Kapitel XI: Die letzte Cetra
Cloud sah vor sich die zertrümmerte Straße, auf der er mit Aeris gegangen war. Er wollte losgehen, als plötzlich sein Kopf durch einen hämmernden Schmerz gequält wurde. Er brach zusammen und um ihn wurde es schwarz. Wieder hörte er das kalte Lachen, das durch seinen Schädel hallte. Doch diesmal sprach die Stimme sogar: "In meinen Adern fließt das Blut des alten Volkes...ich bin der rechtmäßige Erbe des Planeten."
"Was? Wer bist du?", fragte Cloud schwach und dann verschwand die Dunkelheit um ihn und mit ihr auch die Stimme. Neben sich sah er Tifa und Barret.
"Cloud, was ist?", fragte Tifa besorgt.
"Nichts, es ist alles in Ordnung.", keuchte Cloud.
"Wo wolltest du denn eigentlich hin?", fragte Barret.
"Ich muss zu Mutter von Aeris und ihr erzählen, was passiert ist.", sagte Cloud.
"Aeris?", fragte Barret, "ach so, dieses Mädchen, das Tseng und Reno mitgenommen haben."
"Genau die.", bestätigte Tifa, "Cloud, wo wohnt denn ihre Mutter?"
"Folgt mir einfach, ich kenne den Weg.", entgegnete Cloud und raffte sich vom Boden auf. Während sie die kaputte Straße hinunter gingen, gingen Cloud diese Worte der mysteriösen Stimme nicht aus dem Kopf. Sie gingen durch das Loch in der Mauer, die die Slums der Sektoren Nr.5 und 6 trennte. Dann gingen sie über den verroteten Marktplatz und bis zu Aeris Haus mit dem Blumenbeet und dem Teich daneben.
"Wow!", rief Barret aus, "so schöne Natur mitten in Midgar!"
"Solche Blumen hätte ich gern tausendfach!", rief Tifa begeistert.
Sie gingen herein und sie trafen im Wohnzimmer Elmyra Gainsborough, die am runden Tisch saß.
"Hallo, Herr Strife.", grüßte Frau Gainsborough traurig.
"Wissen Sie schon, dass Sektor Nr.7 vernichtet wurde?", fragte Cloud.
"Ja, einige Minuten schon, nachdem der Sektor vernichtet wurde, kam auf ShinRa Information Network die Nachricht, dass eine Truppe namens Avalanche den Sektor zerstört hat.", sagte Elmyra.
"Das war ja klar, dass ShinRa diese Ausrede nimmt!", brummte Barret.
"Aeris wurde entführt.", fuhr Cloud traurig fort.
"Ich weiß.", entgegnete Elmyra.
Cloud, Barret und Tifa machten überraschte Gesichter.
"Aeris kam vor einigen Minuten hier zu mir. Sie brachten ein kleines Mädchen in einem rosa Kleidchen hierher.."
"Das muss Marlene sein!", unterbrach Barret freudig, "wo ist sie?! Sie ist meine Tochter!"
"Ihre Tochter?", fragte Elmyra, "warum waren Sie nicht bei Ihrer Tochter? Sie braucht ihren Vater wie jedes andere Kind."
"Ich weiß das doch, aber ich habe gegen ShinRa gekämpft. Es war nicht Avalanche, die Sektor Nr.7 zerstört hat, sondern der ShinRa-Konzern selbst!", sagte Barret.
"Das hat Aeris mir gesagt. Sie hat mir erzählt, was der ShinRa-Konzern vorhatte.", sagte Elmyra.
"Ich musste kämpfen.", beteuerte Barret, "ich will zwar bei meiner Tochter sein, aber auch sie war in Gefahr, als die T.U.R.K.S und ShinRa-Soldaten den Sektor angegriffen haben. Ich will zwar bei ihr sein, aber der ShinRa-Konzern ist eine Gefahr für den Planeten, deshalb kämpf´ ich weiter."
"Wieso wissen Sie von Aeris´ Entführung?", nahm Cloud das ursprüngliche Gesprächsthema wieder auf.
"Als Aeris die kleine Marlene hierher brachte, tauchte plötzlich Tseng, der Chef der T.U.R.K.S hier auf und nahm sie mit. Aeris ist eine Überlebende des alten Volkes, die man auch Cetra nannte.", sagte Elmyra.
Cloud, Barret und Tifa konnten es nicht fassen.
"Moment mal!", wandte Tifa ein, "wenn Aeris vom alten Volk ist, dann müssten Sie das aber auch sein, oder?"
