(XP)Charon - Dawn of Hero (Demo V2.1)

[The_Burrito]

Puh! Endlich hab ich es geschafft. Nach etwa 10 Stunden Spielzeit habe ich die Demo zu Ende gespielt.
Ich muss sagen ich finde sie nicht schlecht. Also, nicht komplett schlecht. Na gut ich will ehrlich sein, eigentlich finde ich Charon doch schlecht. Nicht so übel wie die Projekte der meisten Anfänger, aber ich weiß nicht ob man das als Positiv erachten könnte, denn die meisten Anfänger wissen ja nicht was sie tun.

Keine Ahnung ob das hinsichtlich der angeblich kurz bevorstehenden Vollversion nicht unnötig ist, aber ich will mal meine Bewertung abgeben.

Ich will mal mit den Punkten anfangen die nicht so mies waren.

Optik
Das Mapping war schlicht und funktional. Ich muss ehrlich sein, ich mochte die Optik des Spiels irgendwie. Keine übermäßige Augenweide, aber durchaus ansehnlich. Oftmals versuchen manche ja, ihre Maps mit so vielen Details und Gimmicks vollzustopfen, dass es schon regelrecht anstrengend wird die Maps zu betrachten. Hier war es nicht so, wie gesagt schlicht und funktional, hat mir gefallen. Die restliche Optik (Kampf, Menü, etc) war jetzt nicht berauschend aber bei weitem nicht Augenkrebs erregend. Lediglich ein paar Posen in den Cutscenes hätten nicht geschadet.

Bugs
Für eine Demo dieser Länge hatte das Spiel erstaunlich wenige Bugs. Ein paar gab es zwar (wenn man die Elfenruine betritt und sie wieder verlässt, regnet es weiter, selbst wenn man in Endo Häuser betritt), aber die haben das Spiel im größtenteils nicht gestört. Nur zwei Mal musste ich aufgrund eines Bugs neu laden, da ich das Spiel nicht weiterspielen konnte. Einmal der ja schon bekannte Bug in dem Gasthaus nach der Traumsequenz, und einmal im Turm von Veras (glaube ich, es war jedenfalls ein Turm). Da fehlte im obersten Stock das Teleportevent nach unten, und ich musste neu laden weil ich den Schalter im Keller übersehen hatte. Da du (oder deine Betatester) in dieser Hinsicht gute Arbeit geleistet haben dürften, solltest du dir vielleicht überlegen ein paar QA Assistenten mehr, statt Bugsuchern einzustellen.

Sound & Musik
Hier gibt es nicht viel zu sagen. Größtenteils passend, und für die Stimmung nicht störend. Kaum patzer hier, aber auch nichts herausragendes.

Nun zu den Punkten die leider überhaupt nicht prickelnd fand.

