"FF: Der Erbe des Planeten" geht weiter. Viel Lesespaß bei Kapitel II.
Reeve
Kapitel II: Die Stadt ohne Tage und Nächte
Cloud und die Avalanche hockten mit angespannter Ruhe in dem dunklen Tunnel, in dem sie ihre Rettung gesucht und gefunden hatten. Sie hörten immer noch die Explosionen und das Donnern des Metalls, als es fünfzig Meter unter ihnen auf dem Boden des Planeten aufschlug. Nach einigen Minuten herrschte Stille.
"Das sollte dem Planeten einige Tage mehr Leben schenken.", meinte Barret.
"Zumindest bis Präsident ShinRa und seine Leute ihre finanziellen Mittel eingesetzt haben, um diesen Reaktor neu zu bauen oder irgendwo durch einen anderen zu ersetzen.", sagte Wedge besorgt.
"Nicht so pesimistisch, alter Junge!", Biggs lachte herzlich und klopfte Wedge dabei auf die Schulter, "Präsident ShinRa knöpfen wir uns eines Tages noch vor, dann kann er jeden Wiederaufbau von den Reaktoren, die wir bis dahin zerstört haben werden, vergessen!"
"Was ist mit den ShinRa-Soldaten?", fragte Jessie besorgt, "die haben doch bestimmt ihre Offiziere oder S.O.L.D.I.E.R informiert, glaub ihr nicht, dass die uns finden werden?"
"Da müssten sie viel Zeit und Mühe reinstecken.", meinte Barret gelassen.
"Und was ist, sobald diese Zeit um ist?", fragte Jessie weiter.
"Nun reicht mir dieses besorgte Gelaber, hab ´n bisschen Vertrauen!", sagte Barret grimmig.
"Jessie, solltest du nicht die Bombe legen, damit die ShinRas uns nicht über unseren Fluchtweg folgen können?", fragte Biggs.
Sie nickte. "Ja, ich fange sofort an."
Sie nahm einen kleinen Sprengsatz aus ihrer Tasche und hantierte dann daran herum, Cloud machte sich nicht die Mühe, das zu verfolgen. Nach kurzer Zeit war Jessie fertig.
"Okay, los jetzt. Schnell raus aus dem Tunnel!", rief sie.
Sie rannten durch den engen Tunnel, ihnen züngelten Flammen und flogen Metallsplitter hinterher bis sie den Ausgang erreicht hatten und sich durch ihn in die obere Ebene von Sektor Nr.8 warfen. Als sie sich umwandten, sahen sie, wie der Tunnel jetzt durch brennende Metallteile blockiert war.
"Perfekt.", Barret grinste.
"Was ist mit meinem Geld?", fragte Cloud Barret kalt, "ich bin Söldner und kein Wohlfahrtsinstitut."
"Spar dir die coolen Reden.", konterte Barret, "wir teilen uns auf, damit die ShinRas länger zu suchen haben. Wir treffen uns beim Bahnhof dieses Sektors. Dein Geld kriegst du, sobald wir im Versteck sind."
Die fünf sahen sich um. Sie standen vor einer Steintreppe, die auf einen Platz voller großer Häuser und Geschäfte führte. Weiterhin führte eine Straße nach links zu einem Wohnviertel und eine zweite zu einem weiteren Wohnviertel. Barret und Biggs gingen nach rechts und Wedge und Jessie nach links.
Jetzt blieb für Cloud noch der Weg zum Geschäftsviertel oben an der Treppe, erst jetzt bemerkte er, dass überall auf der Treppe und den Straßen Metallsplitter des zerstörten Reaktors lagen. Offensichtlich war die Explosion größer ausgefallen, als Barret und seine Leute dachten. Cloud spazierte die Treppe hinauf und kam auf einen Platz zwischen fünf oder sechs großen Häusern. In den Gassen dazwischen rannten aufgeschreckte Menschen herum und versuchten, sich vom Schauplatz der beiden Explosionen zu entfernen. Cloud konnte verstehen warum, ein Regen aus Metallsplittern hatte sich über diesen Platz ergossen. Die roten Regenschirme eines kleinen Cafés waren durch die Splitter zerfetzt und ein paar Mototrräder umgeworfen worden. Eine Frau hockte zwischen zwei Motorrädern, die umgestürzt waren, sie stand auf und Cloud konnte sie gänzlich in Augenschein nehmen. Sie hatte ein wunderschönes sanftes Gesicht, dass durch dichtes braunes Haar, das an ihrem Hinterkopf zu dicken Zöpfen geflochten worden war, umrahmt wurde. Sir trug ein einfaches rosanes Kleid, zu dem ihre kurze rote Jacke passte.
