Sicherlich ist Autismus im Bereich der sozialen Interaktion als eine Behinderung zu betrachten. Jedoch sträube ich mich dagegen, es als Krankheit zu bezeichnen.
Inwiefern ist dein Bruder eigentlich ein "Teilautist"?
In der Tat ist die Diagnose teilweise schwierig. In der Psychiatrie ging die Oberärztin auch erst von einer wahnhaften Vorstellung aus, also so etwas wie Schizophrenie. Glücklicherweise machte sich der mich behandelnde Arzt dafür stark, dass es sich nicht um so etwas handelt. Als ich verlegt wurde, kam der mich behandelnden Ärztin die Vermutung, dass ich eventuell das Asperger Syndrom habe. Wobei ich in diesem Zusammenhang lieber davon spreche, dass ich ein Aspie bin, da das Wort "Syndrom" meinen Autismus als Krankheit klassifiziert.Zitat von NeM
Jedenfalls wurde ich zu einer Autismusexpertin geschickt, wodurch ich von den Tests ein wenig berichten kann. Zunächst einmal beobachtete mich die Expertin sehr genau, wie ich später feststellte. Sie achtete darauf, ob ich Blickkontakt halte, inwiefern ich Gestik und Mimik einsetzte. Menschen mit Autismus tuen sich damit ja schwer. Dann werden einige Tests gemacht, die die Empathie untersuchen. So wurde mir eine Packung mit Smarties gezeigt, in der sich ein Bleistift befindet. Die Frage lautete, was die Assistentin denn vermuten würde, was sich in der Smarties-Packung befindet, wenn sie sie zum ersten Mal sieht. Die richtige Antwort lautet Smarties. Doch Menschen mit Autismus können sich schlecht in andere hineinversetzen und vermuten häufig, dass die Assistentin glauben würde, dass ein Bleistift sich in der Packung befände.
Ein anderes Beispiel ist folgende Geschichte: "In der Schulkantine gibt es Würstchen. Jeder Schüler soll nur eines bekommen. Peter jedoch erzählt der Frau, die die Würstchen ausgibt, dass er zu Hause nichts zu essen bekommt, obwohl er weiß, dass seine Mutter mit einer reichen Mahlzeit aufwartet."
Frage: Wieso erzählt Peter das?
Antwort: Er versucht Mitleid zu erregen, so dass er mehr Würstchen bekommt.
Menschen mit Autismus verstehen aufgrund eines Mangels an Empathie das Verhalten Peters nicht.
Mir wurden dann noch diverse Fragen gestellt zu meinem Gemütszustand und meinem allgemeinen Befinden und noch zu anderen Bereichen, an die ich mich nicht mehr so genau erinnern kann. Weiter wurden meine Eltern gefragt, wie ich in meiner Kindheit verhielt.
Mit Hilfe all dieser Informationen werden in einem Bewertungssystems in verschiedenen Bereichen Punkte von 0 bis 3 vergeben. Wenn in den Bereichen ein bestimmter Punktwert erreicht wird, spricht man von Autismus. Bei mir waren es in allen Bereichen immer doppelt so viele Punkte, wie benötigt, wodurch man eindeutig sagen konnte, dass ich ein Mensch mit Autismus bin.
Nachtrag:
Wenn Menschen vom Autismus hören, dann assoziieren sie das zum einem mit "behinderten Superhirnen" wie du trefflich formuliertest. Zum anderen assziieren die Menschen das jedoch mit einer Krankheit. Das ist für mich mangelnde Akzeptanz von Menschen mit Autismus. Sie werden als nicht "normal" angesehen. Man müsse es irgendwie "richten", dass sie "normal" werden.Zitat von es