"Nein, ich bin nicht Aeris´ wirkliche Mutter.", entgegnete Elmyra, "ich werde Ihnen erzählen, was alles geschehen ist. Vor 14 Jahren tobte noch der Mako-Krieg zwischen Wutai und Fort Condor gegen ShinRa. Mein Ehemann wurde damals von den Militärchefs von ShinRa in die Armee einberufen und ich blieb allein hier in meinem Haus in Midgar allein. Viele Monate war ich allein und voller Angst, dass mein Mann im Krieg gefallen sei. Dann traf plötzlich ein Brief ein, in dem stand, dass mein Mann einen Monat Urlaub von den Militärchefs zur Verfügung gestellt bekomme und nach Midgar zurückkehre. Ich war voller Freude und machte mich dann auf zum Bahnhof an dem Tag, der im Brief genannt war. Ich wartete viele Stunden. Die Züge kamen nach und nach, aber mein Mann kam nicht zurück."
"Wie traurig für Sie.", sagte Tifa mitfühlend.
"Viele Monate lang ging ich jeden Tag zum Bahnhof, aber mein Mann kam nicht zurück. Etwa ein Jahr, nachdem mein Mann zur Arme gegangen war, ging ich wie immer zum Bahnhof und ich sah auf dem Bahnsteig eine Frau liegen. Sie war erschöpft und sogar verletzt. Ich eilte ihn.
>Um Gottes willen, brauchen Sie Hilfe?!<, fragte ich.
>Nein, mir ist nicht mehr zu helfen, ich sterbe. Bitte, gute Frau, kümmern Sie sich um meine Tochter Aeris.<, sie deutete auf ein kleines Mädchen neben ihr. Das Mädchen war natürlich Aeris, damals war sie neun Jahre alt.
Leider war der Frau nicht mehr zu helfen und sie starb noch auf dem Bahnsteig. Ich war so einsam und ich empfand tiefstes Mitleid für die kleine Aeris, so dass ich sie mit zu mir nahm. Unsere Beziehung entwickelte sich prächtig und wir verstanden uns prima. Die Kleine sprach sehr gern und redete über alles mit mir. Sie schien ein besonderes Kind zu sein und sie erzählte mir immer von dem Lebensstrom und wie die Seelen der Toten zum Lebensstrom zurückkehrten. Ich verstand sie nicht sonderlich, aber ich hörte ihr gern zu. Sie konnte auch Dinge in der Zukunft spüren. Das merkte ich, als sie eines Tages zu mir kam und sagte: >Mama, bitte sei nicht traurig, aber ein Mensch, der dir nahesteht, ist gerade gestorben.< Ich wusste nicht, was sie meinte, aber wenige Tage danach traf ein Brief ein, in dem stand, dass mein Mann in der Nähe von Wutai getötet wurde. Ich verfiel in furchtbare Trauer, aber zum Glück hatte ich Aeris, die mich tröstete.
Eines Tages tauchte dann ein Mann in Schwarz auf. Dies war Tseng, der Chef der T.U.R.K.S. Er sagte zu mir: >Ihre kleine Aeris ist eine Angehörige des alten Volkes und sie muss zum ShinRa-Konzern. Sie kann uns helfen, das verheißene Land zu finden.<
>Vom alten Volk?<, fragte ich, >davon wusste ich nichts, aber Sie können doch nicht einfach meine Kleine wegnehmen!<
Da kam Aeris zu Tseng und mir ins Wohnzimmer. <Wer ist denn der Mann, Mama?>
>Ich bin Tseng und ich möchte dich was fragen, Kleine.<, sagte Tseng mit einschmeichelndem Ton.
>Was denn?<, fragte Aeris.
>Du bist doch vom alten Volk, nicht wahr?<, fragte Tseng.
>Nein!<, protestierte Aeris. Sie wusste natürlich, dass sie es war, aber sie wollte das Tseng gegenüber nicht zugeben, weil sie ihn noch nicht kannte.
>Oh doch, bist du.<, bekräftigte Tseng, >wir brauchen deine Hilfe bei wichtigen Arbeiten, wie wär´s, Aeris?<
>Ich will nicht mit euch arbeiten und ich bin nicht vom alten Volk!<, sagte Aeris wieder.
>Aber Aeris.<, sagte Tseng, >du hörst doch bestimmt Stimmen aus dem Planeten, wenn du allein bist, nicht wahr?<
>Nein!<, rief Aeris und dann rannte sie aus dem Raum.
Tseng ging darauf wieder. Aber er kam öfters zurück und schaute, wie Aeris sich entwickelte und er erkundigte sich immer nach ihrer Gesundheit. Ich glaubte aber die ganze Zeit, dass der ShinRa-Konzern immer noch Interesse an Aeris hatte und heute kam Tseng mit einem helikopter wieder und holte sie ab. Dann flog er mit ihr Richtung Sektor Nr.7.", beendete Elmyra.
"Und in Sektor Nr.7 haben wir ihn selbst gesehen und Aeris auch.", sagte Cloud.
"Wenn Aeris vom alten Volk ist und die T.U.R.K.S sie geholt hat, dann haben sie sie bestimmt direkt in die ShinRa-Kommandozentrale gebracht.", meinte Tifa.
"Dann holen wir sie da raus.", sagte Cloud entschieden.
"Aber zuerst will ich Marlene sehen.", sagte Barret.
"Sie ist oben.", sagte Elmyra und Barret ging eilig nach oben.