"Ist alles in Ordnung mit Ihnen?", fragte Cloud.
"Ja, alles ist in Ordnung, vielen Dank.", sagte die junge Frau freundlich und schaute dann zu den Rauchschwaden herüber, die vom Platz aufstiegen, wo vorher der Mako-Reaktor gewesen war, "was ist dort passiert."
Cloud lag zwar nichts an Avalanche, aber er hatte trotzdem nicht vor, sie zu verraten. "Nichts, worum Sie sich Gedanken machen müssten. Es ist gefährlich im Moment, Sie sollten besser von hier verschwinden."
Da viel Clouds Blick auf ein kleines Körbchen, das die Frau um ihre zierliche Hand trug. Darin befanden sich wunderschöne Blumen, wie Rosen oder Nelken. So was sah man in der verschmutzten und technisierten Stadt Midgar sehr selten.
"Hier in Midgar sieht man nicht viele Blumen.", sprach Cloud seine Gedanken aus.
"Oh, die sind schön, nicht wahr?", fragte die junge Frau, "möchten Sie eine, sie kosten nur einen Gil pro Stück."
"Okay.", sagte Cloud, "dann geben Sie mir bitte zwei, eine Rose und eine Nelke."
Die Frau holte eine alte Zeitung aus ihrem Korb und wickelte die gewünschten Blumen vorsichtig darin ein. "Bitte sehr."
Cloud drückte ihr zwei Gil in die Hand.
"Danke.", sagte die Frau freundlich lächelnd, "auf Wiedersehen."
Sie verschwand in einer der Gassen und Cloud sah ihr kurz nach, es war eine außerordentlich schöne Frau. Dann betrachtete er die Blumen.
<Schöne Frau und schöne Blumen, passen gut zusammen..>, dachte er.
Dann fiel ihm ein, weshalb er überhaupt in diesem Sektor war und er ging ebenfalls in eine der Gassen, die ihn auf eine breite Straße zwischen schönen Häusern führte, hier wohnten die reichen Leute der oberen Ebene. Da fiel Cloud eine längliche Öffnung in der Straße auf und er ging hin, dort sah er die Schienen zweier Eisenbahnstrecken, die hier kurz unter freiem Himmel verliefen, dann aber doch wieder in einem dunklen Tunnel verschwanden, der in die Slums Midgars führte.
<Dann ist der Bahnhof bestimmt nicht mehr weit.>, dachte Cloud, als er plötzlich eilige Schritte hörte. Er wandte sich von der Eisenbahnstrecke ab und sah eine Gruppe von ShinRa-Soldaten die Straße herunter kommen.
"Moment mal!", begann der forderste der Soldaten, "wir haben Sie in der Nähe des Reaktors Nr.1 gesehen, der jetzt in die Luft geflogen ist! Was haben Sie dort gemacht?!"
"Geht Sie nichts an.", sagte Cloud kalt.
"Widerspruch wird nicht geduldet!", sagte der Soldat wütend und richtete sein Gewehr auf Cloud, die anderen Männer taten es ihm gleich. Reflexartig riss Cloud sein Schwert vom Gürtel und vollführte einen weiten Hieb, den der fordeste Soldat nicht überlebte. Die anderen schossen auf der Stelle und Cloud konnte sich kaum aller Schüsse erwehren, denn die ShinRas begannen damit, ihn einzukreisen.
