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  1. #1

    Autismus

    Möchte mal drüber reden..

    Es gibt Dinge die sind zu intim als dass es irgendein Fremder wissen darf, deshalb werde ich sehr viel Background nicht erwähnen. Auf jeden Fall, es sind bei mir Sozi Issues da, seit früher Kindheit (Kindergartenalter), das ist bestätigt und erwiesen und das kann ich offen sagen und sehr viele habens vielleicht schon bemerkt auch wenn ich mich extrem anstrenge irgendwie voll normal zu tun. Und die dies nicht bemerkt haben, sie sind möglicherweise im sozialen Bereich begabter als die anderen, weil sie damit automatisch umgehen können als wäre gar nix da. Eine solche Toleranz erfordert gewissermassen ne gewisse Begabung selbst unter schwersten Bedinungen gut zurecht zukommen. Die meisten können das jedenfalls nicht und ich mache denen auch keinen Vorwurf, es braucht halt einfach ne natur gegeben Begabung dazu die nicht immer erlernbar ist, sondern einfach da oder eben nicht.

    Aber das Issue ansich wurde nie beim Wort gennant und es hatt nie geheissen "Autism".. sondern die Symptome waren einfach immer irgendwie da (viele davon die eindeutig damit zusammenhängen:
    Verhaltensschwierigkeiten, sozialer Kontakt, Verschlossenheit, irgendwie in sich selber zurückgezogen (es hatt auch geheissen ich wäre irgendwie in ner Traumwelt). Extremer (ev. stereotypisch) Fokus auf bestimmte Themen und darüber stundenlang reden können bis der Gesprächspartner die Nase voll hatt, das passiert mir eigentlich ständig, ich rede einfach zuviel.. heisst es. Manche meinten scherzhaft: Ich könnte ne politische Rede halten. Oder "ich kann stundenlang über was reden, ohne was zu sagen.. meinen andere".. solches Zeugs. Auch das gab mir irgendwie zu denken und ich finds komisch weil ich bemerke ja nix davon.. für mich war es ein hochinteressantes Thema und der andere wird irgendwie "overhelmed" oder fühlt sich "gespammt". Unter anderem sind auch Schwierigkeiten da etwas zu interpretieren, ich weiss nicht, meint es der oder die ernst oder nicht? Ich kann mich einfach nicht in nen anderen hineinversetzen. Ich denke solche Sachen können viele haben und es kann vielen passieren, aber bei mir ist es einfach extremer als bei praktisch allen die ich kenne... so gut wie alle. Und ich hatte auch mündliche Sprachstörungen, auch Motorik hatt es mal was gehabt, welches aber beides fast vollständig verschwunden, respektive geheilt ist. Bei der Motorik ists vollständig weg und bei mündlicher Sprache ist leider immer noch etwas da, obwohl ich extrem viel rede.

    Ne Situation die ich irgendwie nicht vergessen konnte aber ich denke es sagt schon was aus: Als Kind hab ich mal vom Rummel nen heliumgefüllter Ballon bekommen. Irgendwann war das Helium raus.. und ich hab geheult und geweint, es waren starke Gefühle da und ich hab nicht mehr aufhören können bis mein Vater nen neuen gekauft hatte. Ich war überhaupt nicht verwöhnt oder sowas und normalerweise hab ich nie etwas haben wollen, aber wenn ich mich in etwas "verliebt" habe... dann liebe ich es wirklich und ich geb alles dafür dass es intakt ist und perfekt, irgendwie, und habe dafür richtige Gefühle als wäre es ne Person. Und später wurde ich auch ein richtiger "Sammlertyp".. habe alle möglichen Dinge gesammelt, und dem besondere Beachtung geschenkt, und wieder einmal.. wenn ich mich auf etwas fokusiere, dann bin ich wie ne Klette und möchte soviel wissen wie nen Profi, allerdings kann ich den Fokus wieder verlieren und irgendwas anderes finden. Sobald aber jemand mich inspiriert könnte es zurückkommen.

    Well ja... mit der Zeit kam das Wort Autismus irgendwie auf, aber ich habs immer als schwere Behinderung angesehen und dachte sowas könnte ich nie haben, aber... das muss gar nicht "schwer" sein, es kann auch nur etwas leichteres sein was sich einfach auf die soziale Integrität verherrend auswirken kann, das ist leider so aber deswegen bin ich nicht wirklich "behindert" aber es braucht tolerante Mitmenschen die nicht ein extremes Gewicht auf das soziale Verhalten legen oder es nicht falsch interpretieren im Sinne von "der hasst mich, oder der ist unfreundlich".. es ist einfach, ich denke man muss es irgendwie fühlen, da oft kein normaler Weg stattfindet um etwas zu zeigen (oder eben gar keiner) obwohl ich die selben Gefühle habe, die anderen bemerken aber oft nicht den Ausdruck, da ganz einfach keiner da ist.

