Wie versprochen geht Kapitel I weiter und findet in diesem Posting auch sein Ende, viel Vergnügen.
Reeve
Die obere Ebene von Sektor Nr. 1 war ein See aus Wohnhäusern, Kaufhäusern und Fabriken. Cloud sah sich alles genau an, das war schon ein krasser Kontrast zu den Slums fünfzig Meter weiter unten. Cloud hatte nie verstanden, warum der ShinRa-Konzern seine gewaltigen finanziellen Mittel nicht für die Instandhaltung der Slums nutzte, aber im Prinzip brauchte ihn das nicht zu interessieren. Er konzentrierte seinen Blick wieder auf den Mako-Reaktor, den sie schon sehr bald erreichen würden. Barret starrte dauernd unruhig hin und her. Biggs, Wedge und Jessie hatten die Köpfe zusammengesteckt und redeten, wahrscheinlich über die genaue Vorgehensweise während des Angriffs. Lange Zeit zum Planen blieb nicht, denn schon knarrten die Räder des Zugs auf den Schienen und signalisierte das Anhalten der Eisenbahn. Der Bahnhof war kalt und grau, ein kalter Torbogen am Ende des Bahnhof führte weiter in Richtung Reaktor.
Die fünf verließen den Zug, Barret ging mit herrischem Gebaren voran.
Auf dem bahnhof standen mehrere ShinRa-Soldaten in blauen Uniformen und muserten Barret mit misstrauischen Blicken. Als sie durch den Torbogen gehen wollten, stellten sich zwei Soldaten in den Weg und richteten ihre Gewehre auf die Rebellen und Cloud.
"Ab hier dürfen nur Mitglieder des ShinRa-Konzerns weiter, verschwinden Sie hier!", befahl ein Soldat barsch und starrte dabei auf Barrets Gewehrarm.
"Ich bin von ShinRa.", sagte Cloud und gab den Soldaten Gelegenheit, seine S.O.L.D.I.E.R-Uniform zu betrachten, aber das beeindruckte die nicht.
"Das kann jeder behaupten!", meinte ein zweiter Soldat wütend, "wie hieß der Mann, den Sie töten mussten, um die Uniform zu kriegen?!"
"Ich habe ´ne andere Frage für dich, Großmaul!", mischte sich Barret ein, "wie heißt der Mann, der sterben musste, damit ich weiter konnte?"
"Hier wird keiner außer Ihnen sterben, wenn Sie nicht verschwinden!", schimpfte der Soldat.
"Falsch!", sagte Barret und rammte seinen gewaltigen metallischen Lauf des Gewehrarms in den Magen des Mannes. Der Soldat knallte mit einem Aufschrei gegen die Wand neben dem Torbogen und fiel tot auf den Backsteinboden des Bahnhofs. Reflexartig griffen die anderen ShinRas zu ihren Gewehren und begannen wie Verrückte auf Barret und seine Leute zu feuern. Der Schlag mit dem Gewehrarm, durch den ihr Kollege das Leben verloren hatte, löste eine panische Angst in ihnen aus. Cloud zog sein Schwert aus seinem Gürtel und zerhackte die Läufe zweier Gewehre. Die zwei Besitzer der Waffen wankten erschrocken zurück und Cloud vollführte einen zweiten Hieb, mit dem er die Schusshände der beiden Soldaten vom Körper trennte. Mit blutenden Armstümpfen rafften sich die Soldaten auf und rannten schreiend davon.
Biggs und Wedge ergriffen ihre hauseigenen Revolver und erwiderten das Feuer der ShinRas. Cloud und die Rebellen gingen langsam rückwärts durch den nun freien Torbogen, während Sie noch mit dem Feuer der Feinde zu tun hatten. Der Torbogen führte sie zu einer großen Metalltür, die in einer weiteren grauen Mauer eingelassen war.
"Jessie, knack den Code, wir übernehmen die ShinRas!", befahl Barret und stürmte wie ein rasender Bulle auf die Soldaten zu. Als Biggs, Wedge und Cloud hinterher kamen, hatten sie schon nicht mehr viel zu tun: Barret hatte einem Soldaten die Schulter eingedellt und den anderen bewusstlos geschlagen. Es verblieben nur noch zwei weitere. Biggs landete einen zielsicheren Treffer durch die Stirn des Angreifer, woraufhin der mit einem letzten Stöhnen zusammenbrach. Cloud riss sein Schwert hoch und blockte damit weitere Schüsse des letzten Soldaten ab. Barret nutzte die Gelegenheit und rammte von der Seite dem Feind seinen Gewehrarm in die Hüfte. Der Mann brach schreiend zusammen.
