Viel Vergnügen beim nächsten Kapitel.
Kapitel III: Das Versteck im Untergrund
Die Abendlaternen des Bahnhofs von den Slums in Sektor Nr.7 glommen schwach, als die Passagiere des Zuges ausstiegen und sich in verschiedene Richtungen davon machten. Biggs, Wedge und Jessie liefen auf dem grauen Bahnsteig umher und beobachteten alles ganz genau, als würde jeden Moment die ganze ShinRa-Armee aus den Trümmerbergen hervor kommen. Als sie festgestellt hatten, dass alles ruhig war, versammelten sie sich wieder auf dem Bahnsteig. Barret wartete auf sie, nebene ihm Cloud.
"Also Leute, diese Mission war ein Erfolg.", verkündete Barret nicht ohne Stolz, "aber glaubt nicht, dass wir uns jetzt auf unsere Lorbeeren ausruhen können, es bleibt noch viel für uns zu tun. Darüber reden wir aber später, jetzt geht´s ab zum Versteck!"
Sie gingen weg vom Bahnsteig und kamen zu einem kleinen Feld zwischen mehreren Trümmerbergen, vor denen heruntergekommene Einwohner hockten, um entweder zu betteln oder den nächstbesten zu überfallen. Am Rand dieses Feldes sahen sie einen großen Drahtgitterzaun, der eine riesige Stahlsäule einschloss, die fünfzig Meter über ihren Köpfen die Platte von Sektor Nr.7 hielt. Cloud sah an der mächtigen Stütze hoch. Neben der großen grauen Stahlsäule stand ein großer Eisenpfeiler, an dem hunderte kleine Lämpchen hingen, der die nächste Umgebung der Slums schwach erhellte. Auf diesem Eisenpfeiler, der fast so hoch war wie die Stütze selbst, thronte eine runde von einem ebenso runden Geländer umgebene Plattform. Der Eisenpfeiler im Ganzen war durch große dünne Rohre mit der Stütze verbunden. Cloud fragte sich insgeheim, wozu dieser Eisenpfeiler überhaupt existierte, aber er sprach seinen Gedanken nicht aus. Er folgte den Avalanche über einen Weg zwischen den Trümmern, der sie nach einer kurzen Wanderschaft zu einer Ansammlung von Häusern führte. Häuser waren das eigentlich nicht, es waren Hütten, die aus Holz und metallischem Schrott, den man in den Slums im Übermaß finden konnte, zusammengezimmert waren. Unter diesen Hütten befand sich ein unscheinbarer Holzschuppen, über dessen Eingangstür ein großes graues Schild hing, auf dem in grün leuchtenden Buchstaben stand:
Seventh Heaven
Das war Tifas Bar. Cloud und Avalanche gingen hinein. Es war außer ihnen kein Gast mehr da, denn es war schon spät. Im Laden standen zwei Holztische, an denen jeweils vier Stühle standen. Am anderen Ende der kleinen Bar, stand eine Theke, hinter der ein Regal voller alkoholischer und nicht alkoholischer Getränke stand. An der rechten Wand stand eine Music-Box und daneben ein scheinbar uralter verrosteter Flipperautomat, in den schon zigmal Geld eingeworfen worden sein musste, woraufhin die Kugel durch die Parkours jagte und dann ebenso oft, wie das Geld kam, wieder in einem dunklen loch verschwand. Barret und seine Gefährten setzten sich an einen der beiden Tische. Cloud nahm sich einen Stuhl vom anderen Tisch und setzte sich darauf. Auf einmal ging eine Holztür hinter der Theke auf und Tifa kam in Begleitung eines kleinen Mädchens, das kurze dunkle Haare hatte und ein rosa Kleidchen trug, herein. Das kleine Mädchen war Marlene Wallace, Barrets 8jährige Tochter.
"Schön, dass mit euch alles in Ordnung ist!", sagte Tifa erfreut, "und Cloud, wie war dein Anfang als Söldner?"
"Ganz in Ordnung.", erwiderte er, "oh, ich habe in Sektor Nr.8 noch was erstanden." Cloud holte die zwei Blumen hervor. Er reichte Tifa und Marlene je eine.
"Sind die aber schön!", sagte sie erfreut, "und sie duften herrlich, es ist wirklich schade, dass sowas in Midgar schon fast vergessen ist. Am liebsten hätte ich die ganze Bar voll solcher Blumen!", sagte sie, dann nahm sie Marlene bei der Hand, "Malli, bedank dich bei Cloud."
"Danke...", sagte sie schüchtern, dann drehte sie sich um und lief lachend zu ihrem Vater, der sie ebenfalls liebevoll lachend auf die mächtige Schulter nahm. Als Vater hatte sich Cloud Barret nie vorstellen können, da wirkte er ganz anders als der Haudegen, als den er Barret bis jetzt kannte.