    Jo... klar ist dass ich solche "Züge" habe und auch eine leichte Form davon habe, ohne mich aber "erkrankt" zu fühlen, ich denke, ich brauche nur etwas tolerantere Mitmenschen und alles ist voll OK (und ich denke, manche sind das automatisch, man muss denen nicht auf die Nase binden.. hey ich bin anders oder so.. aber es kann schon helfen, da manche Menschen sicherlich gewisse mangelnde Verhaltensweisen toleranter gegenüber stehen, wenn sies wissen). Ansonsten bin ich eigentlich ne sehr nette Person aber andere bekommen es oft "in den falschen Hals" oder wie ichs nennen soll. Danach werden sie irgendwie wütend, und dabei hab ich sie gerne und dann sind sie eventuell wütend.. so richtig sauer.. und ich weiss nicht weshalb und ich hab sie gerne und ich bin dann total verwirrt. Ist einfach, ich kann gewisse Dinge direkt aussprechen, was sehr unhöflich wirken kann und normalerweise die Meisten sagens nur wenn sie wütend auf jemand sind, aber ich nicht, und das wird dann oft falsch interpretiert (auch von anderes Seite, obwohl dass ja eigentlich meine Schwäche wäre).

    Das wärs so im grossen und ganzen.
    Geändert von Justy (31.07.2007 um 10:09 Uhr)

  2. #2
    Ja, ich bin auch eine autistische Person. Ich sehe mein autistisches Sein nicht als Krankheit, auch nicht als Behinderung, sondern vielmehr als eine andere Art und Weise die Welt zu erleben. Meiner Meinung nach ist Autismus einfach Teil menschlicher Vielfalt.

    Ich kenne es, wenn andere Menschen wütend werden, weil ich etwas direkt ausspreche. Das empfinde ich als sehr verwirrend. Zum einen loben die Menschen die Wahrheit hoch, sind dann aber wütend, wenn sie sie hören. Wenn eine Person also beispielsweise ein neues Kleidungsstück trägt und fragt: "Na, wie findet ihr das?", will die Person ja eigentlich, dass gesagt wird, dass man es toll oder schön findet. Des Weiteren wird diese Person wahrscheinlich wütend oder ist enttäuscht, wenn man ehrlich sagt, dass man das hässlich findet. Da stellt sich mir die Frage, aus welchem Grund die Menschen denn überhaupt erst danach fragen, wenn sie eine negative Antwort nicht hören wollen?

    Nun gut, für mich spielt das alles im Moment keine große Rolle, da es mich zum einen herzlich egal sein kann, was andere von mir denken, und ich zum anderen auch keinen Wunsch nach sozialen Bindungen hege.
    Für dich scheint es allerdings ein kleines Problem darzustellen, zumindest verwirrt es dich sehr. Da besteht natürlich die Möglichkeit, dass du professionelle Hilfe aufsuchst. Du kannst nach entsprechenden Einrichtungen in deiner Nähe suchen und dich dann beispielsweise erst einmal untersuchen lassen, damit festgestellt wird, welche Form von Autismus du hast. Sei es, dass du das Asperger Syndrom, den frühkindlichen Autismus, den atypischen Autismus oder autistische Züge hast. Weiter kann sicherlich überpfrüft werden in welchen Bereichen du genau Probleme hast, so dass man dir gezielt helfen kann.
    Ich, für meinen Teil, erlebte die gesicherte Feststellung des Asperger Syndroms, als etwas sehr Positives, da für mich nun eindeutig klar war, weshalb ich so anders bin. Auch in den Erfahrungsberichten von anderen autistischen Menschen las ich, dass diese es als etwas Positives erlebten, auch wenn sie vorher bereits selbst die starke Vermutung auf Autismus hatten. Daher würde ich dir zumindest raten, dich untersuchen zu lassen. Natürlich obliegt die ganz und gar bei dir.
    Spezielle Therapien sind meines Erachtens nur dann sinnvoll, wenn du deine Probleme als wirklich belastend empfindest. Meine Wenigkeit lehnte solche Therapien beispielsweise ab, da ich durch die Erkenntnis des Autismus die Probleme, die damit einhergehen, nicht mehr als belastend empfinde.

    So viel von meiner Seite dazu.
    Ich habe als autistischer Mensch keine Krankheit; ich bin Teil menschlicher Vielfalt.
    Und ist Vielfalt in dieser Welt denn nicht etwas sehr Wünschenswertes?