"Okay, wir hätten hier aufgeräumt.", stellte Barret fest, "die sollen nur kommen, diese ShinRa, bald werden sie merken, was es heißt, wenn man´s mit Avalanche zu tun hat!"
Biggs und Wedge schienen von dieser Ankündigung angetan, aber Cloud kümmerte sie nicht, er ging wieder durch den Torbogen, um zu sehen, wie weit Jessie mit dem Code war. Barret und seine Gefährten folgten ihm. Jessie war mittlerweile fertig und wartete vor der nun offenen Metalltür.
"Du bist und bleibst die beste Türknackerin Midgars.", sagte Barret stolz und sie rannten durch die Tür auf ein großes viereckiges Feld, in dessen oberer linker Ecke ein Durchgang zur Brücke vor dem Reaktor führte. Dieses Feld war jedoch nicht leer: Ein Dutzend ShinRa-Soldaten standen ihnen gegenüber und feuerte sofort, als sie den Bereich betraten.
Biggs, Wedge und Barret feuerten aus ihren Schusswaffen und Cloud rannte mit vorgehaltenem Schwert auf die Feinde los. Die Soldaten feuerten immer weiter, doch Cloud erreichte sie schnell und schwang ziellos sein Schwert um sich, als er in der Menge der ShinRas stand.
Cloud sah jetzt, wie dunkles Blut an seine Arme und auf die Klinge seines Schwert gesprizt war. Eine Hand voll Soldaten lag tot auf dem Boden, in ihrem Blut. Die übrigen Soldaten wichen vor Cloud zurück und da kamen Barret, Biggs, Wedge und Jessie in die Menge gestürmt:
Barret pfefferte seinen Gewehrarm in die Mägen und die Torsos der Soldaten, woraufhin diese schwer verletzt oder tot zusammenbrachen. Jessie servierte den Angreifern Faustschläge und gekonnte Tritte. Biggs und Wedge durchschossen die Angreifer mit ihren Revolvern.
Als Cloud sich umsah, sah es aus wie auf einem Schlachtfeld.
"Eine schlechte Idee, hier so einen Radau zu machen.", meinte Wedge ängstlich, "würde mich nicht wundern, wenn gleich auch noch in der ShinRa-Kommandozentrale bekannt ist, dass wir hier sind."
"Jetzt mach dir nich ins Hemd, mann!", sagte Barret grinsend, "bis jetzt ist doch alles klar. Wir bringen das ganz schnell über die Bühne, wir gehen in den Reaktor, stellen die Bombe ein und lange bevor die zehn Minuten um sind, sind wir schon über alle Berge."
"Dann sollten wir auch keine Zeit verlieren!", mahnte Biggs, "dieser Durchgang da in der Ecke führt zur Brücke vor Reaktor Nr.1."
Sie verließen das Schlachtfeld und gingen in die linke obere Ecke, in der sie das Tor durchschritten. Ein sehr kurzer Durchgang führte sie auf eine Metallbrücke mit einer Balustrade aus Drahtgitter. Sie war wie eine Dreieckskreuzung angelegt. Der eine Weg war der, von dem sie gerade kamen: Sektor Nr.1, der gegenüberliegende Weg führte in die obere Ebene von Sektor Nr.8, in der Mitte der Brücke folgte die dritte Abzweigung, die direkt in den Reaktor führte, der jetzt neben ihnen in die Luft ragte. Sie nah davor, wirkte er gigantisch. Cloud stellte sich an das Geländer der Brücke und konnte fünfzig Meter nach unten sehen, ein Teil der Slums war dort zu erkennen. Hier konnte man von Nahem begutachten, wie zwei Platten oder Sektoren nebeneinander in der Luft gehalten wurden. Er wandte sich von dem Anblick ab und folgte den anderen in den Mako-Reaktor, dessen Eingang ein großes Schiebetor war, das so grau war, wie das gesamte Bauwerk selbst. Als Cloud die Eingangshalle des Kraftwerks betrat, kamen Erinnerungen in ihm hoch: ein Reaktor Midgars bestand aus mehreren großen Hallen wie dieser. Der gesamte Eingangsbereich, der durch Türen, die nur mit Codes zu öffnen waren, gesichert war, bestand aus drei Hallen, an deren Wänden unzählige grün gefärbte Rohre verliefen, die dann in die Wand hinein verliefen und durch ein Gitter im Boden der Eingangshalle wieder zum Vorschein kam. Die Wände waren bebaut mit Hebeln und Knöpfen, um die hunderte kleine Signallämpchen leuchteten. Cloud hatte in seiner Zeit bei ShinRa einmal versucht, das Funktionsprinzip eines Mako-Reaktors vollständig auswendig zu lernen, aber das war ihm nie geglückt, so viele Schalter und Rohre gab es. Cloud sah durch das Gitter unten neben den grünen Röhren noch hunderte kleine weitere.
