Also ich persönlich komm# auf meine Kosten, obwohl ich neid- und schamlos zugebe, dass Ianus einen verdammten Wissensumfang hat - gibst mir noch ein zwei (zehn?) Jahre? ;_;"

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Es geht mir nicht um gut oder schlecht, sondern darum, ob ein Produkt die Erwartungen erfüllen kann. Es kümmert mich nicht, ob ich mit einem kaputten Mercedes oder mit einem zerdepperten Landwind irgendwo hin sollte. Wenn die Autos nicht fahren, sind sie wertloser Schrott.
Porno, egal in welcher Form oder in welchem Medium, arbeitet immer gleich: Zeigt so viel wie möglich sofort. Möglichst in Großaufnahme. Persönlicher Geschmack zeigt sich dann blos noch darin, wie viel Offensichtlichkeit und Geradelinigkeit man in seiner Phantasie ertragen kann. Manche schätzen den Umweg, das Vorspiel und die langsame Annäherung vor dem Fick, aber Männer sind unter ihnen offensichtlich in der Minderheit.
Verabschiede dich von Elias' Theorien. Er hat allen eiskalt in den Sack gelogen und sich niemandem gestellt, der seine Thesen in Frage stellen hätte können. Es gab keine "Triebunterdrückung mit zunehmender Zivilisierung" wie er sie beobachtet haben will, nur verschiedene Formen und Methoden der Triebkontrolle.
Da muss ich dir recht geben, es geht letztendlich darum, die Sache nicht nur einseitig beleuchtet zu sehen. Nur finde ich (bzw. die Sitte ;_;"), dass bestimmte Elemente Grenzen unterliegen. Dazu gehören gerade Themen wie Erotik, Gewalt, Drogenkonsum, auch Weltanschauliches...
Und letztendlich ist es eben so, dass gerade ein RPG oder bestimmte andere Unterhaltungsmedien - wie auch immer - für diese plumpe Form der Erotik nicht geeignet sind. Schaut man sich einen Porno an, dann deshalb, weil man meine besonders komplexe Handlung erwartet, sondern möglichst viel Porno. Wenn ich aber ein Buch zur Hand nehm, dann würde ich persönlich (und das mag ich übrigens betunlichst immer unterstreichen ) darauf setzen, dass solche Sachen subtil abgehandelt werden, denn im Endeffekt vertraut ein Buch immer auf die Vorstellungskraft des Menschen und sollte deshalb auch die richtigen Reize aussenden können, eben, wie es von der Gattung (allgemein) verlangt wird.
Elias sagt mir leider soviel wie Rhabarbertorte mit Schokosoße ;_;". Meiner persönlichen Philosophie nach ist die Triebkontrolle irgendwie synonym für Triebunterdrückung, denn die Triebe sind ja da und wenn man sie gerade aus lenkt, werden die Kurven ja geglättet (um das mal unbeholfen metaphorisch zu umrahmen). Dazu gehört eben auch die menschliche Sexualität, wobei allein das Schamgefühl meiner Meinung nach ein Ausdruck von - ich sag jetzt mal 'passiver' - Triebunterdrückung ist. Aber darüber bitte keine weiteren Worte, ich bin in dem Thema erster nicht bewandert und zweiter gehört das nicht wirklcih dazu =).

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Beginnen wir mal damit, dass die Genreexplosion von den Verkäufern ausging und nicht von den Schreibern. Der Ganze Unsinn mit "Social Scifi", "New Wave Scifi" und "Cyberpunk" z.B. dient nur zwei Dingen: Erstens, damit der Leser mehr Bücher kauft, da er sich von allen in einer Kategorie liegenden etwas vergleichbares erwarten kann und zweitens damit sich die Autoren von den Alten Räubergeschichten der Anfangszeit der Scifi abgrenzen können.
Die Sache mit der "Innerlichkeit" oder der einzelnen Person war bis zur Aufklärung kein Thema, da der Mensch zuvor in der Theorie nie als einzelnes Subjekt unabhängig von allem konstruiert worden war. Es gibt sogar eine Theorie, welche den frühen Perioden der Menschheitsgeschichten eine Abwesenheit der "Innerlichkeit" attestiert.
Wobei man hier sagen muss, dass es sich ja um eine Theorie handelt =). Ich ging in meinen Auswürfen auch eher von der Zeit nach dem 17ten Jahrhundert aus, das unterliegt einerseits meinen fehlenden Literaturkenntnissen, andererseits, der Tatsache, dass das im Ursprung wohl doch eher symbolischer wirken sollte. Meinem bescheidenen Gedächtnis nach sind die Belles lettres sowieso erst im 17ten/18ten Jahrhundert zum Vorschein gekommen, was sicherlich mit deinen Ausführungen im Einklang zu stehen vermag (sorry, heute hab ich den Tag des sperrischen Ausdrucks =)) ).