  3. #3
    Ja es ist effektiv so dass viele Leute mit dieser übertriebenen direkten aber ehrlichen Art nicht umgehen können welche ich z.B. habe.
    Ein typischer Fall denn ich noch genau in Erinnerung habe: Ich hab mal ein Heftchen am Kiosk kaufen wollen. Dann hatt die Frau am Kiosk sowas gesagt wie "ob ich bald fertig wäre, sie würde gerne Feierabend machen". Danach guckte ich auf die Uhr und sah dass es noch nicht 8.00 war. Und ich sagte "Es ist noch nicht 8.00 Uhr, Arbeitszeiten muss man einhalten". Und ich bin in RL ne schüchterne und überhaupt nicht freche Person oder so, es war einfach meine ehrliche Meinung. Danach war sie so richtig sauer und hatt mir mein Heftchen weggenommen und den Kiosk geschlossen! Das war schon noch krass... Und ja, an diesen Kiosk konnte ich nicht mehr gehen, die hätte mir glaubs nix mehr verkauft.

  4. #4

    Leon der Pofi Gast
    So. Hier mal jemand vom Fach, als Behindertenpädagoge.

    Autistische Züge haben viele Menschen, doch zwischen Zügen und wirklich festgestellten Autismus, besteht ein großer unterschied.

    Man kann auch heute noch nicht genau sagen, von was autismus kommt.
    bei menschen mit beeinträchtigung ist es häufig im zusammenhang mit unfällen oder sauerstoffmangel usw zu beobachten. man geht aber auch von einem genetischen und biponalen hintergrund aus. aber so sicher kann man es noch nicht sagen. aber genauso können menschen in bestimmten bereichen total auf der höhe sein und sehr intelligent. rechnen zum beispiel, auch wenn dank rainman viele menschen glauben, dass sei autismus.

    gibt es bei dir sonst noch besondere anzeichen? und wann hattest du die ersten? es gibt ja frühkindlichen autismus, dann unterteilt in a,b ebenen. asperger syndrom usw.

    in meiner gruppe betreue ich 3 autisten. und diese unterscheiden sich total von einander. werner pfeifft auf regelmäßigen tagesablauf und sieht dir auch ständig in die augen, umarmt dich und lacht ständig. manuela hingegen, ist genau das gegenteil. wendet gleich den blick ab, zuckt bei anderen strukturen aus, da kann es schon mal vorkommen das die graderobe in der früh besetzt ist und sie fetzt dir den turnbeutel um den kopf. sie hört auch gerne das plätschern von wasser, aber hasst wie viele autisten laute geräusche und hält sich gleich die ohren zu.

    wegtherapien kann man das ganze NICHT. das ist nur eine änderung im verhalten und hilft ihm, sich der umgebung anzupassen, damit der autist akzeptiert ist.
    ist oft schlimm anzusehen wenn eltern versuchen, ihr kind pernament zu ändern und draufhinhalten und es dann nur noch unglücklich ist. ein gesundes mittelmaß halte ich für sinnvoll. ich versuche in meiner gruppe, dass sie ihre bedürfnisse durchsetzen können, aber die dinge auch nicht zu krass werden.

    wenn das thema wem interessiert, ich hab eine 25 seiten arbeit darüber geschrieben (falls ihr infos braucht) und meine diplomarbeit über die beziehungsebenen zwischen meinen gruppenmitgliedern.

    aber was ich noch sagen muss: OBACHT bei der diagnose autismus. ich muss sagen, es wird immer häufiger dass, wenn man mal nicht weiß, was mit dem kind/beeinträchtiger person ist, wird einfach autismus in die akte geschrieben. habe auch eine klientin, wo der zu behandelte arzt nur den kopf schüttelt und ebenfalls sagt, sie sei kein autist und hat mir auch recht gegeben. besondes am anfang, als die krankheit entdeckt wurde, war das häufig.

    aber hey, gut das ich in der lebenshilfe arbeite. in der diakonie stand bei einer mitschülerin von damals noch "schwachsinnig" in der akte >_>
    Geändert von Leon der Pofi (31.07.2007 um 20:39 Uhr)