Kämpfe
Oh mein Gott waren die Kämpfe mies und langweilig. Und damit meine ich nicht nur ein bisschen langweilig. Die Kämpfe waren größtenteils so spannend und nervenaufreibend wie mit einem Blinden Verstecken zu spielen. Mal abgesehen davon, dass die Kämpfe praktisch nur daraus bestanden haben Enter zu drücken bis alle Gegner tot waren, und die meisten Fähigkeiten so nützlich waren wie ein Vorschlaghammer beim Reparieren einer Mingvase, haben sich gerade am Anfang viele Kämpfe auf ein Whack-a-Mole Prinzip reduziert. Soll heißen, jede Runde haben alle bis auf ein oder zwei Gegner ihre Köpfe in den Sand gesteckt und ich musste erraten welchen Gegner ich Angreifen konnte um den meisten Schaden rauszuholen. Ich weiß nicht was dich geritten hat, als du gedacht hast, es wäre eine gute Idee die Gegner die ganze Zeit abwehren zu lassen. Das zögert die Kämpfe nur unnötig hinaus und macht sie nicht unbedingt lustiger. Unsinnig ist es aber vor allem bei den ganzen Bossgegnern die meistens alleine auftreten und dadurch ihre komplette Runde verschenken.
Aber um auf die Fähigkeiten zurück zu kommen, wie erwähnt waren viele (um nicht zu sagen 95%) von ihnen vollkommen unnötig. Am Anfang haben die Fähigkeiten gerade mal so viel Schaden gemacht wie normale Angriffe, es sei denn der Gegner war schwach dagegen. Darüber hinaus, hat sich der Schaden dieser Skills überhaupt nicht gesteigert im laufe des Spiels. Soratas Kreuzschlag hat in der Untoten-Episode gerade mal ein 1/3 des Schadens seiner normalen Angriffe gemacht, und dieser soll ja angeblich wirksam gegen Untote sein. Das ließ mich zu der Vermutung kommen, dass wirklich alle Fähigkeiten in diesem Spiel INT-basierend sind, auch wenn sie, rein gefühlsmäßig, physischer Natur wären. Ich kam deswegen zu diesem Schluss weil ich bei keinem meiner Charaktere INT gesteigert habe. Ah doch! Bei dem Vivi-Klon schon, da habe ich sogar fast alle Punkte in INT investiert, weswegen er aber trotzdem mit seinen Fähigkeiten nicht mehr Schaden gemacht hat, als alle anderen mit normalen Angriffen, was ihn rein fürs Kämpfen in die selbe Kategorie wie Kimahri von FF-X stellt, was Nützlichkeit betrifft. Dann war da noch "Gebet" von Youko, Anfangs noch übertrieben stark, mittlerweile nur noch "recht nützlich" und bald vermutlich nicht mehr zu gebrauchen. Heilfähigkeiten waren überhaupt die einzigen Fähigkeiten die man brauchen konnte ... bis auf eine!
Ich weiß nicht, ob du dir mal angesehen hast wie der kontinuierliche Schaden der von Statusveränderungen, wie etwas Gift, verursacht werden, berechnet wird. Ich vermute einmal nicht, denn sonst hättest du deinen Boss-Gegnern höhere Resistenzen dagegen geben, oder sogar Immunität. Gift verursacht nämlich jeden Zug ungefähr ein 1/10 der MaxHP in Schaden, unabhängig von Verteidigungswerten. Viele Bossgegner (oder nein, eigentlich alle) wurden dadurch zu einem reinen Kinderspiel. Ich erinnere mich nur an diesen einen Steingolem (oder so ähnlich) welcher DEF und MaxHP-Werte hatte. Meine Charaktere haben mit ihren Angriffen etwa 20 Schaden gemacht, während das Gift ihm jede Runde über 300 Schaden zugefügt hat. Natürlich hat es auch wahnsinnig geholfen, dass sie dauernd Verteidigt haben.

In diesem Bereich musst du wirklich einiges ändern.

Story & Spielverlauf

Das hier packe ich mal in Spoiler-Tags. Jeder der das Spiel noch spielen möchte sollte das hier nicht lesen.

Die Hintergrundgeschichte ist jetzt nicht gerade übermäßig spannend, schließt aber ein gutes Spiel nicht von vorne herein aus. Allerdings gestaltet sich der Spielverlauf mMn in etwa so unterhaltsam wie einem Hund zuzusehen der seinem eigenen Schwanz hinterherjagt.
Außerdem ist das Spiel voll von diversen Stellen die so mancher als "seltsam" bezeichnen würde. Ich würde hier allerdings zu Termini wie "schwachsinnig" oder "hirnrissig" greifen.
Ich erörtere einmal:

Das Spiel beginnt damit, dass Sorata aus der Dämonenwelt fliehen möchte. Alles was einen Dämon daran hindert in die Menschwelt einzudringen ist, eine popelige Wache die nach wenigen Treffern kleinbei gibt. Wenn der Dämonenkönig (welcher anscheinend so furchtbar wichtig ist, dass er nichtmal einen eigenen Namen hat), allerdings verboten hat die Welt der Menschen zu betreten, wieso setzt er dann keine höheren Sicherheitsmaßnahmen an? Aber anscheinend war das Verbot größtenteils eh unnötig, denn die meisten wollten anscheinend gar nicht in die Menschenwelt, denn sonst wäre die Menschenwelt schon längst von Dämonen überrant worden. Und wieso gibt es dieses Verbot überhaupt?