"Na, wie geht´s, Marlene?", fragte Barret freundlich, "wo hast du denn die schöne Blume her?"
"Von Cloud..."
"Nett von ihm, hast du dich auch bedankt?"
"Ja, hab ich..."
"He, Cloud, setz dich doch zu uns!", bot Wedge freundlich an.
Cloud folgte widerwillig der Aufforderung und stellte seinen Stuhl zu den Avalanche. Tifa servierte auf einem Tablett zwei Bier für Barret und Biggs, ein Wasser für Jessie und ein Kongnak für Wedge.
"Möchtest du auch was, Cloud?", fragte Tifa.
"Ne, lass mal, ich will nichts.", Cloud winkte ab.
"Okay."
"He, Cloud, ich muss dir mal was erzählen.", Wedge tippte Cloud auf die Schulter.
"Worum geht´s denn?", fragte Cloud etwas gelangweilt.
"Immer wenn Tifa die Gerichte hier im "Seveth Heaven" kocht, dann lässt sie mich kosten, darum bin ich jetzt kugelrund.", er betrachtete mit einer Mischung aus Trauer und Belustigung seinen dicken Bauch, "ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll. "Seventh Heaven" ist in ganz Midgar bekannt und anerkannt für sein gutes Essen und für seine Drinks erst recht!" Wedge lachte fröhlich und nippte weiter an seinem Kongnak.
"Warum bist du denn so steif, Cloud?", fragte Jessie, "sei locker, wir sind doch unter Kameraden!"
In Clouds Gedanken spiegelten sich die Geldscheine wieder, die Barret ihm immer noch nicht gegeben hatte.
"Malli, bleib doch noch ein bisschen bei Tifa, ja?", sagte Barret, "Vati muss noch was mit unseren Freunden besprechen."
"Okay.", erwiderte die Kleine und setzte sich auf einen der Stühle an der Bar, hinter der Tifa arbeitete.
"Also denn, Leute.", sagte Barret zu Cloud und Avalanche gewandt, "wir gehen runter und besprechen uns dann dort."
Barret stand auf und stellte sich dann vor den alten Flipperautomaten. Er drückte einen kleinen Schalter, der durch den Automaten so verdeckt war, dass man normalerweise nicht drauf kommen würde, dass er da sei, es sei denn, man wüsste es, so wie Barret und seine Leute. Ein viereckiges Feld des Holzfußbodens, auf dem der Flipperautomat stand, fuhr wie ein Fahrstuhl in die Tiefe, dann kam es wieder hoch, ohne Barret. Biggs, Wedge und Jessie fuhren ebenfalls nach unten. Cloud blieb schweigend sitzen. Tifa kam hinter der Theke hervor und setzte sich neben ihn an den Tisch.
"Was ist denn los mit dir, Cloud?", fragte sie besorgt, "du siehst müde aus."
"Nein, es ist nichts, wirklich.", bekräftigte Cloud.
"Wirklich? Fühlst du dich wirklich gesund? Weißt du, ich habe einmal geträumt, dass du weg gehen würdest, ganz weit weg..bist du wirklich du selbst?", fragte Tifa seltsam ängstlich.
Cloud verstand überhaupt nicht, wieso sie diese Frage stellte. Er stand auf, um diesem Gespräch auszuweichen. "Ich geh nach unten zu den anderen."
Er stellte sich vor den Automaten, so wie die anderen, und fuhr dann herunter. Als er unten angekommen war, stand er in einem viereckigen kleinen Keller, in dessen Mitte ein langer Holztisch stand. In einer Ecke hing ein großer Sandsack, gegen den Barret wie ein rasender Stier, abwechselnd mit seiner menschlichen Faust und mit seinem Gewehrarm donnerte. Cloud fürchtete, dass der Sandsack entweder aufplatzen oder gegen die Wand knallen würden. An der Wand gegenüber Barret standen ein Computer und ein großer Fernsehbildschirm. Über dem Fernsehr hing ein großes rotes Tuch, auf das ein weißer Totenschädel gezeichnet war. Jessie arbeitete am Computer und Biggs und Wedge saßen am großen Tisch. Cloud setzte sich ebenfalls.
Barret unterbrach sein Training und wandte sich von dem Sandsack ab. "Jessie, schalt mal die Nachrichten ein, ich will wissen, ob die was über die Explosion von Reaktor Nr.1 bringen."
Jessie folgte der Aufforderung und schaltete unter den Fernsehsendern hin und her, bis sie S.I.N gefunden hatte, das ShinRa-Information-Network.
Das Bild eines Reporters war auf dem Schrim zu sehen.