Er traf mehrere Gewehre und auch die Soldaten selbst aber sie waren durch ihre Überzahl deutlich im Vorteil. Sie drängten Cloud immer mehr an die Öffnung heran, durch die die Schienen sichtbar waren. Cloud befürchtete schon, dass er hinunter fallen und dann von einem Zug geplättet werden würde. Es stand schlecht für ihn. Ein Soldat trat vor und schoss, Cloud blockte mit seinem Schwert und rammte sein Schwert durch die Schulter des Angreifers, der daraufhin schreiend zusammensackte. Dann traten die überlebenden Soldaten zurück, bildeten einen Halbkreis und richteten ihre Gewehre alle auf einmal auf Cloud.
"Weiterer Widerstand ist zwecklos!", sagte einer der Soldaten mit selbstsicherem Unterton.
Zu seinem Ärger sah Cloud das ganz genau so, denn wenn er jetzt auf einen der Feinde losgehen würde, würden die übrigen alle auf einmal schießen und seinen Körper mit den Gewehrkugeln durchlöchern. Da hörte Cloud auf einmal das Knattern eines Zuges und das Pfeifen einer Lokomotive, die diesen Zug nach sich zog. Cloud trat einen Schritt zurück, bis er fast auf die Schienen stürzte. Die Soldaten kamen drohend näher. Jetzt hatte Cloud die Wahl, sich entweder von den ShinRas erschießen zu lassen oder sich hinunter fallen zu lassen. Sollte sein Fall scheitern, würde er sterben, aber bliebe er hier, dann würde er das ganz sicher. Cloud erkannte, dass er den Angriff der Soldaten nicht überleben würde und wartete, bis er das Dröhnen und Knattern des Zuges ganz laut hörte. Die Soldaten wollten ihn gerade töten, als Cloud sich rückwärts fallen ließ und auf dem Dach eines Waggons landete, der von seiner Lokomotive zusammen mit den anderen Waggons in dem dunklen Tunnel verschwand.
Im dunklen Lagerraum eines Zuges, der mit einem Haufen Holzkisten vollgestellt war, hockten Barret, Biggs, Wedge und Jessie.
"Cloud ist nicht gekommen...", sagte Wedge betrübt.
"Ob er getötet wurde?", fragte sich Biggs.
"Niemals, der is´ doch ´n harter Ex-S.O.L.D.I.E.R!", meinte Barret grimmig.
"Cloud...", murmelte Jessie traurig.
"Meint ihr, dass Cloud bis zum Tod für Avalanche kämpfen würde?", fragte Biggs.
"Man, was soll diese Frage?!", rief Barret aus, aber die anderen sahen deutlich, dass auch er sich sorgte.
Plötzlich hörten sie ein Klopfen und sie konnten sich nicht erklären, woher es kam. Sie blickten sich verdutzt um, aber sie konnten die Ursache beim besten Willen nicht ausmachen. Wieder ein Klopfen und wieder ein Klopfen, jetzt fiel Barrets Blick auf die hölzerne Schiebetür ihre Waggons, von der das Hämmern auszugehen schien. Auf einmal flog die Tür auf und Cloud plumpste vor ihnen auf den Boden des Waggons.
"Cloud!!!", riefen die vier überrascht und erfreut aus.
"Bin wohl etwas spät.", stellte Cloud belustigt fest.
"Was ist denn hier so komisch?!", fragte Barret zornig, "machst hier ´ne große Nummer und uns allen Sorgen!"
"Ist doch nix dabei, mach ich immer so.", sagte Cloud lässig, dann sah er Barret argwöhnisch an, "DU hast dich um mich gesorgt?"
Barret wurde einen Moment lang verlegen, dann schaute er grimmig wie immer. "Was soll die Bemerkung?! Das zieh ich dir von deinem Lohn ab! Okay, wir waren lang genug im Lager, kommt, wir gehen in die besseren Abteile!"
Barret ging an mehreren Stapeln Kisten vorbei und öffnete eine Tür am Ende des Lagerwaggons, er ging hindurch.
Biggs klopfte Cloud auf die Schulter. "Nächstes Mal machen wir´s noch besser!" Er folgte Barret.
Wedge lächelte Cloud an und sein pausbäckiges Gesicht errötete vor Lachen. "Du warst klasse heute!" Auch er ging in den nächsten Waggon.