Und wo wir gerade beim Dämonenkönig sind. Was ist das denn bitte für ein Penner? Wie ist er überhaupt zu seiner Position gekommen? Ich schätze mal er wurde demokratisch gewählt, denn durch seine Macht hat er sich sicherlich nicht an die Spitze gekämpft, wurde er doch von einem Attentäter in Ausbildung, einfach so, vor seinem Palast hingerichtet. Nichteinmal viele EXP hat er gebracht. Und sowas nennt sich nun Dämonenkönig. Naja, wie hätte er sich denn auch sonst nennen sollen? Immerhin hatte er ja nichteinmal einen Namen. Oder vielleicht war das nur sein Name, und nicht sein Titel...

Sorata jedenfalls ist nun in der Menschenwelt angekommen, und bricht nun zusammen. Verständlich, hat sich ihm doch ein ganzer Wächter auf seiner Reise in den Weg gestellt. Nun ist er jedenfalls da und träumt von einem gemütlichen Leben. Was soll man da noch sagen? Sucks to be you! Denn aus dem gemütlichen Leben wird wohl nichts, da sofort der erste wichtige NPC erkennt, dass es sich bei Sorata um einen Dämon handelt, und es soll nicht der letzte gewesen sein. Glücklicherweise wird ihm noch von selbigem NPC erzählt, dass es einen Ausweg aus dieser Situation gibt. Rein zufällig gibt es irgendwo ein Artefakt, welches der Legende nach "sogar einen Dämon in einen Menschen verwandeln könnte". Puh, nochmal Glück gehabt. Jedenfalls beginnt hier die eigentliche Reise, welche sich wesentlich kürzer gestalten würde, würde die Party nicht jedem dahergelaufenen Bauern, um des Helfens willen, zu helfen.

Irgendwann stößt die Gruppe nun auf eine Grenzmauer, bei welcher ihnen der Durchgang verwährt wird, haben sie doch keinen Passierschein. Das wäre auch überhaupt kein Problem, denn der Hauptmann stellt anscheinend eh jedem der lieb danach fragt einen aus, doch ist jener gerade nicht anwesend. Der Hauptmann dachte sich, es wäre eine prima Idee sich Hals über Kopf in eine lebensbedrohliche Situation zu werfen, ohne einen Stellvertreter zu benennen, der an seiner statt Passierscheine verteilen darf. Wäre er nun in dieser Mine ums Leben gekommen, dürfte wohl nie wieder jemand durch dieses Tor gehen. Dagegen wirkt ja sogar der Verwaltungsapparat unseres österreichischen Bundesheers effizient und durchdacht. All das hat nur gewirkt wie eine billige Ausrede, warum die Helden nun unbedingt in diese Mine müssen. Wäre der Hauptmann zwar dort gewesen, aber hätte die Gruppe um den Gefallen gebeten sich dort mal umzusehen, wirken sie doch wie tapfere Kämpfer, so wäre auch ein Grund dagewesen dorthin zu gehen, hätte jedoch wesentlich weniger konstruiert und dämlich gewirkt.

Irgendwann stoßen die beiden dann auf Satoshi, den verbitterten Dämonenjäger der alle Dämonen hasst, weil all seine Freunde von einem Dämon dahingerafft wurden. Natürlich erkennt auch dieser, sofort und auf Anhieb, dass es sich bei Sorata um einen Dämon handelt, und will ihm ans Leder. Doch Charon wäre nicht Charon würde sich nicht innerhalb von Sekunden nach dem kthxbye Prinzip eine Lösung finden. Sorata tötet einfach ein popeliges Monster welches sich in dem Moment an Satoshi heranschleicht und schon ist jeder Groll vergessen und Satoshi schließt sich der Gruppe an. Gebietet ihm dies doch sein Ehrenkodex. Toller Kodex echt wahr. Und schon wenige Szenen später, als sich herausstellt, dass Sorata der ehemalige Schüler des Dämons ist, welcher alle Freunde von Satoshi umgebracht hat und sich der nächste Konflikt innerhalb der Gruppe anbahnt findet sich eine schnelle Lösung. "Was du bist sein Schüler, ich wusste doch dass du ein Schuft bist" - "Ich war sein Schüler, ich habe nichts mehr mit ihm zu tun." - "Achso, dann ist's ja gut.".