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Dan Brown ist keine gute Literatur, das sollte man dir bewusst machen. Er fällt maximal in dieselbe Klasse wie Hohlbein. Ich glaube, dass ich schon irgendwo hier im Forum mal auf "Nachvolllziehbarkeit" eingegangen bin. Sie ist kein Qualitätsmerkmal. Man erinnert sich vielleicht daran, dass Stereotypen am leichtesten Nachvollziehbar sind, und Brown schöpft mit vollen Händen aus dem vorhandenen Vorrat. Wenn ich Nachvollziehbarkeit als Qualitätsmerkmal eines Charakteres haben will, lese ich Schnitzlers Frauenromane.
Oh, zu Dan Brown hast du mich missverstanden. Ich schätze ihn weder als guten Autor, noch als vorbildlichen Schriftsteller. Allerdings möchte ich dir noch fernab des Themas noch schnell im Bezug auf dei Nachvollziehbarkeit widersprechen =):
Eienrseits hast du natürlich mit den Stereotypen recht und Dan Brown greift da meiner Meinung nach tatsächlich offen zu. Allerdings macht es einen Charakter nicht unbedingt nachvollziehbar, dass er stereotyp ist, sondern eher, dass sein Handeln erster Ursache und Wirkung und zweiter Gefühl besitzt. Das mag vielleicht stoisch und (wie Kelven anmerkte ;_;") dogmatisch wirken, aber mir kann keiner erzählen, dass "Der Schimmelreiter" sodnerlich viel Emotion bereit hält und sein Leben wirklich lebenswert erscheint. Die Literatur ist eine Kunst, keine punktrealistische Wiedergabeform.


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Ähnlich verhält es sich mit dem Krimi: Seit wann sind Krimis keine Unterhaltungsliteratur mehr? Seit Softporno kein Porno mehr ist?
Mag ich beides nie behauptet haben, obwohl sich bei zweiterem dennoch Bedenken äußern ließen ;P.


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Könntest du diesen Absatz so weit ausbauen, dass ich auf ihn antworten kann? Ich verstehe nicht ganz, wieso Porno in geschriebener Form ästhetisch sein muss, wo doch 99% in Filmform grausamer Dreck ist und trotzdem klaglos konsumiert wird.
Gerne, in der Literaturdiskussion (oki, nichts anderes ist das überhaupt *shy*) ist das sowieso eines meiner wichtigsten Argumente - siehe oben. Ich werde leicth weit ausholen, also bitte Obacht =).

Mir geht es darum, dass ein Leser vor seine Vorstellungskraft gestellt wird, soll meinen, er liest ein Buch, um die Bilder selbst projezieren zu können, die in Schriftform vor ihm gezeichnet werden. Solche projezierten Bilder beruhen immer auf persönlichen Empfinden, auf Subjektivität, vielleicht auch aus Bekanntem - du erwähntest vorhin Stereotypen; ich zum Beispiel sehe bei "Harry Potter" auch entgegen mancher Schilderungen immer das innere meines alten Schulgebäudes vor mir. "Der Zauberer der Smaragdenstadt" hält für mich eine Mischung aus der Eubaer Südseite (Euba ist ein Vorort von Chemnitz, muss man echt nich kennen^^"") und den österreichischen Wäldern, die ich bisher bestaunen durfte. Die Novelle "Kleider machen Leute" ist gepflastert mit meinem Bild von Tschechien. Das alles, wenn auch insgesamt in neue Kombinationen gepackt, sodass etwas neues aus dem Bekannten entsteht.
Vielleicht ist das bei anderen Menschen ganz abgewandelt oder ich bin einfach einfallslos, doch zumindest ist es etwas anders, als das, was man in einem Film erfahren würde. Und genau das ist der Punkt. An einen Film stellt man die Erwartung, sich nicht seiner eigenen Vorstellungskraft bedienen zu müssen, denn man hat Bild und man hat Ton. Denken tut man automatisch ("Steht hinter der Ecke der eifersüchtige Ehemann mit der Kettensäge?", "Hat Mary Jane wirklich Ellen Sue als eine hinterlistige Schlange bezeichnet, oder ist das nur wieder ein Trick dieser fiesen und gemeinen Maria Helen?"), aber das innere Auge wird nicht beansprucht.
Ein Buch verlässt sich aber grundsätzlich auf die Vorstellungskraft seines Konsumenten. Der Autor tritt dadurch mit dem Leser in Kontakt, dass er mit seinen Worten Bilder im Kopf des Menschen erzeugt. Gerade bei einer Sache wie der Hingabe von Mensch zu Mensch ist es wichtig, dass dort Ästhetik zum Vorschein kommt. Ich lese ein Buch nicht, um dabei meine tiefsten Instinkte angeregt zu sehen, sondern, um ein Emotionen zu empfinden. Das stützt sich jetzt vielleicht zu sehr auf meine Einschätzung des Menschlichen Daseins, aber für mich gehört es nicht zu einer Emotion, bei einer motorischen Rein-Raus-Szene Geilheit zu entwickelt, sondern hier wird man doch irgendwie auf einen angeborenen Trieb beschränkt - wie gesagt, das unterliegt vielleicht zu sehr meiner Subjektivität.

