Zitat Zitat von steel Beitrag anzeigen
Was soll man zum zweiten Titelbild sagen? Eine Hexe mit einem Penis auf dem Kopf in dessen Eichel ein Kreuz drinsteckt.
Zitat Zitat von Nicetwink Beitrag anzeigen
Wie unorthodox... Das Titelbild sollte dringend einer kunstwissenschaftlichen Analyse unterzogen werden. ^^'
Zitat Zitat von IronChef Beitrag anzeigen
Bitte sehr ^^.

Sofort fallen im Werk des unbekannten Künstlers die stark religiösen Elemente ins Auge. Doch liegt hier wirklich eine von christlichen Idealen geprägte Konstruktion vor oder ist dem Werk vielleicht eine eher kritische Position immanent.

Zentrales Element des Bildes ist ein übergroßer Phallus der sich aus einem Grab erhebt. Die Kritik an christlicher Sexualmoral wird hier durch die Symbolkombination von Kreuz und Penis in Szene gesetzt. Doch liegt hier keine oberflächliche, einfache Kritik vor, ruft doch das Erheben des Penis aus dem Grabe insbesondere in Kombination mit dem Kreuz schnell Assoziationen mit der Auferstehung Jesu Christi hervor. Wird vom Künstler also der hyperbolische Phallus als neuer Heiland in Szene gesetzt oder lediglich ein verschämter Geschlechtskult bedient?

Um sich dem komplexen Werk zu nähern lohnt es sich zunächst den Titel genauer zu betrachten, „Cock Bashing Terd Butcher“. Besonders auffällig ist die implizierte Interkulturalität des Titels, ist dem englischen „Cock Bashing Butcher“ doch das ungarische Wort „terd“ für Knie beigefügt. Das Bild des Hähnchen prügelnden Kniemetzgers beschränkt sein revolutionäres Element also keineswegs auf regionale Verhältnisse sondern richtet sein Augenmerk mit Ungarn und den USA auf Staaten mit besonders starken christlich-repressiven Sexualstrukturen. Der Hahn im Titel erinnert an das dreimalige Krähen des Hahns im Judaskomplex und es ist offensichtlich, dass das Prügeln in diesem Zusammenhang für den politisch-sozialen Widerstand gegen den Verrat der christlichen Moralstruktur an dem noch im ersten Buch Mose propagierten Ausüben der freien Liebe ohne Zwänge steht. Das Knie ist interpretatorisch ein wenig komplexer, doch wird auch hier der Umstand klarer wenn man sich vergegenwärtigt, dass mit dem Einfallen der ersten christlichen Missionare in Japan auch der vaginale Verkehr im Prostitutionsgewerbe durch Knie- und Schenkelkopulation ersetzt wurde. Der Metzger ist also eindeutig ein Revolutionär der sich auch gewaltsam gegen ausufernde Formen der Prüderie christlichen Ursprungs richtet und sich gegen jene wendet die mit den bestehenden Strukturen paktieren.

Die starken Kalt-Warm-Kontraste zwischen dem blutroten Rises, welches natürlich auch hier an die Wiederauferstehungsthematik anknüpft und für das gewaltsame Element der Revolution steht, und dem himmelblauen Rest des Titels, welcher ein klarer Ausdruck für die Hoffnung und Freiheit welcher der Metzger mit sich bringt steht, verdeutlicht den historischen Zwiespalt einer jeden Revolution.
Im Vordergrund ist noch eine weitere dem Phallus zugewandte Person zu sehen. Besonders auffällig ist, dass diese offenbar einen dunklen Hut mit Hasenohren trägt und damit nicht nur den Bogen zur österlichen Mythologie schlägt, sondern sich durch dieses heidnische Fruchtbarkeitssymbol als Verbündete des Metzgers im Kampf für freie Liebe und gegen religiöse Moralzwänge an dessen Seite stellt.

Neben dem Schnee, welcher hier ganz offensichtlich als Metapher die emotionale Kälte der Welt und die scheinbare Omnipräsenz veralteter Sexualanschauungen verkörpern soll, ist insbesondere eine regenbogenartiges Gebilde im Untergrund auszumachen. Der Regenbogen, in der Bibel als Zeichen immerwährenden Friedens zwischen Menschen und Religion von Gott an Noah geschickt, wirkt verwischt und verläuft sich in trübem Grau. Der Frieden ist also nicht mehr als Hohn und gegen die apathischen Zügen moderner Moralinstitutionen kann scheinbar nur das Aufbegehren, initiiert durch die Ankunft eines neuen Heilands, des „Cock Bashing Terd Butcher“ die Erlösung bringen.

Der Umstand, dass aus dem Grab nur der Phallus ragt und das Gesicht des Metzgers nicht zu sehen ist spricht in direkter Weise die Imagination des Betrachtenden an, könnte es doch sein Gesicht sein, dass an diesem Penis hängt. Das Bild knüpft also indirekt in postmoderner Weise an die Werke Boccaccios und Behams an.

Der Betrachter dieses Meisterwerks steht also letztlich vor der moralischen Grundfrage ob er guten Gewissens Partizipient eines überkommenen, christlich geprägten Moralsystems sein kann oder nicht doch der Zeitpunkt gekommen ist einen Blick in seine Hose zu werfen und zu entscheiden ob sein Geschlecht groß genug ist die verfestigten Strukturen umzuwälzen.
aus der Spielevorstellung von "Cock Bashing Terd Butcher" von Fauchi.

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