Naasira wirkte während der Mahlzeit sehr nachdenklich. Nachdem sie fertig gegessen hatte las sie den Zettel, der ihr von der Wirtin übergeben wurde, durch und nuschelte etwas vor sich hin. Anschließend teilte sie Kamahl mit, das sie den Proviant organisieren würde und sie sich dann in einer halben Stunde bei den Stallungen treffen würden. Kamahl, der nicht wusste, was er in der Zwischenzeit machen sollte, entschied sich dazu, die Zeit damit zu verbringen sich an den neuen Bogen zu gewöhnen. Deshalb machte er sich auf den Weg in Richtung des Wegschreines von Dibella. Dort in der Nähe stand ein alter Baum, der hervorragend als Übungsziel geeignet war.


Kamahl hatte seien Übungsstunde beendet und machte sich auf den Rückweg in Richtung Stadt. Der neue Bogen hatte sich als eine gute Waffe erwiesen. Zwar war er größer als die Elfenbögen, die er normalerweise verwendete, und infolgedessen etwas schwerer, was das Halten und Spannen des Bogens ein klein bisschen anstrengender machte, was allerdings durch seine größere Durchschlagskraft und Genauigkeit wieder wett gemacht wurde. Mittlerweile hatte er die Stallungen erreicht, wo die Bretonin, auf einem Heuballen sitzend, schon auf ihn wartete. Sie hatte einen Rucksack geschultert und trug einen rot-schwarzen Umhang, dessen Muster zu tanzen schien, wenn sie sich bewegte. Sie gingen zurück in die Stadt und verließen sie dann wieder über das Nordtor. Von hier aus folgen sie der Straße, verließen sie dann aber nach kurzem und folgen einem gut ausgetretenen Trampelpfad, der hier in die Straße mündete. Während der Pfad am Anfang noch sanft unter den Bäumen anstieg wurde die Steigung bereits nach kurzer Zeit steiler, so das der Fußmarsch nach einiger Zeit anstrengender wurde, vor allem dort, wo der Weg nicht mehr von Bäumen überschattet wurde.

Die beiden wahren schon gut drei Stunden unterwegs und außer ein paar Rehen und einem einsamen Wolf, der sich aus dem Staub machte, als er die beiden kommen sah, ihnen noch nichts begegnet. Nun waren sie aber endlich auf die Abzweigung gestoßen, die sie in Richtung Ruine führen würde. Da Naasira leicht erschöpft wirkte entschied Kamahl sich dazu, hier eine kleine Pause einzulegen, die Naasira nutzte um etwas zu sich zu nehmen. Kamahl nutzte die Zeit wieder für Waffenübungen, diesmal mit den Schwertern, die er bei dem Nord mitgenommen hatte. Zwar würde er weiterhin das DaiKatana nutzen, man weiß ja aber nie, ob es sich als nützlich erweisen würde. Nachdem die Bretonin einige Zeit ausgeruht hatte machten sie sich wieder auf den Weg. Der Pfad, dem sie jetzt folgten war in einem noch schlechteren Zustand als der, von dem sie gekommen waren. Zwar schien er einmal gut ausgebaut gewesen zu sein, so als ob er dazu angelegt wurde, das große Gespanne auf ihm möglichst einfach die Ayleiden-Festung erreichen konnten, allerdings schien es auch so, als ob mit der Vernichtung der Ayleiden der regelmäßige Verkehr auf dieser Straße ein Ende gefunden hätte. Den die schweren Steinplatten, mit denen der Weg ausgelegt war, waren zu einem Großteil durch die Witterung und andere Umwelteinflüsse gesprungen. An einigen Stellen waren sogar Bäume mitten auf der Straße gewachsen und bei einigen besonders großen Bäumen hatte Kamahl das Gefühl, das sie älter waren als er selbst. Anscheinend war dieser Pfand in den letzten Jahrhunderten nicht mehr genutzt worden zu sein, so dass die Natur ihn sich zurückerobern konnte...

Es waren mittlerweile zwei Stunden vergangen, seit sie von der Rast aufgebrochen waren. Sie sind zwar nicht so schnell vorwärts gekommen wie am Anfang, was vor allem an dem schlechten Zustand der Straße lag, allerdings müssten sie Kamahls Einschätzungen zufolge die Ruine bald erreichen. Er konnte zwar jetzt schon den Waldrand sehen, allerdings wusste er nicht, wie weit es von dort bis zur Ruine noch sein würde. Kaum hatte er den Wald verlassen sah er über sich auch schon die Überreste der Ruine, die trotz des Verfalles, der hier offensichtlich stattgefunden hatte, immer noch gewaltig waren. Zwar war die Ruine nicht mehr weit entfernt, der Weg dorthin würde aber doch noch etwas länger sein, da sie nur über einen gewundenen Pfad erreicht werden konnte und sie noch hundert Höhenmeter überbrücken mussten.