  5. #5
    Zitat Zitat von Leon der Profi
    in meiner gruppe betreue ich 3 autisten. und diese unterscheiden sich total von einander.
    Na klar, schließlich sind wir Individuen. Leider scheinen viele Menschen Autismus gerne zu verallgemeinern und meinen, Einzelaspekte von autistischen Personen seien bei allen anzutreffen.
    Zitat Zitat von Leon der Profi
    wegtherapien kann man das ganze NICHT. das ist nur eine änderung im verhalten und hilft ihm, sich der umgebung anzupassen, damit der autist akzeptiert ist.
    Dummerweise missverstehen einige Menschen dies. Ich las mal einen Artikel, in dem es hieß, dass die breite Meinung herrsche Autismus sei nicht heilbar, dabei werde es in den USA mit Erfolg therapiert. Absoluter Stuss.
    Zitat Zitat von Leon der Profi
    ist oft schlimm anzusehen wenn eltern versuchen, ihr kind pernament zu ändern und draufhinhalten und es dann nur noch unglücklich ist.
    Kennst du die so genannte "Festhaltetherapie"? Äußerst grausame Folter, wenn du mich fragst. Die Kinder werden dabei von den "Therapeuten" gewaltsam festgehalten, so dass sie sich nicht mehr bewegen könne, gleichzeitig wird ihnen erzählt, man liebe sie. Nach einiger Zeit werden sie dann losgelassen und dazu aufgefordert, die "Therapeuten" zu umarmen und ihnen in die Augen zu blicken. Leisten sie dem nicht Folge, so werden sie wieder eine lange Zeit über festgehalten. Wenn die Kinder dann die "Therapeuten" umarmen, ihnen in die Augen blicken und andere unerwünschte Eigenarten ablegen, wird dies als "Erfolg" angepriesen. Dabei resultiert dieser "Erfolg" einzig und allein dadurch erreicht, dass die Kinder viel zu viel Angst haben, wieder gewaltsam festgehalten zu werden, so dass sie den Anweisungen Folge leisten.
    Im Grunde genommen legen die Kinder ihre Stereotypien nur ab, um die Aufforderungen der "Therapeuten" als neue Stereotypien anzunehmen.
    Außerdem ignorieren die Verfechter dieser "Therapie" die aktuelle Autismusforschung. Die Verfechter gehen insgesamt von einer "Schuld" der Eltern aus, was ja auch absolut falsch ist. Schließlich gilt es als erwiesen, dass Autismus nicht durch Erziehung zustande kommt. Hinweise darauf, dass Autismus biologischer Natur ist, gibt es inzwischen ja auch genügend.
    Zitat Zitat von Leon der Profi
    aber was ich noch sagen muss: OBACHT bei der diagnose autismus. ich muss sagen, es wird immer häufiger dass, wenn man mal nicht weiß, was mit dem kind/beeinträchtiger person ist, wird einfach autismus in die akte geschrieben. habe auch eine klientin, wo der zu behandelte arzt nur den kopf schüttelt und ebenfalls sagt, sie sei kein autist und hat mir auch recht gegeben.
    Was ist das denn für ein behandelnder Arzt? Hat er Qualifikationen auf dem Gebiet?
    Ansonsten kommt es auch darauf an, wer den Autismus feststellte. Wenn man wie ich in einem Autismuszentrum die Feststellung Autismus erhält, kann man eigentlich auch sicher davon ausgehen, dass man autistisch ist. Überhaupt kann man sagen, dass man einer Feststellung von klassifizierten Ärzten oder Psychologen, vertrauen kann.
    Zitat Zitat von Leon der Profi
    besondes am anfang, als die krankheit entdeckt wurde, war das häufig.
    Ich empfinde es als beleidigend, dass du Autismus als Krankheit bezeichnest.
    Geändert von Kazuki (31.07.2007 um 20:56 Uhr)
    Ich habe als autistischer Mensch keine Krankheit; ich bin Teil menschlicher Vielfalt.
    Und ist Vielfalt in dieser Welt denn nicht etwas sehr Wünschenswertes?

  6. #6

    Leon der Pofi Gast
    @kazuki

    hab ich doch geschrieben, dass sie sich unterscheiden. damit wollte ich auch ansprechen, dass man autismus nicht verallgemeiner kann, falls du das falsch aufgefasst haben solltest

    das mit der krankheit ist nicht so gemeint, ist mir rausgerutscht. ich weiß schon, dass es genauso wie trisomie21 keine krankheit ist.
    was die diagnose betrifft, in der schule, lehrer, ärtzte und in meiner 4 jährigen berufserfahrung habe ich nun mal diese erfahrung gemacht, dass im zweifelsfall autismus geschrieben wird. jetzt bei beeinträchtigen menschen. finde das sehr schlimm, ist aber so. ich kann hier halt nur von wirklich beeinträchtigten menschen reden die auch eine leichte intelligenzminderung (ich hasse dieses wort) haben

    und man kann eine vermutlich genetischen/biponale störung nicht therapieren. das ist fakt.
    stuss ist es, wenn man sich der breiten masse gegen seinen willen anpassen muss
    Geändert von Leon der Pofi (31.07.2007 um 21:11 Uhr)