Bald bahnt sich auch schon das nächste Problem an. Ein Buch über die eigentlichen Machenschaften der Katsura wird benötigt, doch es stellt sich als schwierig heraus so eines aufzutreiben. Also will man die köngliche Bibliothek von Goma aufsuchen. Das stellt sich als schwierig heraus, da die Wachen zur Zeit niemanden ins Schloss hinein lassen. Da man ja nun ein wenig Freizeit hat, beschließt die Gruppe am gerade stattfindenden Kampfturnier teilzunehmen. Gesagt getan, und es wird auch relativ mühelos gewonnen. Nach dem Turnier trifft man auf eine mysteriöse Gestallt welche meint sie könne einem dabei helfen in das Schloss zu kommen. Und tatsächlich die Wachen lassen einen passieren, handelt es sich doch bei jender Person um den Hauptmann der königlichen Garde. Doch was passiert als man endlich im Schloss ist? Der Hauptmann fragt die Gruppe was sie denn eigentlich im Schloss wollen... Hallo!? Was ist das denn bitte für ein Hauptmann? Zuerst die Leute reinlassen, und erst NACHHER fragen was sie wollen? Was wäre gewesen, wenn die Gruppe vorgehabt hätte den König zu ermorden? Wie ist der Kerl überhaupt Hauptmann geworden? Naja, wie dem auch sei, nun kann man endlich in die Bibliothek ... oder auch nicht, denn sie wird gerade renoviert, und man darf sie deswegen nicht betreten. Allerdings hindert einen daraufhin niemand in den Thronsaal zu platzen wo der König gerade eine Besprechung mit dem Hauptmann hat. Anscheinend ist die Sicherheit des Königs nicht so wichtig wie die Vollendung der Renovierungsarbeiten an der Bibliothek.

Das waren jetzt nur ein paar der Patzer die mir aufgefallen sind, ich hätte noch ein paar mehr.

Weiters sind mir die ganzen Storygegner mit der Zeit ziemlich auf den Nerv gegangen. Das Muster war praktisch immer das selbe. Er taucht auf, erklärt wie einfach er die Gruppe doch vernichten wird, und es beginnt ein Kampf. Nach dem der Gegner, meist ohne viel Gegenwehr (Gift sei Dank!), in Grund und Boden gestampft wurde, schaukelt der danach, ohne jeden Grund, seine dicken Eier, und schwafelt was davon, wie einfach er mich doch besiegen könne, wenn er doch nur die Zeit oder Lust dazu hätte. Das an sich ist ja weder Schlimm, noch wäre das noch nie in einem RPG vorgekommen, aber so verläuft wirklich JEDER einzelne Storybosskampf. Besonders nach dem Kampf gegen Draznah, dem dunklen Fürsten, ging mir das auf den Wecker, da er mir in diesem Kampf insgesamt vielleicht 100 hp Verteilt auf die Leute abgenommen hat, bevor ich ihn besiegt habe.

Auch hier solltest du dir mMn noch ein paar Gedanken machen.

Fazit
Alles in allem finde ich es Schade was aus dem Spiel geworden ist. Man merkt, dass es alles andere als ein Anfängerprojekt ist, und Potential hätte, doch macht es sich das ganze durch die gähnend langweiligen Kämpfe und die Storymacken, die sich hinter jeder Ecke verstecken (was sag' ich da verstecken ... sie springen einem mit blankem Arsch ins gesicht!) vollkommen kaputt.

Just my 2 cents.