Um nochmal kurz auszuholen: Was ich zu dem von dir zitierten Punkt als "erstens" zur Zeitgemäße (ach, weiß der Teufel wie man das Substantiviert) meinte, stützt eigentlich auch den ganzen zweiten Punkt. Um 'animalische' Triebe zu wecken liest niemand 10 Seiten, sondern schaut lieber 5 Minuten Porno, wenn mans mal so ausdrücken will. Deshalb aber verändert sich auch die Erwartungshaltung gegenüber einem Buch, da dort - wie ich das jetzt mal dreist sagen will - einfach irgendwie der Markt für diese plumpe Form der Sexualität fehlt. Es klingt auch sehr unbeholfen und nicht grad von Eigenerfahrung geprägt, wenn da unsittliches Zeug steht, das auszusprechen irgendwo dann doch gesellschaftliche Grenzen überschreitet - wenns mans anschaut ist's vielleicht was anderes, ich weiß nicht genau. Dennoch besteht zwischen der heutigen Gattung des Films und der der Literatur doch irgendwo ein gewisser Unterschied, denn wer bitte will lesen, wie in "Alarm für Cobra 11 (das Buch zur Serie, jetzt in deinem Buchhandel!)" ellenlange Ausführungen über die ultraspektakuläre Explosion zweiter mit 30km/h aufeinander gebretterter Autos gemacht werden?
Genauso will sicher keiner wissen, wie eine Frau während einer niedergeschriebenen pornographischen Szene gedemütigt und reduziert wird, es sei denn, es gehört zu einem Zug, der die Handlung beeinflusst. Wie soll sich der sinnestaugliche Leser überhaupt so leicht belügen lassen, als dass eine Frau es als schön empfindet, als Objekt betrachtet zu werden (hier wären wir wieder bei der Charakternachvollziehbarkeit )? Im Film ist das einfach und eigentlich arg belanglos, weil da interessiert man sich ja sowieso nur für die visuellen und einige wenige auditorische Reize. Ein Leser zeichnet immer ein Gesamtbild, wenn etwas unstimmig ist, wird dieses Bild zerstört, oder gerät zumindest irgendwo aus dem Ruder.

Was ich letztendlich so schwadronierend zum Ausdruck bringen will ist, dass man gewisse Sachen einfach nicht in Worte packen kann, ohne, dass die Kunstform gewissermaßen entweiht wird.
Ich mag das kurz noch von der anderen Seite beleuchten. Du sagst (meiner Meinung nach zurecht), dass Dan Brown keine gute Literatur ist. Jetzt stell dir mal vor, man hätte über den Film "Monsters" oder irgendeinen wirklich schwachsinnigen Film deiner Wahl ein Buch geschrieben. Sowenn in dem Film die Handlung und die Charaktere eben sogut durchdacht sind wie in "Monsters" (sorry, an adneren Beispielen fehlts mir jetzt einfach mal dreist), kommt das Buch einer Erzählung eines Kindergartenkindes gleich. Wenn du die ungefähre Vorstellung von sowas hast, vergleich das mal mit Dan Brown und wer hier eindeutig die Oberhand an Kunst hat (oki, im Nachhinein betrachtet wird man sich sagen, dass er trotz allem ein Bestsellerautor ist, aber gut).

Schließlich und endlich ist dann der Porno aufgrund gewisser Stilmerkmale ein Porno (fehlende Handlung, wie du schon sagtest, es geht schnell zur Sache, wennmöglich in Großaufnahme), genauso ist aber auch ein Buch egal welcher Art mit bestimmten Merkmalen versehen. Meiner bescheidenen Meinung nach ist gerade dieses "schnell zur Sache kommen" aber nicht mit den Merkmalen der Literatur vereinbar. (gott, jetzt fällt mir erstmal ein, was ich sonst noch so sagen wollte ... naja, das wird auf morgen verlegt =)) )

Letzte zwei Sätze: Es kommt in der Literatur nicht darauf an, den Leser zu stimulieren, wie das im Film der Fall sein kann, sondern, ihn zur letztendlichen Selbststimulation anzuregen. Und seien wir mal ehrlich: Es geht doch garnich um den Pornoroman (Porno-RPG?!) an sich, sondern um einen Anteil Erotik, der letztlich aber in die Haupthandlung irgendwie einfließen muss ;P.