  7. #7
    Zitat Zitat von Leon der Profi
    was die diagnose betrifft, in der schule, lehrer, ärtzte und in meiner 4 jährigen berufserfahrung habe ich nun mal diese erfahrung gemacht, dass im zweifelsfall autismus geschrieben wird. finde das sehr schlimm, ist aber so.
    Merkwürdig, dass unqualifizierte Menschen sich anmaßen, so etwas feststellen zu wollen. Da lobe ich mir die mich behandelnde Psychiaterin, die die Vermutung auf Asperger hatte und mich dann zu einer Spezialistin weitervermittelte, da sie selbst ja keine Qualifikationen auf diesem Gebiet besitzt.
    Zitat Zitat von Leon der Profi
    stuss ist es, wenn man sich der breiten masse gegen seinen willen anpassen muss


    Nachtrag:
    Zitat Zitat von Leon der Profi
    hab ich doch geschrieben, dass sie sich unterscheiden. damit wollte ich auch ansprechen, dass man autismus nicht verallgemeiner kann, falls du das falsch aufgefasst haben solltest
    Das ist mir schon klar. Ich wollte das nur noch einmal ansprechen, weil diese Verallgemeinerung doch sehr häufig vorkommt, was mich sehr stört.
    Geändert von Kazuki (31.07.2007 um 21:16 Uhr)
    Ich habe als autistischer Mensch keine Krankheit; ich bin Teil menschlicher Vielfalt.
    Und ist Vielfalt in dieser Welt denn nicht etwas sehr Wünschenswertes?

  8. #8

    Leon der Pofi Gast
    Zitat Zitat von Kazuki Beitrag anzeigen
    Merkwürdig, dass unqualifizierte Menschen sich anmaßen, so etwas feststellen zu wollen. Da lobe ich mir die mich behandelnde Psychiaterin, die die Vermutung auf Asperger hatte und mich dann zu einer Spezialistin weitervermittelte, da sie selbst ja keine Qualifikationen auf diesem Gebiet besitzt.

    glückwunsch das du einen qualifizierten hast. ich musste mich schon öfter mit so menschen herumärgern, ich sags dir
    ich vermute, es macht einen unterschied ob es sich jetzt um menschen mit beeinträchtigung + intelligenzminderung (ich hasse dieses wort, muss man aber pädagogisch benützen, menschen sind trotzdem in ihren fähigkeiten und leben intelligent. finde es immer schlimm, wie sich manche mutmaßen über die intelligenz zu urteilen) oder wie bei dir, eben um diese form des autimuss handelt.

    weil bei beeinträchtigten menschen ist es einfach schwerer, ursachen herauszufinde und desswegen sind manche ärzte dazu verleitet, die diagnose autismus durchzuführen. da genügt oft schon, wenn der klient nicht in die augen sehen will, einen tagesablauf braucht, laute geräusche nicht mag, nicht mit anderen menschen klarkommt, sich die finger in die ohren stöpselt, autoagression, auf dinge fixiert usw, und der patient wird als autist abgestempelt, wenn man so eine kombination hat. aber wer soll ihm auch widersprechen? eltern haben häufig keine ahnung und setzen sich erst nach der diagnose mit dem thema ausseinander und der klient selbst, kann es nicht anders erklären oder wie es oft vorkommt. nicht sprechen und sich nur nonverbal ausdrücken.

    aber nochmal sorry wegen der krankheit ist genauso wenig ne krankheit wie trisomie21
    ich bemühe mich eh, dass ich mich immer richtig ausdrücke und niemanden in seinem befinden verletze, aber es ist oft schwer das auch einzuhalten und manchmal mischt es sich ein. ich bekomm immer die krise, wenn jemand mongolid sagt.... oder so jugendliche "hey du spasti". das tut mir irgendwie selber weh, weil ich weiß, ich arbeite jeden tag mit den menschen und so dumme ignorranten machen sich auch noch lustig

    vor 2 wochen hatte ich ein schönes erlebniss mit einem autisten in unserer gruppe.
    ich war mit ihm einkaufen. der setzt sich mitten im geschäft auf den boden.
    ich "möchtest du nicht aufstehen?" er: "nein, nein."
    ich setze mich neben ihm auf den boden. leute schon alle blöd geschaut.
    "ist schon irgendwie fad oder?"

