Ich frage mich öfter, was die Geschichte von XG so gut macht. Ich denke, das im großen betrachtet dieses gigantische epische Gefühl einen Teil davon ausmacht. Die Story entfaltet sich im Laufe des Spiels auf über 10000 Jahre. Storydungeons wie der Babel Tower und auch das Intro erschließen sich im späteren Verlauf in ein so episches Bild, dass man eigentlich nur noch mit offenem Mund vorm Fernseher sitzen kann ^^
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Das kann ich ja nachvollziehen. Man müsste böse lügen, würde man behaupten die Handlung nehme keine epischen Ausmaße an. So weit, so gut. Aber…
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Xenogears schafft es, ernsthafte Themen so zu präsentieren, dass der Zuschauer das Spiel selber ernst nehmen kann, die Geschichte, die Charaktere.
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…hier hätten wir das erste Problem. Es wurde einfach das falsche Medium gewählt. Die Geschichte wurde im Spiel zweifelsohne suboptimal erzählt. Eine TV-Serie á la NGE wäre eine bessere Alternative gewesen. Zum einem werden Videospiele nach wie vor nicht wirklich ernst genommen oder gar als eigenes Medium anerkannt, andererseits kann man leider im Film sehr viel weiter gehen, als in Videospielen, was – wie ich finde, sehr paradox ist, da man mit virtuellen Figuren und Locations doch eigentlich anstellen könnte, was immer man will.
Bei 90% aller Videospiele merkt man das es solche sind. Doch alleine schon die Interaktion zwischen Spieler und der virtuellen Welt ließe unzählige Möglichkeiten zu, dies auch in die Handlung zu integrieren (Panzer Dragoon Saga). Eine Geschichte wie die von XG hätte als Film oder Serie künstlerisch adäquat umgesetzt ein Erlebnis werden können, das seinesgleichen sucht. Kleines Beispiel: Such im Netz mal nach dem Kunstfilmregisseur Alejandro Jodorowsky und dessen surreale Hauptwerke „El Topo“, „The Holy Mountain“ und „Santa Sangre“. Er schaffte es religiöse Symbolik künstlerisch, kryptisch wie ästhetisch höchst anspruchsvoll umzusetzen. Man stelle sich nun die Story von XG mit der Optik und Symbolik vor… X_X
So wie es aber letztendlich gelöst wurde, hatte man das Gefühl die Entwickler wollten so viel religiöse Insignien und Begriffe wie nur erdenklich einbauen, koste es was es wolle -> Xenosaga: Man steuert in seiner Party… WTF?!? Worauf ich hinaus will ist, dass die Geschichte einerseits zum Teil wirklich schlecht erzählt wurde und andererseits das Medium falsch gewählt wurde, weil man sich bei XG vor allem am Spielen stört und nicht etwa an den langen Sequenzen. Vom eigentlichen Spielen her gesehen ist XG unterirdisch. Dann kommt hinzu dass die Grafik eine Zumutung ist. Die Hintergründe sind freilich nett, aber die Sprites reine Pixelzwerge… Und eine Geschichte wie XG hätte optisch auch adäquat umgesetzt werden müssen, also eher so in die Richtung FF VIII, etc.
Letztendlich finde ich, dass XG bei weitem nicht das geworden ist, was es hätte sein können. Wie Waku vorher mal erwähnt hat, zählt vor allem wie eine Geschichte rüber gebracht wird und XG wirkt da mal ganz und gar nicht wie aus einem Guss. Ich bin absolut kein XG-Hasser, aber ich finde das die Fans immer die negativen Aspekte des Spieles verdrängen und sich selbst offensichtlich schlechte Ergebnisse wie das Storytelling schön reden und so tun, als wenn es nie und nimmer bessere hätte gelöst werden können.
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Wertungen wie 11/10 zeigen nur, dass Xenogears hinsichtlich dieses Ziels ganze Arbeit geleistet hat.
