Verzeiht mir, dass ich jetzt die anderen Antworten nur so überflogen hab, liegt an der frühen Stunde (haha, es ist fast halb 11 ... früh pffffff).

Also im Grunde bin ich ein Fan von Prologen, da diese meist auf eine schöne Dreigliedrigkeit des Romans schließen lassen: Der Teil, wo der Konflikt entwickelt wird (ehm...hier zu nennen seien Javier Sierras "Das geheime Abendmahl" oder Julia Navarros "Die stumme Bruderschaft" - jaja, mit ein bisschen Literatur protzen ist immer lustig =) ), der Teil, wo der Konflikt nach und nach aufgelöst wird - mitsamt genommenen Hürden und Spannungsmomenten - (trotz der meiner Meinung nach massenorientierten Schreibweise ist Dan Brown hier immernoch weit vorn zu nennen =) ) und der Teil, wo letztendlich alles aufgelöst wird.
Ich hab mich jetzt sehr auf historische Romane bezogen, aber bei Fantasysachen oder normaler zeitgenössischer Bellestritik ist das denke ich nicht unbedingt anders, bloß, das dort halt dieser aufklärende Touch fehlt (was ja stilbezogen alles andere als schlimm ist) ... in Krimis und dergleichen ist das genauso.

Jedenfalls kann es sich auch lohnen, einfach mit dem ersten Kapitel anzufangen. Ich denke, das wird man wiederum öfter bei der Belletristik antreffen, bei Fantasysachen ebenso ... bei Krimis sollte das denke ich auch machbar sein, wirkt meiner Meinung nach aber schon wieder zu unspektakulär (man hat ja auch bei diesen Krimiserien immer nen kleinen Prolog, wie die Opfer umkommen). Hier kann man sich auf die Einteilung der amerikanischen Kurzgeschichte (bei uns natürlich "kurze Erzählung" =) ) beziehen (Einleitung, Hauptteil, Schluss).

Was ich damit sagen will ist, dass die Wahl zwischen Prolog oder erstem Kapitel auch vorgibt, wie die Struktur deines Textes ausschaut (ich denke, dass passiert sowieso automatisch und das dort oben waren theoretisch nur Beispiele). Du musst also schonmal wissen, wie dein Roman aufgebaut sein soll, denn es ist ein Unterschied, ob du in einem Prolog kurz was erzählst, was schon ein paar Jahre oder Monate zurück liegt, oder, ob du im ersten Kapitel damit anfängst, dass deine Hauptfigur beispielsweise morgens aufsteht.

Und da wären wir eigentlich beim Hauptsächlichen: Wie fesselst du den Leser in dein Buch. Ich denke, es wird oft genug erzählt, dass die ersten 1-3 Sätze den Ausschlag dafür geben, ob der Leser ads Buch aus der Hand legt, oder nicht. Da könnte man jetzt noch dagegen argumentieren, dass manche Bücher auch einfach ein Statussymbol darstellen oder bestimmten "Intellektuellen" einen gewissen Raum bieten, ohne, dass die ersten 3 Sätze soo der Hammer waren (hier zu nennen vielleicht "Sylvie&Bruno", obwohl der Anfang dort auch nicht gerade öde ist, sondern eher erheiternd, wie auch das ganze Buch).
Jedenfalls gibt der Anfang dem Leser eine Ahnung, worum es in deinem Roman geht und was er zu erwarten hat. Ich denke, da ist klar, dass "Jim wachte auf als der Wecker klingelte" nicht sooo fesselt ... schonmal ein Satz verschenkt.

Ehm ja, ich denke ich red um den heißen Brei herum. Also meiner Meinung nach kann ein Prolog am besten fesseln, da er aus der Handlung herausgerissen ist und man automatisch wissen will, wie das mit der Haupthandlung (erstes Kapitel Absatz 1) in Verbindung steht. Ein herkömmlicher Kapiteleinstieg birgt zwar immer die Gefahr, dass es dem Leser zu öde wird, allerdings spricht hier die Struktur dafür und man kann in etwa so abrupt einsteigen, wie in die deutsche Kurzgeschichte.

Du musst also schließlich und endlich wissen, ob du mit einer abgedichteten Rahmenhandlung (sprich ohne abrupten Anfang) und einer bestimmten Textstruktur genug Spannung aufbauen kannst. Wobei der Prolog dir immer die Möglichkeit lässt, deine Handlung nach und nach aufzubauen, da du dadurch die Strecke zwischen Frage (Warum passiert das?/In welchem Zusammenhang steht das mit dem Haupttext?) und Auflösung erweiterst und der Leser als Nebeneffekt ein offenes Bild erhält. Die Kapitelvariante dir aber die Möglichkeit gibt, das Geschehen auf den Leser prasseln zu lassen, es ist aber letztendlich denke ich schwieriger, hier genug Anfangsspannung aufzubauen, obwohl man auch hier mit der richtigen Einsatztechnik (sprich "vor dem Anfang", "direkt am Anfang" oder gar "nach dem Anfang") viel rausreißen kann, je nach dem, worum es in deinem Roman eben geht.

So, da ich jetzt genug geschrieben hab, kurze Schleichwerbung: Solche Themen lassen sich sehr schön in Sachliteratur erschmökern, zu dem hier speziell (wie auch zu vielen anderen muss ich sagen) würde ich Elizabeth Georges "Wort für Wort - oder die Kunst, ein gutes Buch zu schreiben" empfehlen. Das gibts bei uns in der Stadtbibliothek und ich denke, dass werden auch viele viele andere Bibliotheken vorrätig haben, zumal Sachliteratur zu dem Thema selten vergriffen ist - Schriftsteller sind schon ein eitles Volk - und explizit unsere Bibliothek nur die allernötigsten Standartwerke parat hat (behaupte ich jetzt mal), sprich andere werden da sogar noch besser asugestattet sein.

Punkt. *luft hol*