    dann ist er aufgestanden und wir sind eis essen gegangen. sowas meine ich zum beispiel.
    leute, die den willen aufzwingen hätten ihn einfach am arm genommen, hoch gezogen und ab gehts
    Geändert von Leon der Pofi (31.07.2007 um 21:37 Uhr)

  9. #9
    Zitat Zitat von Leon der Profi
    ch bekomm immer die krise, wenn jemand mongolied sagt.... oder so jugendliche "hey du spasti". das tut mir irgendwie selber weh, weil ich weiß, ich arbeite jeden tag mit den menschen und so dumme ignorranten machen sich auch noch lustig
    Es ist ein sonderbares Phänomen, dass zum Teil eine solche Abneigung gegenüber Menschen besteht, die anders sind. Da werden diese Menschen entweder abfällig als Behinderte bezeichnet oder mit anderen kränkenden Namen versehen oder aber man macht sich über sie lustig. Die Spitze ist für mich allerdings, wenn Ärzte anfangen, etwas zu pathologisieren. Es ist einfach unglaublich, dass das Bestreben nach der Ausschlöschung der Andersartigkeit von Menschen, damit begründet wird, dass es Krankheiten seien. Wie willkürlich derartige Pathologisierungen sind, zeigt das Beispiel der Homosexualität in der Vergangenheit.
    Ich habe als autistischer Mensch keine Krankheit; ich bin Teil menschlicher Vielfalt.
    Und ist Vielfalt in dieser Welt denn nicht etwas sehr Wünschenswertes?

  10. #10

    Leon der Pofi Gast
    Zitat Zitat von Kazuki Beitrag anzeigen
    Es ist ein sonderbares Phänomen, dass zum Teil eine solche Abneigung gegenüber Menschen besteht, die anders sind. Da werden diese Menschen entweder abfällig als Behinderte bezeichnet oder mit anderen kränkenden Namen versehen oder aber man macht sich über sie lustig. Die Spitze ist für mich allerdings, wenn Ärzte anfangen, etwas zu pathologisieren. Es ist einfach unglaublich, dass das Bestreben nach der Ausschlöschung der Andersartigkeit von Menschen, damit begründet wird, dass es Krankheiten seien. Wie willkürlich derartige Pathologisierungen sind, zeigt das Beispiel der Homosexualität in der Vergangenheit.
    sehe ich auch so. menschen mit trisomie wurden in manchen kulturen sogar als heilig angeprießen weil sie einfach anders waren. ich hatt da mal ein furchtbares erlebnis. ich musste mich so zusammenreissen, nicht aufzustehen und dem eine in die fresse zu geben. ich war mit einem klienten von mir einkaufen weil er sich ne dj ötzi cd kaufen wollte (der übrigens ein sehr lieber mensch ist und einen meiner klienten sofort umarmt hat und ein autogramm +foto gab). davor waren wir in einem cafehaus. und da er spastiker ist und wie es nun mal ist, der speichel öfter läuft, ging ein mann bei der tür raus und sagte "das hätte es bei hitler nicht gegeben".

    manche menschen sind einfach so verbohrt und egoistisch. aber wir bemühen uns, dass wir das thema näherbringen. wir veranstalten immer ein großes sommerfest, wo auch andere leute kommen können oder gehe selbstverständlich mit meinen leuten in die öffentlichkeit. viele menschen sind aber durchaus positiv eingestellt. bei jugendlichen hab ich auch durchaus gute erfahrungen gemacht und schlechte. es lässt sich eben nicht über einen kamm werfen.

    aber die frage ist sowieso. "was ist normal"? für mich ist normal ein schwammiger begriff, der sich im laufe der zeit ändert. was für andere nicht normal ist, ist für andere selbstverständlich. ich finde es auch fürchterlich, dass manche menschen abtreiben weil die möglichkeit besteht, ihr kind würde trisomie21 haben. das lässt sich ja zu einem gewissen maße nachweisen. aber das mus jeder für sich entscheiden

    doch auch bei beeinträchtigungen an sich gibt es viele vorurteile. "down syndrom" leute sind dicklich, lachen ständig, haben ne dicke zunge und wollen am liebsten geknuddelt werden solche sprüche kommen teilweise direkt von betreuern selbst, da denke ich mir immer "hackts?".

    aber genau das gefällt meinen klienten. raus ins leben, einkaufen und einfach nur die anderen menschen beobachten. was andreas zum beispiel eine freude hat, wenn er sich nur einen kopfhörer und cds kauft. und ich höre mir trotzdem mit ihm nachmittag seinen karl moik an, auch wenn mir das kotzen kommt bei der musik. aber ihm gefällts und wenn ich sehe, was er eine freude hat, meine güte. warum sollte ich ihm das nehmen?