"Ist das dein erstes Mal im Reaktor?", fragte Barret.
"Natürlich nicht.", protestierte Cloud, "ich habe schließlich für ShinRa gearbeitet, wie du weißt."
"Der Planet ist voller Mako, das das Leben ermöglicht, aber der verdammte ShinRa-Konzern saugt alles Mako aus mit diesen scheiß Reaktoren!" Barret donnerte seinen Gewehrarm wütend gegen eines der grünen Rohre in der Wand.
"Ich will keine Lektion, beeilen wir uns!", sagte Cloud kalt.
Barret grummelte beleidigt vor sich hin, er mochte es ganz und gar nicht, wenn er nicht ernst genommen wurde.
Jessie hockte sich vor eine Kontrolltafel neben der Tür.
"Moment, gleich hab ich´s.", sagte sie und dann lächelte sie triumphierend, "Code entziffert!"
Die Tür schwang auf. Sie gingen in eine zweite Halle, die fast genauso aussah, die Rohre und unzählige Schalter waren jedenfalls auch hier vorhanden. Wieder versperrte eine Metalltür den Weg.
Jessie entzifferte den Code der Tür und in einer dritten Halle fanden sie die Tür zu einem Aufzug. Sie stiegen hinein, es war eng und fast völlig dunkel, nur kalte blaue Lampen an der Decke des Lifts tauchten den engen schwarzen Aufzug in ein schwaches Licht. Cloud konnte einen roten Schalter an der Wand ausmachen und drückte darauf. Es pollterte und der Lift mitsamt Avalanche und Cloud setzte sich in Bewegung: Er fuhr weiter runter und tiefer in den Reaktor hinein. Eine Weile fuhren sie und fragten sich, wie tief dieser Reaktor denn noch war, bis sie endlich anhielten und die Tür aufging. Als sie ausstiegen standen sie auf einem Podest an der Wand einer riesigen Halle, an deren Wand unzählige Schalter und Rohre gebaut waren. Tief unter ihnen ragten riesige schwarze Rohre in einen See aus grünlicher Flüssigkeit, über den eine lange Metallbrücke von einem Ende der Halle zum anderen führte.
"Was ist das denn für ´ne bescheuerte Idee, hier oben ein Podest anzubauen, das keine Verbindung nach unten hat?!", fragte Barret laut.
"Vielleicht ist es nur hier, damit ShinRa-Soldaten öfters von hier aus schauen können, ob alles da unten klar ist. Dieser grüne See ist doch wohl das Mako, dann ist in dieser Halle auch der Reaktorkern.", sagte Biggs.
"Das wäre eine Möglichkeit.", stimmte Jessie zu.
"Lasst uns lieber überlegen, wie wir von hier oben nach unten auf diese Brücke kommen.", schlug Wedge vor.
Cloud stellte sich an das Geländer des Podests und ließ seinen Blick über die Wände der grauen Halle schweifen, bis er die Lösung ungefähr einen Meter neben dem Podest an der Wand sah. Er tippte Barret auf die muskulöse Schulter. "Dort an der Wand ist eine Leiter angebaut, sie führt hinunter zu einem Podest, das mit der Brücke verbunden ist, schau!", Cloud deutete mit dem Zeigefinger die Leiter in der Wand nach unten, sie kam am einen Ende der Brücke unten an.
"Unser Ex-S.O.L.D.I.E.R hat ´ne gute Idee.", verkündete Barret, "wir springen an die Leiter und dann geht´s an nach unten zur Brücke."
"Barret, ich..äh...", sagte Wedge mit erröteten Wangen. Als Cloud seinen Blick über Wedges dicken Wanst gleiten ließ, wusste er schon, welche Bedenken er hatte.
"Schon gut, Wedge, brauchst dich nich schämen.", sagte Barret mit einem ungewöhnlich netten Gesichtsausdruck auf seinen grimmigen Zügen, "du bleibst hier und hälst uns den Rücken frei."
"Okay, Barret."
Barret wandte sich von Wedge ab und sah herüber zu der Leiter. Er kletterte auf das Geländer des Podests und sprang mit einem großen Satz an die Leiter. Die Tatsache, dass Barrets rechter Arm ein Gewehr war und er sich damit nirgendwo festhalten konnte, behinderte seine Landung an der Leiter nicht. Er kletterte langsam hinunter. Die anderen, außer Wedge, taten es ihm gleich. Als sie unten auf der Brücke über dem Mako-See standen, konnte Cloud das Dröhnen der großen schwarzen Röhren hören, in die das Mako hinein gesaugt wurde. Die vier schauten hinüber auf die andere Seite der Brücke und sahen dort einen schwarzen turmartigen Bau in die Wand eingelassen. An ihm viele schwarze Hebel, Röhren und weiße Lichter.