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… Äh ja… Vielleicht zeigt es auch nur dass manche Kritiker einen Knall haben, vorgeschriebene Wertungssysteme einfach zu vergewaltigen. Ich kann mich nicht erinnern in der Schule für besonders gute Leistungen mehr als eine 1 bekommen zu haben. Keine 1+, keine römische 1, gar nichts. Bin in dem Punkt vielleicht etwas konservativ, aber ein Wertungssystem ist für mich dazu da, ein Spiel in einer vorgegeben Skala zu bewerten. Wertungen wie eben 11/10, -3/10, etc sind idiotisch, weil sie den Rahmen einfach sprengen und darüber hinaus aus der Reihe tanzen, was jedem anderem Spiel gegenüber unfair ist, dass schlechter bewertet wurde…
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Solche geheimnisvollen Geschichten, die sich erst im Laufe des Spiels entblättern sollen, werden immer so erzählt, dass man im ersten Spieldurchlauf denkt "Eh?" und im zweiten dann "Ah!", weil man dann wieder Szenen sieht, die nun Sinn ergeben. Kann man das echt als Kritikpunkt ansehen?
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Nein, natürlich nicht. So habe ich Geschichten am liebsten, aber nur wenn sie gut umgesetzt wurden.
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Unsinn, das versucht man XG doch schon seit Jahren anzuhängen. 1:1 wurde hier mal gar nix übernommen. Anlehnungen vielleicht, aber auch religiöse und philosophische Thematiken hat NGE nicht erfunden.
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Viel wichtiger: Japaner haben religiöse wie auch philosophische Anspielungen nicht erfunden Nun, die Causa „NGE -> XG?“ kann man sehen wie man will… Gendo Ikari = Krelian, etc... Zufälle sind diese Ähnlichkeiten garantiert keine. Aber ist im Endeffekt auch egal.
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Liegt wohl daran, dass es immer wieder vorkommt, dass Xenogears im Zusammenhang mit "überbewertet" auftritt und ich das so nicht stehen lassen kann. ^^ Ein Fan muss tun, was ein Fan tun muss!
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Und ein Nörgler muss tun, was er tun muss ^_-
Ich möchte dir ja nicht zu Nahe treten oder deine Kompetenz in Frage stellen, also bitte interpretiere folgendes nicht falsch.
XG ist sicher überbewertet. Müsste ich es benoten, würde das wie folgt aussehen:
Story: 4/5 (Wegen der suboptimalen Umsetzung)
Grafik: 3/5 (Sprites…)
Musik: 3,5/5 (Wohl der am meisten überschätzte RPG-Soundtrack ever)
Spielsystem: 3/5 (Turm zu Babel, etc)
Fazit:
Insgesamt ist XG einfach nur durchschnittlich. Story an sich ist weit mehr, aber mangels wirklich gut gelungener Umsetzung auch nicht das Nonplusultra als welche sie Fans gerne mal herstellen.
Das du ein Fan von XG ist ja in Ordnung. (Folgendes bezieht sich nicht auf dich, sondern ist eine allgemeine Feststellung.) Die Sache ist nur die, dass es einige duzend andere Rollenspiele gibt bei denen die Balance zwischen Spielbarkeit, Story, Musik und Grafik sehr, sehr viel besser gelungen ist. Und diese Spiele sind zum Teil eher Nischenprodukte, die nur wenige Leute interessieren. Sei es nun ein Shadow Hearts, oder was auch immer. Ich sehe es nicht gerne, wenn XG als das Nonplusultra dargestellt wird, obwohl es objektiv bewertet, diesen Status nicht verdient. Das ist meiner Meinung nach jedem RPG gegenüber unfair, das mehr wie aus einem Guss wirkt wie XG. Und davon gibt es ja eine Menge
Aber gut, ich respektiere deine Meinung schon, also bitte nicht hauen, wenn du meine jetzt ganz und gar scheußlich findest
BTW Eines der wenigen J-RPGs, das meiner Meinung nach annähernd perfekt ist – Zeitpunkt der VÖ, technische Möglichkeiten und Konkurrenz berücksichtigt, das wäre Final Fantasy VI. Hier ist es den Entwicklern wirklich gelungen alle Facetten eines RPGs so gut wie nur möglich umzusetzen. Hier passt einfach alles zusammen. Bei XG jedoch kann davon keine Rede sein.
@Tigerlily
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Nö, ich habe keine Trolle und Orks - aber bei einigen Nachbarn und manchen Verkehrsteilnehmern komm ich schon ins Grübeln, ob das nicht Orks und Trolle sind
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Hatte auch schon den Verdacht dass manche Österreicher asoziale Autofahrer sind.