Zitat Zitat von Eynes'Prayer Beitrag anzeigen
Den zweiten Satz versteh ich leider nicht ganz, das unterliegt aber mit äußerster Wahrscheinlichkeit meiner Blödheit ;_;". Mit dem ersten hast du auf alle Fälle den nagel getroffen, aber derweise Horrorfilme, die teilweise schon sadistisch anmuten (hier zu nennen sämtliche "Saw"teile [wow, das mit den Teilen hat jetzt irgendwie kindlich-ironischen Wert Ö_Ö"]) können mit ähnlichen Spannungsgerüsten aufwarten. Ich will jetzt nicht einen Hardcore-Porno mit Selbstverstümmelung und Blutbädern gleichsetzen, aber rein theoretisch gesehen stellen beide eine arge Überschreitung von sittlich-moralischen Werten dar, wenngleich die blutige Variante wohl eindeutig die miesere ist.
Der zweite Satz sollte bedeuten, dass die erzeugte Suspension of Disbelieve (aka, dass der Leser das gelesene für Wahr nimmt oder zumindest nachweislich so reagiert als ob) beim Porno verdammt groß ist und das massenhaft Autoren grausam an der Erzeugung der Suspension of Disbelieve scheitern, bzw ihre Leber hergeben würden für das, was die Pornographie schafft.
Aber du hast recht, auch Horrorfilme erzeugen ähnlich wie Pornographie mit immer denselben Mitteln eine organische Reaktion.

Zitat Zitat von Eynes'Prayer Beitrag anzeigen
Mit de Sade kenn ich mich leider nur randweise überhaupt irgendwie aus. Ich hab nur kleinste Ausschnitte gelesen (was wohl eher meiner Faulheit unterliegt) und Bilder angeschaut. Ich fand beides leicht verstörend. Man muss aber meienr Meinung nach davon ausgehen, dass die von dir genannte Subtilitätsarmut (ach verdammt, ihr wisst, was ich meine ;_;") recht Epochenbedingt ist. Mit den heutigen Mitteln und den heutzutage verlangten Kunstfertigkeiten in der Belletristik lässt sich meiner bescheidenen Bedeppertheit nach schnell ein Goethe, ein Schiller, ja, ein Remarque und was weiß ich wer sich noch hoch loben lässt, vertreiben. Was damals als revolutionär und emotional galt findet zumindest mir persönlich wenig ästhetischen Wert. Das mag mit dem Werteverfall oder meiner Blödheit erklärt sein, aber es darf sich doch jede Kunstform weiterentwickeln.
Oh, überhaupt nicht! Die Sprache der Pornographie hat sich nicht verändert, de Sade schrieb blos schlechten Porno.
Und bezüglich Literatur...ich bin mir sicher, du könntest auch mit den neueren Sachen wenig anfangen. Was die Erzähltechniken angeht, gehen wir an der Stelle. Eschenbachs Parzival ist so gut (und stellenweise noch besser) als viele heutige Fantasy-Romane, Shakespear hat auch nichts verloren und Büncher's Leonce und Lena ist mir immer noch meine liebste romantische Komödie. Die Literatur ist keine Wissenschaft, und blos weil jemand z.B. die skandalösen Geständnisromane der japanischen Moderne sehr zusagen ist Ihara Saikaku kein schlechter Autor geworden. Es benötigt einfach ein anderes Hintergrundwissen, um das Maximum aus einem Roman heraus holen zu können.