unvoreingenommen bedeutet, dem Projekt unabhängig von seiner Thematik, seinem Ersteller o.ä. eine Chance zu geben. Das brauche ich nicht groß auszuführen, das wird hier ja ohnehin (hin und wieder) so gehalten. Positivbeispiel: Mappingcontests, bei denen die Beiträge anonymisiert eingehen. Negativbeispiel: Siarabewertungen.
Unparteiisch schließlich meint auf die Makerei bezogen, seine Zugehörigkeit zu irgendeinem Fanlager auch einfach einmal für den Moment abstreifen zu können. Nur weil jemand mal ein Spiel kritisiert hat, das man selber schätzt, muss man nicht im Gegenzug dessen Projekte abfällig beurteilen.
Ich hoffe mal, meinen Punkt klargemacht zu haben. Mir geht es nicht um absolute Wahrheiten, sondern um einen handlichen Begriff von Objektivität (der im übrigen existiert, es gibt auch andere Lexika als Wikipedia...), mit dessen Hilfe sich beispielsweise auch Spiele beurteilen ließen.