Ich hatte mir das jetzt mal ausgedruckt, weil ich nich so lange Sachen per PC lesen mag und ich sowieso mal kurz in anderer Leute Gedanken flüchten wollte. Das mich aber sowas erwartet...

Das ist wirklich ganz große Literatur. Dein Schreibstil ist nahezu perfekt und das Setting scheint so ausgeklügelt, wie das eines Hohlbeinromans (mit fällt grad kein besseres Beispiel ein), wenn nicht sogar noch besser!

Du hattest mich theoretisch schon mit den ersten Zeilen, wo du über die Schneeflocken philosophierst. Dieser Ausdruck von Vergänglichkeit ist wirklich 1a umgesetzt. Als ich dann aber mit dem Dokument, das Mullen findet, durch war, war ich an dem Punkt angekommen, an dem man einfach weiterlesen muss. Das Folgende ist auch einfach nur packend, auch, wenn es zum Ende hin leicht ins Surreale ausufert (für meinen Geschmack etwas zu phantastisch, aber das sollte dich jetzt nun wirklich als letztes stören).
Trotzdem: Ich befinde mich grad noch im Delirium der Spannung - und das hatte ich das letzte Mal, als ich mitten in "A la folie .... pas du tout" (wird jetzt sicher jedem was sagen und ist selbst dann noch dir übelste Sorte von Geschmackssache) erstmal essen gegangen bin.

Dein Ausdruck ist wirklich das notorische Balsam für die Seele. Deine Worte sind gewählt wie selten in so mancher Dan-Brown-Nacheiferung (und hey, die deutschen Romanübersetzer sind echt gut!) und ich komme nicht umhin, deine unheimlich klare Syntax zu loben (ja, ich lobe jetzt einfach mal freimütig deine Syntax...punkt). Deine Sätze sind klar strukturiert und man kommt nur an - meinem Empfinden nach - zwei Stellen zum stolpern, ansonsten sind sie wunderschön aufgebaut und der Textfluss ist liquide (flüssiger Textfluss hätte doof geklungen ) genug, um die Schilderungen hungrig zu verschlingen.

Große Literatur! Ich kann nur jedem empfehlen, den Text zu lesen.


Ich möchte dennoch ein paar Kritikpunkte ansetzen, die weniger Kritik, als kleine suggestive Hinweise sind. Also nimm mich nicht zu ernst und es ist sowieso nich viel.

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Zu einer Stunde, in der die Disco-Teenies bereits bewusstlos in ihren Ausscheidungen lagen und die anderen Menschen noch lange nicht vom Aufstehen träumen konnten.
Der Satz ist zwar nicht unbedingt unstimmig und unpassend, aber mich persönlich verwirrt er arg. Ich hab eben den wirklich sanft einstimmenden Prolog gelesen und jetzt lese ich soetwas. Für mich erfüllt das auch keine wirkliche Funktion im Text - wenngleich es dem Satz an leicht anklingender Originalität nicht fehlt, ist er doch ein wenig zu krass für meine Sicht.

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Draußen in der Nach war es stockdunkel,...
Das ist jetzt wirklich Krümelkackerei, aber einerseits sage ich mir, dass die Nacht nicht nur draußen vorherrscht und andererseits, dass die Nacht meist die Eigenschaft des Dunklen birgt. Vielleicht könnte man das noch etwas anders formulieren, aber wie gesagt, das ist eher Kleinkram.

Ausdrucksmäßig gibt es einige Dinge bei der Schilderung des "Puppenhauses".
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Man konnte den Barockbau etwa in das 17. Jahrhundert schätzen,...
Hier nur ein kleiner Augenmerk. Man kann das ruhig so stehen lassen, ich bin ohnehin ein Fan von etwas unkonventionellen Ausdrücken. Du solltest aber aufpassen, dass du die Verben trotzdem mit den obligatorischen Präpositionen anschließen lässt. Aber etwas in eine Epoche schätzen ist denke ich sehr bildlich und deshalb ganz toll eigentlich =).
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Die Furcht war verschwunden, und stattdessen übernahm Verblüffung ihren Part.
Auch hier nur ein Augenmerk. Ein Part beschreibt ja meistens einen Vorgang oder eine Handlung. Hier könnte der überaufmerksame (anders gesagt: der krümelkackerische) Leser meinen, dass die Verblüffung jetzt weiter das Gefühl der Furcht erzeugt - vielleicht verstehst du, was ich meine. Mein Vorschlag wäre, "den Part übernehmen" (was eigentlich schon wieder so schön unkonventionell ist *schwelk*) durch "ersetzen" oder ähnliches auszudrücken.
Man liest im gesamten Abschnitt über die "reich verzierten Fassaden", die "reich verzierte Tür" und ständig wieder marmorne Objekte. Das lässt ein leicht eintöniges Bild vom "Puppenhaus" entstehen und schafft vielleicht auch Verwirrung. Ich kenn mich jetzt weder mit Geologie noch mit Architektur blendend aus, aber vielleicht könntest du - so doof das jetzt klingt - noch andere Gesteine und auch andere Details mit hineinbringen, vielleicht auch ein wenig auf die Musterung eingehen und die reiche Verzierung etwas ausschmücken. Der Abschnitt bietet noch viel Raum für einige Schilderungen, da er im Grunde eine wirklich ungemein passende Länge besitzt. Du hast hier noch den Vorteil, dass du den Leser auf beeindruckend brilliante Weise zuvor in deinen Text gebannt hast und er töricht wäre, sich jetzt vom Lesen ablenken zu lassen. Diesen Vorteil kannst du nutzen, um ihm ein genaueres Bild vom Haus zu geben, ohne, dass ihm das arg so schnell langweilig werden würde.
Du schreibst außerdem einmal "eine dunkle Treppe" und machst dich dann auf den Weg zur "Marmortreppe". Nun kann Marmor zwar auch dunkel sein, aber man verbindet meiner Meinung nach damit eher das weißliche Gestein. Deswegen hat mich diese Stelle auch stutzig gemacht - vielleicht kannst du auch hier nochmal etwas näher darauf eingehen?

Was ich mir sonst noch so markiert habe (ja, ich habe Markierungen gemacht! haha!) sind nur kleinere Faselfehler in der Rechtschreibung (die ja nun wirklich mal göttlich gelungen ist meines Erachtens nach - ich wär froh, wenn mein Geschreibsel halb so fehlerfrei wäre, wie dieser Text da!) oder wo statt einem Komma vielleicht ein Punkt ganz gut passen würde.

Ich muss es einfach nochmal sagen: Große Literatur.

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Fortsetzung folgt... bei Interesse.
Bei Interesse? Ich verglühe...