Die Sonne fand keinen Weg durch die dicken Wolken am Himmel. Mittag war vorbei, aber Chorrol lag im Dämmerlicht wie an einem frühen Winterabend. Die Bretonin, die gerade das Gasthaus verlies, schien dies nicht zu bemerken. Das Frühstück hatte sie verpasst, umso ausgiebiger war das Mittagessen ausgefallen. Um der Trägheit zu trotzen, die unweigerlich auf so ein grosszügiges Mahl folgte, hatte sie beschlossen einen Bummel durch Chorrol zu starten. Ihr erstes Ziel war die grosse Eiche, die das Wappen von Chorrol beinhaltete. Der Platz auf dem der Baum stand war ein beliebter Treffpunkt und Ihr Hunger nach Gerüchten und Neuigkeiten wurde hier schnell gestillt.
Zwar konnten die Leute der Fremden wenig von den Dimensionstoren berichten, die sich scheinbar in Cyrodiil geöffnet hatten, aber dafür erfuhr sie von einem Buchladen, einem Wegschrein hier in der Nähe und von einer Priorei, der sie unbedingt einen Besuch abstatten wollte.

In den folgenden Minuten traf die ehemalige Priesterin eine Folge von Entscheidungen, die ihr alle zusammengenommen schliesslich einen grossen Haufen Ärger einbrocken sollten.

Mit einem Blick zum Himmel verschob Naasira den Besuch im Buchladen auf später. Wenn sie den Wegschrein noch bei Tageslicht sehen wollte, sollte sie direkt aufbrechen. Dies war der erste Fehler. Sie verlies die Stadt durch das selbe Tor, wie sie Chorrol betreten hatte. Der Wachposten war zum Glück nicht derselbe und schenkte der Frau nicht viel Beachtung. Am Stall angelangt wurde Ihr der Weg zum Schrein als steiniger Trampelpfad beschrieben. Also beging sie den zweiten Fehler innerhalb von ein paar Minuten. Die Bretonin liess Ihr Pferd im Stall, um keine Verletzung an dem Tier zu riskieren.
Gut gelaunt machte Naasira sich auf den Weg. Sie packte schliesslich den roten Umhang aus und schwang Ihn sich über die Schultern. Wie von dem Nord versprochen, war der Schrein nicht weit entfernt. Der Weg war allerdings auch wie versprochen und die letzten Meter zum Wegschrein legte Naasira auf dem Hosenboden, laut fluchend, zurück. Am Ende der unfreiwilligen Rutschpartie stand ein Gebüsch. Unnötig zu erwähnen, dass es ein Dornenbusch war. Heraus kam eine stinksauere Priesterin mit nicht ganz so priesterlichen Kommentaren, was sie mit diesem Busch zu tun Gedenke. Mit einem letzten Wutschnauben wandte die Frau sich dem Schrein zu und lies sich schnell in desen Bann ziehen. Fehler Nummer Drei. Während sie mit dem Finger die Muster auf dem weissen Stein nachzog, näherte sich von hinten das Verderben.


Aufmerksam geworden durch den Krach am Wegeschrein, hatten die Banditen beschlossen die Lage mal auszukundschaften. Der Umhang der merkwürdigen Frau sah teuer genug aus.Vieleicht wäre jemand bereit ein Lösegeld zu zahlen.

Ihr Kopf dröhnt und sie fragte sich, warum bei Akatosh, sie im Glockenturm von Camlorn stand. Jemand stöhnte schrecklich laut und dies brachte sie etwas zur Besinnung.Jemand war am Leiden und sie konnte helfen. Einen Moment später hatte sie realisiert, dass sie diejenige war die stöhnte. Sie versuchte sich auf einen Heilzauber zu konzentrierten, doch der Zauber entglitt Ihr und die wohltuende Wirkung blieb aus. Selbst als sie die Augen öffnete, wollte die Dunkelheit um sie herum nicht weichen. Mit tastenden Händen erkundete sie Ihre Umgebung. Der Boden war aus festgestampften Lehm und an manchen Stellen unangenehm nass. Bereits nach einer kurzen Strecke stiess sie auf kalte Mauersteine. Am Ende Ihrer Erkundungstour war sie sich sicher, dass sie sich in einem 3x3 m grossen Verlies befand. Sie wählte die Ecke mit dem nassen Boden, um sich dort erstmal zu übergeben. Danach kroch sie so weit wie möglich weg und setzte sich auf den Boden. Den Rücken an die Wand gelehnt, die angewinkelten Knie umfasst, gab sie sich dem unkontrollierten Zittern hin, dass sie überfallen hatte.

Die Angst hielt sie fest im Griff und weder wollte das Kopfweh schwinden, noch wollte ein Lichtzauber gelingen. Zeit hatte für die Bretonin keine Bedeutung mehr, aber es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Schein einer Fackel in Ihre Zelle fiel. Doch das Licht kam nicht näher und auch der Träger war nicht zu sehen.
“Wo bin ich hier? Was wollt Ihr?” Naasira hoffte den Träger der Fackel an die Zelle zu locken. Sie erkannte nun die Gittertür und einen Gang dahinter, im schwachen Licht. Doch der Bandit kam nicht, stattdesen antwortete Ihr eine rauhe Männerstimme: “Willkommen in Festung Carmala, edle Dame. Ich hoffe Ihr seid zufrieden mit Eurer Unterkunft, denn leider sind wir ausgebucht. Sollte jedoch Eure Verwandschaft bezahlen, werden wir für Eure sichere Weitereise sorgen.” Die höhnische Stimme Ihres Entführers wich einem dreckigen Lachen. Mit dem Lachen verschwand auch das letzte Licht der Fackel und lies eine verzweifelte Bretonin zurück...................