Ich bringe einfach mal meine eigene Meinung ein...
Ich denke, dass für ein gutes Charaktersystem Erfahrungspunkte unabdingbar sind. Einfach, weil der Spieler so die Kontrolle über die Entwicklung des Charakters hat. Klar ist es irgendwie realistischer, wenn man für den Gebrauch von Fernkampfwaffen einen Bonus auf seine Fernkampf-Fertigkeiten erhält. Aber es schränkt den Spieler einfach ein. Deswegen: Erfahrungspunkte. Dieses System, dass man praktisch keine obere Grenze hat, was Level betrifft, finde ich gut, weil Spieler, die ums Verrecken einen Superhelden haben wollen, oder sich einfach verskillt haben, so eine Chance haben, mit viel Geduld ihren gewünschten Charakter zu erstellen. Aber gerade dann sollte das Spiel dem Spieler zumindest die Möglichkeit geben, zu erkennen, ob sein Charakter jetzt bereits uber ist. Ich kenne das einfach von mir, dass ich immer unsicher war, ob ich bereits in den Dungeon gehen kann oder ob ich vorher noch leveln sollte. Bei einem Maximal-Level hat man noch eine ungefähre Vorstellung davon.

Zu den Attributen:
Ich denke, dass Attribute sich in den meisten RPGs zu wenig auf den Charakter auswirken. Ein guter Ansatz ist der, dass man in vielen RPGs anders spricht, je nach Intelligenz. In Arcanum war das so, und es hat sich auch auf die Reaktionen der NPCs ausgewirkt. Das fand ich gut. Andererseits sind NPCs unterschiedlich, nicht jeder steht vielleicht auf intelligente Charaktere. Da ist noch Platz für Innovation.
Klassenabhängige Reaktionen fände ich super: Soldaten reagieren positiver auf hohe Stärke und Konstitution, während feine Ladies vielleicht Stärke und Schönheit bevorzugen. Ganz anders Intellektuelle, denen vor allem Intelligenz wichtig ist, oder Politiker, denen ein willensstarker Kerl am liebsten ist.

Ich habe ein generelles Problem mit Spielen wie Baldur's Gate oder Neverwinter Nights. Diese beginnen mit einer ewigen Charaktererschaffung, aber letztendlich hatte ich nie das Gefühl, einen einzigartigen Charakter erstellt zu haben, mit Vorlieben und Eigenheiten.
Arcanum war da anders. Die Rasse bestimmte gleich am Anfang, ob man in bestimmten Attributen jemals das Maximum erreichen würde oder nicht. Ein Halboger mit 20 Intelligenz? Vergiss es! Allerhöchstens sind für den 14 möglich, und das wäre eine ziemliche Verschwendung von CP. Dafür hat der vielleicht schon nach wenigen Levels 20 Stärke.

Generell finde ich, dass bei einem Rollenspiel mehr Wert auf Zwischenmenschliches gelegt werden müsste, da eine Rolle ja erst im Verhalten anderen Leuten gegenüber deutlich wird. In einer Welt ohne NPCs würde sich der dumme Ork-Barbar doch genauso spielen wie der stolze Paladin, mit dem Unterschied, dass letzterer Heilzauber kann. Doch von der Ideologie des letzteren oder dem Gestank des ersteren bekommt man nichts mit.
Und genau hier denke ich, haben nahezu alle Systeme Nachholbedarf. Denn auch in einer Welt, in der NPCs nur auf das Charisma eines Charakters Wert legen, mit dem kleinen Modifikator "Ruf", spielt sich eine Rolle schlecht.