"Das ist das Kontrollzentrum des Reaktors, von hier aus werden alle Mechanismen und Hebel in diesem Reaktor gesteuert.", erklärte Cloud.
"Was, alle diese tausende Hebel von hier aus?!", staunte Jessie.
Cloud nickte.
"Ist doch Wurscht!", sagte Barret, "entscheidend ist: Wenn wir diesen Apparat hochjagen, dann bleibt vom ganzen Reaktor nur noch ein Haufen metallsischen Schrotts übrig."
Sie gingen langsam über die lange Brücke und schauten ab und zu hinunter zum Mako-See und den gewaltigen Röhren. Cloud blieb plötzlich stehen, die anderen achteten nicht darauf und gingen weiter auf den Reaktor zu. Plötzlich wurde es völlig still um Cloud, er hörte nichts mehr, nicht mehr die Schritte der Avalanche, nicht mehr das Dröhnen der Röhren, nicht mehr das Rauschen der flüssigen Mako-Energie, die in die Röhren gesaugt wurde. Ein Hämmern ging auf einmal durch seinen Kopf und er fiel auf die Knie. Schweiß rann ihm über´s Gesicht und sein ganzer Körper fühlte sich völlig kraftlos an.
"Sei wachsam, das ist kein normaler Reaktor...", hallte eine Stimme durch seinen Kopf, dann kam wieder das fürchterliche Hämmern und er hörte jemanden scheinbar aus tausend Meilen Entfernung seinen Namen rufen. Das Hämmern verschwand nach und nach, dann bemerkte er, dass es Barret gewesen war, der ihn gerufen hatte. Mit einem Mal bemerkte er, das er wieder alles hören konnte, auch das Dröhnen der Maschinerie des Reaktors. Er raffte sich auf und ging zu Barret und den anderen, die mittlerweile beim Kontrollzentrum des Reaktors angekommen waren. Barret sah ihn verwundert an. "Was ist los mit dir? Bist du krank, oder was?"
"Nein, nein, alles okay. Wer hat die Bombe?", fragte Cloud.
"Ich habe sie.", sagte Jessie stolz und beugte sich vor dem schwarzen Kontrollzentrum, sie stellte den Sprengsatz direkt davor auf und installierte ihn.
"Jetzt, rennt, wie euch die Beine tragen!", befahl Barret und keiner zögerte, dem nachzukommen. Sie rannten blitzschnell über die Brücke zurück und kletterten die Leiter hoch. Oben auf dem Podest wartete bereits Wedge. Barret sprang und landete auf dem Geländer des Podests.
Die anderen folgten ihm mit weiten Sprüngen und dann rannten sie in den Aufzug, der sie wieder hoch in eine der drei Eingangshallen fuhr. Als die Tür des Lifts sich öffnete, blickten sie auf die schwarzen Läufe von Maschinengewehren, die in den Händen von zehn ShinRa-Soldaten lagen.
<Die haben mir noch gefehlt..>, dachte Barret voller Zorn.
"Die Exkursion ist hier zu Ende!", sagte der vordeste Soldat.
"Für euch vielleicht!", brüllte Barret und wuchtete den Offizier mit einem Kinnhacken gegen eine der grünen Rohren in der Wand, die daraufhin aufplazte. Aus dem Loch in der Röhre floss grüne Mako-Energie, die von der unteren großen Halle durch die unzähligen Röhren hier herauf geleitet wurde.
Die Soldaten schossen sofort los und Barret rannte an der Wand der Halle entlang und wich so aus. In ihrer Konzentration auf Barret hatten die Soldaten Clouds Schwert nicht bemerkt, das er jetzt von seinem Gürtel riss. Er stürzte sich auf einen der Männer und durchschnitt ihm die Hand, in der er das Maschinengewehr hielt. Als seine Kollegen den Schmerzenschrei hörten, drehten sie sich überrascht um und mussten dann mit den Revolvern von Biggs und Wedge und mit den Kampftechniken von Jessie Bekanntschaft machen. Nachdem sie die Soldaten erledigt hatten, rannten Avalanche und Cloud durch die drei Hallen und waren dann wieder auf der Brücke vor dem Reaktor. Ein lauter Knall durchbrach die Stille, der innerste Teil des Reaktors musste wohl schon explodiert sein. Sie bogen rechts ab und flüchteten in einen dunklen Durchgang vor der oberen Ebene des Sektors Nr.8 ehe der Reaktor Nr.1 in einem Inferno aus glühendem Metall und Feuer unterging.





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