    ich sehe wie schnell es gehen kann und will nur das beste für meine klienten. einer meiner gruppe ist vor paar wochen gestorben. (spastiker, im schlaf umgedreht und erstickt) und ich war selber wochenlang fertig. und ich denke das macht auch einen betreuer aus. was nützt es mir, wenn ich reingehen, den tag rumbiege und im endeffekt nichts für die menschen geleistet habe? ich habe ihm beim essen geholfen, gewickelt, gepflegt, einkaufen gegangen, mit ihm gespielt gelacht und ihm geholfen wenns ihm mal schlecht ging und von einem tag auf den anderen wird er aus dem leben gerissen. das war wirklich hart

    @biber ich hätte eine gute zusammenfassung von ca 30 seiten über autismus und personenbeschreibungen von ein paar klienten (foto und namen hab ich eh raus) wenn dich das thema interessieren würde. ist relativ aktuell (1 jahr alt) und hat auch neue erkentnisse usw schon eingeschlossen.
    Geändert von Leon der Pofi (31.07.2007 um 22:05 Uhr)

  11. #11
    Hmm, bis zu ungefähr meinem 17.-19. Lebensjahre hatte ich praktisch identische Verhaltensweisen: Fixierung auf wenige Hobbys, körperlich sowie sprachlich-sozial völlig unbegabt, verletzend sowie verletzlich, nicht fähig, sich in andere Personen hineinzuversetzen, Volllabern anderer von meinen Hobbys auf extrem fanatische Weise, mathematisch begabt und übertrieben ängstlich.

    Danach änderte ich mich radikal und ich war im Gegensatz zu den frühen bis mittleren Jugendjahren nicht mehr sozial isoliert. Inwiefern kann man in meinem Fall von Asperger/Autismus sprechen bzw. wo liegt eigentlich die ungefähre Grenze? Weiter würde mich interessieren, inwiefern man soziale Beeinträchtigungen hat, aus welchen Verhaltensweisen man herauswächst und welche beibehalten werden.

    Mir ist aufgefallen, dass ich mich auch jetzt stets zu allem hingezogen fühle, was sich in eine Ordnung eingliedern lässt. Auf Bücher, Filme, Spiele, etc. bezogen heisst das, dass ich ständig den Drang habe, eine Serie oder Reihe geordnet aufzufassen. Ist relativ schwer zu erklären, jedenfalls finde ich Dinge immer genau dann interessant, wenn sie eine in sich logische Struktur enthält, dessen einzelne Elemente sich gleichen, aber dennoch solch starke Unterschiede aufweisen, dass sie im Gesamtkonzept wiederum "interessant" wirken. Die Spielereihen Zelda, Warcraft aber auch Final Fantasy weisen diese Eigenschaften sehr stark auf. Entsprechendes galt für meine RPG-Maker Projekt-Ideen, die ich aber nie verwirklchte: jedes Spiel entsprach einer ganz bestimmten Art von RPG und unterschied sich ganz systematisch bestimmt von den Restlichen. Auffallend ist sowas auch im Studium, insbesondere in den mathematischen Fächern: Sobald ich das System erkenne, fällt es mir leicht. Sobald aber kreative, intuitive Überlegungen angestellt werden, fällt es mir unglaublich schwer.

    Ich gehe davon aus, dass es sich hierbei lediglich um eine Charaktereigenschaft oder vielleicht Begabung handelt, die aber dem Autismus auf eine Weise ähneln muss. Auf jeden Fall würde mich das ganze Thema sehr interessieren, wäre also seriösen Informationen nicht abgeneigt.
    Electrodynamics:

  12. #12
    Zitat Zitat von TheBiber
    Danach änderte ich mich radikal und ich war im Gegensatz zu den frühen bis mittleren Jugendjahren nicht mehr sozial isoliert. Inwiefern kann man in meinem Fall von Asperger/Autismus sprechen bzw. wo liegt eigentlich die ungefähre Grenze? Weiter würde mich interessieren, inwiefern man soziale Beeinträchtigungen hat, aus welchen Verhaltensweisen man herauswächst und welche beibehalten werden.
    Na ja, feste Grenzen gibt es nicht, sie sind fließend. Man spricht daher auch von einem Autismusspektrum. Auch lässt sich nur schwer allgemein sagen, aus welchen Verhaltensweisen man herauswächst und aus welchen nicht, da alles sehr individuell ist.
    Zitat Zitat von TheBiber
    Auf jeden Fall würde mich das ganze Thema sehr interessieren, wäre also seriösen Informationen nicht abgeneigt.
    Falls du einem Buch nicht abgeneigt sein solltest, würde ich dir Ein guter Tag ist ein Tag mir Wirsing von Nicole Schuster empfehlen. Es ist erschien im Februar dieses Jahres, weshalb es ganz aktuell ist. Zum einen ist das Buch sehr fachlich, zum anderen aber auch persönlich, da die Autorin selbst autistisch ist. Meines Erachtens gibt dieses Buch sehr gute Informationen über die verschiedenen Aspekte des Autismus.
    Ich habe als autistischer Mensch keine Krankheit; ich bin Teil menschlicher Vielfalt.
    Und ist Vielfalt in dieser Welt denn nicht etwas sehr Wünschenswertes?