Jessie schloss die Schiebetür des Lagerwaggons und wandte sich dann Cloud zu. "Oh Cloud, dein Gesicht ist ganz schmutzig." Sie nahm ein Taschentuch aus ihrer Hosentasche und wischte Clouds Wangen ab. Erst als Cloud den Dreck auf dem Taschentuch sah, erkannte er, wie dreckig er die ganze Zeit gewesen sein musste.
"Komm, wir gehen zu Barret und den anderen.", schlug die freundlich vor. Sie gingen ebenfalls weiter. Der Waggon war genau so eingerichtet, wie der, in dem sie gesessen hatten, als sie zu Reaktor Nr.1 gefahren waren. Zwei Sitzbänke lagen sich in dem braunen Waggon gegenüber. Kein einziger Passagier außer Barret, Biggs und Wedge war hier. Cloud und Jessie gesellten sich zu den anderen.
Jessie und Wedge stellten sich an einen Monitor, der am anderen Ende dieses Waggons in die Wand eingelassen war. Cloud schaute Jessie über die Schulter.
"Willst du dir das mit ansehen?", fragte Jessie freundlich.
"Von mir aus.", erwiderte er.
Jessie schaltete den Monitor ein und eine grüner Grundriss, der Midgar darstellte erschien auf dem schwarzen Bildschirm.
"Das ist Midgar im Maßstab 1:100.000.", erklärte Jessie, "die rote Linie, die du siehst, bezeichnet die Strecke dieses Zugs. Wir fahren über Sektor Nr.8, von dem aus wir zu einer der Strecken kommen, die spiralförmig um die zentrale Stahlsäule Midgars herumführen. Die Strecke führt bis zum Bahnhof in den Slums von Sektor Nr.7, die unser Ziel sind. Alle Züge Midgars werden durch ein Sicherheitsnetzwerk ShinRas kontrolliert, jede verdächtige Person wird auf der Stell infiltriert und kann anschließend sofort von den ShinRa-Soldaten verhaftet werden. Man sieht uns dank Barret netürlich an, dass wir verdächtig sind, ich habe uns gefälschte Ausweise gebastelt, durch die wir nicht von dem Sicherheitsnetzwerk ausfindig gemacht werden können."
"Interessant.", sagte Cloud und meinte das sogar ehrlich.
"Schau mal, Cloud!", sagte Barret und zeigte nach draußen. Sie fuhren gerade von der Platte des Sektors Nr.8 herunter und kamen zur Strecke an der großen Zentralsäule.
"Wir können hier genau sehen, wie die einzelnen Stützen die Platten der acht Sektoren in der Luft halten.", fuhr Barret fort und zeigte auf eine der acht dünneren Stahlsäulen, die den Sektor Nr.1 fünfzig Meter über dem Boden hielt, darunter sahen sie wieder die Slums.
"Die Slums da unten sind eine Stadt ohne Tage und Nächte, wenn diese verfluchten Platten, die ShinRa eingeführt hat, nicht wären, könnten wir den Himmel sehen.", meinte Barret.
"Warum ziehen die Leute dann nicht einfach auf die Platten?", fragte Cloud.
"Wahrscheinlich weil sie kein Geld haben oder weil sie ihr Land lieben, egal wie verdreckt es ist.", schlug Barret vor, "dadurch dass sich ShinRa nur um die obere Ebene schert, verkommen die Slums unter dieser "Pizza"!"
"Tja, die Leute sind wohl mit ihrem Schicksal geschlagen.", meinte Cloud, "es ist wie mit diesem Zug, der kann auch immer nur dahin fahren, wo die Gleise hin verlaufen."
Cloud betrachtete wieder die Stütze und dann den Bauch der Platte.
"Eine schwimmende Stadt, ganz schön instabile Gegend.", sagte er tonlos.
"Wie wahr.", Barret nickte, "ich hätte nicht erwartet, das von dir zu hören, du bist wohl immer für ´ne Überraschung gut."
"Wir sind gleich in Sektor Nr.7.", sagte Biggs.
"Ja, dann gehen wir in´s Versteck und dann kriegst du dein heiß ersehntes Geld.", sagte Barret an Cloud gewandt.