"Heute wurde in Midgar ein Bombenanschlag auf den ersten Mako-Reaktor Midgars verübt. Wir befragten Präsident ShinRa persönlich zu der Sache. Er äußerte sich dahingehend, dass allein die Terrortruppe Avalanche für den Anschlag verantwortlich sei. Weiterhin teilte der Präsident mit, dass S.O.L.D.I.E.R bereits mobil gemacht wurde, um die Attentäter zu infiltrieren und zu eliminieren. Der Präsident versichert, dass zur Zeit keine weitere Gefahr drohe und wünscht den Bürgern Midgars eine angenehme Nacht."
"Schalt das ab!", sagte Barret wütend, "ich halte diese großen Reden auf diesen Scheißpräsidenten nicht mehr aus. Er tötet den Planeten mit seinen Reaktoren und WIR gelten als Terroristen, das ist doch nicht zu fassen!" Er hämmerte mit seinem Gewehrarm auf den Tisch, der daraufhin so heftig knarrte, dass alle befürchteten, er sei hinüber.
Jessie schaltete S.I.N weg.
"Was erwartest du, Barret?", fragte Wedge mit beruhigendem Tonfall, "S.I.N gehört dem ShinRa-Konzern, ist doch klar, dass dort nur positives Zeug über den Präsidenten gesagt wird."
"Auch wahr, trotzdem scheiße.", grummelte Barret und machte sich wieder an das Training mit dem Sandsack.
Wedge wandte sich freundlich Cloud zu. "Warum verhälft du dich so kalt, Cloud? Stimmt irgend etwas nicht? Wenn du Hilfe brauchst, dann kannst du jederzeit mit mir reden, schließlich sind wir doch Kameraden."
"Jaja, schon klar...", sagte Cloud abwesend und hörte noch zu, wie Wedge sagte: "Du brauchst Freunde, wie wir alle."
Barret unterbrach sein Training und wandte sich an Cloud. "Sag mal, waren unter denen, gegen die wir beim Reaktor gekämpft haben, auch Mitglieder von S.O.L.D.I.E.R dabei?"
Cloud grinste überheblich. "Wenn da welche von S.O.L.D.I.E.R dabei gewesen wären, würdest du nicht mehr lebend vor mir stehen."
Barrets Miene verzerrte sich zu einer hässlichen Grimasse. "Was soll das denn jetzt?! Redest du hier S.O.L.D.I.E.R so hoch und glaubst wohl, du wärst selbst so ´ne große Nummer, weil du bei denen warst, was?!"
"Barret, beruhige dich, das meint er doch nicht böse.", meinte Biggs und fasste Barret an der Schulter. Barret stieß seinen Freund grob von sich weg.
"Oh ja, du bist stark.", fuhr Barret an Cloud gewandt fort, "wahrscheinlich ist jeder stark, der bei S.O.L.D.I.E.R ist oder war, aber vergiss nicht, dass du im Moment für Avalanche arbeitest. Glaub nicht, dass du dich noch an den ShinRa-Konzern klammern kannst, wenn´s mal brenzlig wird!"
Cloud funkelte Barret zornig an und wuchtete sich von seinem Sitzplatz. "Du hast eine Frage gestellt und ich habe sie beantwortet! ShinRa interessiert mich nicht!"
"Was ist denn hier los?", fragte eine Stimme. Barret und Cloud sahen sich um, Tifa war mit dem Flipperautomaten heruntergefahren.
"Ich gehe, macht´s mal gut.", sagte Cloud und schob sich an Tifa vorbei vor den Flipper.
"Nicht doch, Cloud.", bat Tifa und auch Biggs, Wedge und Jessie sagten mit ihren Blicken dasselbe.
"Lass ihn doch machen, was er will.", meinte Barret gleichgültig, "es sieht so aus, als würde er den ShinRa-Konzern immernoch vermissen."
"Klappe!!", erwiderte Cloud wütend, "mir liegt weder an ShinRa noch an S.O.L.D.I.E.R etwas! Aber versteh mich nicht falsch: Avalanche und eure Rettungsaktion für den Planeten ist mir genauso egal!" Cloud drückte einen Knopf und fuhr mit dem Flipper nach oben. Als Cloud oben angekommen war, fuhr der Flipperautomat automatisch wieder zurück in den Keller. Cloud wollte gerade den "Seventh Heaven" durch die Eingangstür verlassen, als ihn eine Stimme von hinten zurückhielt.
"Du willst also tatsächlich gehen?" Es war Tifa, die mit dem Flipperautomaten wieder hochgefahren war.
"Ja.", antwortete Cloud knapp.
"Cloud, ich möchte dich um etwas bitten.", begann Tifa, "mach bei uns mit."
"Wozu?", fragte Cloud kalt.
"Der Planet stirbt, Cloud! Langsam, aber sicher! Wir müssen etwas dagegen tun.", bat sie.