  13. #13

    Leon der Pofi Gast
    Zitat Zitat
    Falls du einem Buch nicht abgeneigt sein solltest, würde ich dir Ein guter Tag ist ein Tag mir Wirsing von Nicole Schuster empfehlen. Es ist erschien im Februar dieses Jahres, weshalb es ganz aktuell ist. Zum einen ist das Buch sehr fachlich, zum anderen aber auch persönlich, da die Autorin selbst autistisch ist. Meines Erachtens gibt dieses Buch sehr gute Informationen über die verschiedenen Aspekte des Autismus.
    kann ich auch nur empfehlen.
    da es wie kazuki geschrieben hat, auch persönliche aspekte zeigt und nicht nur kalte fakten. habe es mal zur hälfte gelesen.

    dieses buch ist für den einstieg auch nicht ungeeignet.
    wie der titel vermuten lässt, zeigt es die grundrisse von autismus.
    es schneidet zwar einiges an, aber ufert nicht zu sehr aus.
    fürs reinschnuppern gut geeignet.


    es gibt mittlerweile enorm viele bücher zu diesem thema, wenn man alleine mal bei amazon sucht. aber wenn du auch personen kennen lernen möchtest, geh einfach mal in einen bereich der lebenshilfe, diakonie, karitas usw und frage mal, ob du die einrichtung besichtigen darfst. soll jetzt keine begaffung sein, sondern es schadet nicht, wenn man mal kontakt aufbaut. finde es angenehmer, wenn einfach mal ein mensch die einrichtung ansieht, als bevor wieder ne ganze schulklasse reinkommt. zumindest bei uns ist es so, dass man mal den ganzen tag oder paar stunden die arbeit in der gruppe besichtigen darf und fragen stellen kann. kommt aber selten vor.
    Geändert von Leon der Pofi (31.07.2007 um 22:21 Uhr)

  14. #14
    Zitat Zitat von Kazuki Beitrag anzeigen
    02.08. um 18:00 Uhr auf 3sat wird eine halbstündige Dokumentation über "hochbegabte Asperger" wiederholt, in welcher diese Frau auch drin vorkommt. Außerdem ein weiterer erwachsener Aspie sowie ein Jugendlicher mit Kanner.

    Hier übrigens auch noch eine imo recht interessante Quelle - wie seriös sie ist kann ich nicht sagen, geht zumindest darum, dass das Asperger-Syndrom beschrieben wird und welche Anzeichen dafür sprechen, gleichzeitig noch mit Beschreibungen zu hierzu abgrenzenden "Verhaltensanormalitäten".

    Und hier noch ein Selbsttest - nicht allzu ernst zu nehmen, aber ich fands zumindest interessant ihn gemacht zu haben.

    Zum Thema selbst kann ich nicht wirklich was sagen, ich habe mich lediglich letzte Zeit drum informiert (unter anderem in 2 themenbezogenen Foren gelesen) aufgrund des Verdachtes selbst betroffen zu sein. Was mich nur bei dem ganzen Kram nervt ist die Tatsache wie sensationsgeil der Durchschnittsmensch bezüglich des Themas seit Rain Man zu sein scheint. Die oben genannte Doku, welche morgen läuft, vermittelt auch noch mehr oder weniger, dass Autisten halbe Übermenschen wären, und Wiki-Artikel wie der über Inselbegabung (welcher btw als einzige "echte" Quelle die Doku-Reihe "Expedition ins Gehirn" genutzt hat) sagt auch noch aus, 50% der Inselbegabten seien Autisten.

    Was mich interessieren würde, gäbe es annehmbare Dokumentationen über Autismus, die nicht aus Sensationsgeilheit entstanden sind, sondern verschiedenste "Durchschnitts"-Menschen im autistischen Spektrum mit einem weniger voreingenommenen Bild porträtieren?
    Geändert von Dark Paladin (01.08.2007 um 12:55 Uhr)

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