Die Kurzfassung:
Der Maker ist als Billigvariante (im besten Sinne natürlich) konzipiert und erbringt entsprechende Spiele. Was bleibt, ist weglaufen, umsteigen oder statt zu klagen ein richtig großes XP-Maker-Hilfsprojekt für alle Freunde der Bewegung "Durch Anstrengungslosigkeit schnellstens zum Erfolg" aufzuziehen, um die Möglichkeit zur Neuerung auch in die Breite zu tragen.
Wer grundlegend neues will, muss womöglich den RPG-Maker verlassen. Das Programm soll einfach nur einen recht unkomplizierten Weg bieten, sich sein eigenes Soielchen aus fertigen Bausteinen zusammenzuklicken.
Solange man diese fertigen Bausteine nutzt, folgt man damit bewusst oder unbewusst den Intentionen der Programmierer, die eben ganz bestimmte Spielweisen vor Augen hatten. Was als "Makerstandard" mittlerweile berühmt-berüchtigt ist, ist als einfach herzustellendes Ergebnis von Angang an von Enterbrain so angelegt worden.
Wer da wirklich ausbrechen will, indem er fundamental am Gameplay herumschraubt, liefert auf jeden Fall einen Beweis seiner Tüchtigkeit und was weiß ich nicht noch alles. Aber die Grundidee dieses Makers (RPG 2000/2003)ist nun einmal: Schnell mal was ohne größere Vorkenntnisse zusammenklicken und losspielen. Jede Weiterung verprellt mögliche Hobby-Spielentwickler. Da mag mancher denken: Na und? Den Standardschrott kann ich eh nicht mehr sehen. Aber je höher das Anforderungsprofil an mögliche Vorkenntnisse geschraubt wird, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, am Ende eine um sich selbst kreisende Sekte an Variablensüchtigen zu kreieren. Interessierte Neulinge gehen dann gleich wieder weiter und die Szene trocknet aus.
Vielleicht sind 7 Jahre wirklich zuviel Zeit für ein kleines Computerprogramm, als das man noch epochal Neues erwarten dürfte - zumal es ja noch genauso wie am ersten Tag funktioniert. Vielleicht haben die, die den Maker von Anfang an begleitet haben, sich auch sattgesehen, während jüngere immer noch Unterhaltung finden.
Der XP-Nachfolger bietet ja immerhin die Chance, die technischen Grenzen des Urprogramms ergiebiger und auch für Anfänger leichter zu durchbrechen. Falls mit diesem Programm keine neuen Gampeplay ideen einziehen, wäre das schon ein Armutszeugnis der Makergemeinschaft. Aber so ganz neue Handlungs ideen erwarte ich auch da nicht. Es wird wohl die Regel bleiben, dass eine kleine Heldenschar auf Abenteur gegen anfangs übermächtig scheinende Gegner auszieht. Na und?
Habe ich ein Fazit? Vielleicht dieses: Früher hatten wir noch einen Kaiser, schönes Wetter und Kolonien. Nein, ich versuche es neu. Innovationen schreiben sich nicht herbei. Der RPG-Maker ermöglicht in einem durch seine Struktur von vornherein eingeschränkten Rahmen eine ganz bestimmte Art von Spielen. Wer Lust, Talent und Zeit hat, kann diesen Rahmen mit viel Mühe aufbrechen. Wer das aber als neue Selbstverständlichkeit einfordert, ist auf dem besten Wege in einen abseits stehenden Kokon. Wenn man wirklich Innovationen in der Breite fabrizieren will, muss man die Leute so nehmen, wie sie sind. Wer Mühe predigt, vergrault die Schäfchen. Der Erfolg muss sich anstrengungslos einstellen. Was nicht mit ein paar Klicks umsetzbar ist, bleibt der Minderheit vorbehalten.
So gesehen haben Fortschrittsfreunde nur eine Chance: In die Hacken spucken, sauber zusammengestellte RUBY-Schnipsel für den XP-Maker herstellen und zwar in einer Fülle, Vielfalt und Qualität, dass sich jeder Hobbyentwickler schnell und unkompliziert Menüs, Heldensteuerungen, Kampfelemente und ähnliches in beliebiger Zusammensetzung zusammenklicken kann.