"Sollen doch Barret und Avalanche was dagegen tun, ich habe damit nichts am Hut.", meinte Cloud und drehte sich um, um die Bar endgültig zu verlassen, doch Tifa fasste ihn bei der Hand.
"Du willst uns also einfach hängen lassen, trotz des Versprechens, das du mir damals gegeben hast?!"
"Ich weiß nicht, welches Versprechen du meinst.", erwiderte Cloud.
Tifa schüttelte den Kopf. "Das kannst du nicht vergessen haben, Cloud. Ich erinnere mich noch ganz genau daran. Es war vor sieben Jahren, als wir noch in Nibelheim gewohnt haben. Es war in einer kühlen Winternacht, als du mich gebeten hast, zum Wasserturm in der Mitte des Dorfes zu kommen. Ich war etwas überrascht, aber ich kam. Du warst schon vor mir da und wir setzten uns auf den Turm.
<Was wolltest du denn erzählen, Cloud?>, fragte ich dich und du hast geantwortet: <Wenn es Frühling wird, dann werde ich Nibelheim verlassen, ich gehe nach Midgar.>
<Viele Jungen gehen in dieser Zeit.>, meinte ich.
<Ja, aber ich will mir in Midgar einen Job suchen und ich weiß auch schon, was ich tun will, ich will zur Eliteeinheit S.O.L.D.I.E.R beim ShinRa-Konzern!>, sagtest du ganz aufgeregt.
<Ist es schwer, zu S.O.L.D.I.E.R zu kommen?>, fragte ich weiter.
<Hm, ich denke schon.>, meintest du, <ich werde wahrscheinlich eine Weile lang nicht nach Nibelheim zurückkommen. Aber ich werde mein Bestes geben, ich werde so gut sein, wie Sephiroth.>
<Der große Sephiroth...>, murmelte ich, <glaubst du, dass mal in der Zeitung etwas über dich drin stehen wird?>
<Ich werde mir Mühe geben!>, sagtest du voller Begeisterung.
<Hey, warum geben wir kein Versprechen ab?>, schlug ich vor.
<Was für ein Versprechen denn?>, wolltest du wissen.
<Wenn du gut bist bei S.O.L.D.I.E.R, dann möchte ich, dass du eines Tages kommst und mich rettest, wenn ich in Schwierigkeiten stecke.>, erklärte ich.
<Was?>, fragtest du erstaunt.
<Komm schon, versprich es mir. Wenn ich in Not bin, kommt ein Held und rettet mich, das möchte ich wenigstens einmal erleben.>, bat ich.
<Okay, ich verspreche es.>, erwidertest du.
Erinnerst du dich, Cloud?"
"Ja, damals vor sieben Jahren, als die Sterne so schön funkelten.", überlegte Cloud.
"Jetzt ist der Moment, wo du dein Versprechen einlösen kannst!", sagte Tifa.
"Das kann ich nicht, ich bin nicht berühmt, über mich stand nie was in der Zeitung! Ich bin nicht der Held, der dich retten soll!", wehrte Cloud ab.
"Aber dein Kindheitstraum ist doch Wirklichkeit geworden, du bist tatsächlich S.O.L.D.I.E.R beigetreten. Dass du jetzt nicht mehr dort bist, spielt keine Rolle!", konterte sie.
Sie konnten nicht mehr weiter reden, denn in diesem Moment beförderte der Flipperautomat wieder einen Passagier zu ihnen nach oben, es war Barret.
"Moment, du großer S.O.L.D.I.E.R.", sagte er und kramte in seiner Hosentasche herum, "hier hast du deinen Zaster!" Er warf ein Bündel Geldscheine vor Cloud auf einen der beiden Holztische.
"Es sind 1.500 Gil, wie abgemacht.", schloss Barret ab.
Cloud sah kurz Tifa an, dann wandte er sich Barret zu.
"Der nächste Anschlag ist unter Dach und Fach: Für 3.000 mach ich´s.", sagte Cloud.
"Was???!!!", Barret zuckte zusammen, "3.000?! Das kann doch wohl nicht wahr sein!"
Tifa nahm Barret beiseite. "Barret, wir brauchen ihn doch, oder?"m flüsterte sie.
"Ja, aber 3.000! Ich muss doch auch Marlenes Ausbildung finanzieren.", zischte Barret, dann wandte er sich an Cloud, "für 2.000."
"Einverstanden.", Cloud nickte.
"Danke, dass du dein Versprechen hälst.", sagte Tifa und machte sich dann wieder an ihre Arbeit hinter der Theke.
"Wir bereiten heute Nacht alles vor.", erklärte Barret, "morgen geht´s zeitig los und dann ist der nächste Reaktor dran!"
"Okay.", sagte Cloud und sie fuhren wieder in den Keller, wo sie alles vorbereiteten und dann anschließend schliefen.