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So sehr Cody auch nachdachte, es schien die beste Lösung zu sein, wenn Arnold alleine gehen würde. Der Marsch wäre für Katrin zu anstrengend und er selbst war auch nicht mehr in guter Verfassung und der Erschöpfung nahe. Zudem war der Lehrer ein Kerl von einem untoten Mann. Nicht in körperlicher Hinsicht, sondern von der Erfahrung und seiner Lebenseinstellung.
Der junge Mann ging langsam zu Arnold rüber und klopfte ihm auf die Schulter.
"Sei gefälligst vorsichtig, wenn du gehst. Wir suchen derweil den Ausgang von diesem verfluchten Wald. Ich vertraue dir, stirb uns ja nicht weg. Naja, du weißt was ich meine". Arnold sprang auf und strahlte vor Freude. "Ich werde euch nicht enttäuschen". Eine letzte Umarmung und die Seelen trennten sich.
Padre Christofero führte eine unscheinbare Geste aus, welche wie ein Gebet wirkte. "Gott möge dich dich beschützen, mein Sohn". Der Lehrer atmete schwer. "Hch. Puuuch. Gottesdiener, ICH bin dein Vater!" Dann verschwand er in der Dunkelheit.
Der Wald wurde immer dichter und die Sicht war merklich eingeschränkt. Arnold kamen die ersten Zweifel, ob es klug war alleine zu gehen. Er verstand auch nicht, warum er ein mulmiges Gefühl hatte. Schließlich war er hier der Tote. Da waren die Kindheitserinnerungen an Gruselgeschichten und Waldgeister eigentlich egal. Zwei Stunden waren bereits vergangen, bis der Lehrer an eine merkwürdige Lichtung mit zwei hölzeren Schildern kam. Er schob seine Brille am Kopf hin und her. Einen Halt konnte sie schließlich nicht mehr fassen, ohne Nase und Ohren. Ein magisches, blaues Licht ließ den Wald erstrahlen. Kleine, blaue Käfer flogen in einem wahnsinns Tempo durch die Luft. Sie sahen beinahe wie Glühwürmchen aus.
Linker Weg. "Magischer Brunnen".
Rechter Weg. "Wald der Schmerzen".
Arnold sah verdutzt drein. "Etwas zu offentsichtlich. Obwohl, vielleicht ist es ein Trick. Die meisten Menschen werden sich denken, es sei eine Falle wenn sie den magischen Brunnen nehmen und gehen den Weg des Schmerzes. Aber es könnte auch sein, dass genau das die Lüge ist und der merkwürdige Waldweg die richtige Lösung ist. Hmm". Ein Glühwürmchen prallte plötzlich gegen den rechten Schild, taumelte und flog in den Wald der Schmerzen. "Könnte das, dass Zeichen sein, von dem Christofero sprach? Arnold, was machst du hier bloß? Du machst dir Gedanken, was ein gottesfürchtiger Kuttenträger in seinem Wahn erzählt. Obwohl, dieser Mensch... dieses Skelett und meine andere Gefährten, könnte ich beinahe schon als Freunde bezeichnen".
Cody und Christofero waren ebenfalls schon ein ganzes Stück weiter marschiert. Das Mädchen öffnete manchmal die Augen, flüsterte leise Codys Namen und schlief wieder ein. Das Huhn saß sicher in Katrins Brustkorb und sah mit weit geöffneten Augen in den dunklen Wald. Der Padre machte sich große Sorgen um Arnold. "Junge, glaubst du es war die richtige Entscheidung? Ich weiß nicht ob es so...". Der Satz verstummte, ehe er ein Ende finden konnte. Etwas raschelte in den Büschen. Christofero schob vorsichtig die Blätter und Zweige beiseite und konnte seinen Augen nicht trauen. Karnickel. Aber nicht so wenige wie bei ihrer ersten Begegnung, sondern Hunderte. Sie schienen sich in einem großen, mit Steinen überhäuftem Graben zu sammeln. "Was zur Hölle? Eh, ich meine Himmel. Wir sind auf ihr Nest gestoßen".
Doch die Kreaturen hatten ihre schreckliche Ausstrahlung verloren. Kleine, flauschige Hasen tummelten sich unter den Erwachsenen und spielten vergnügt. Einer hob seine Pfote und streichelte sich über die kleine Stupsnase, wärend andere unter dem Schutz der Bäume schliefen. Codys Blick war jedoch auf den großen Steinhaufen fixiert. Die Karnickel fraßen tatsächlich die Gesteinsbrocken. Es schien ihnen zu schmecken. Der Padre schüttelte verständnisslos den Kopf. "Sie sind gar keine Monster. Diese Tiere wollten nur Futter für ihre Nachkommen. Die Mümmelmänner, haben sich aber den falschen Nachtisch ausgesucht". Katrin öffnete die Augen und gähnte. "Und wir haben sie umgebracht. Irgendwie hab ich Mitgefühl mit ihnen". Die Stimme des Mädchens zitterte und wirkte noch immer kraftlos und müde. Ihr Bruder küsste sie behutsam auf die Wange und lächelte. "Lasst uns weitergehen, bevor wir ihre Aufmersamkeit erregen".
"Wald der Schmerzen. Wald der Schmerzen. Verdammt, was hab ich mir dabei nur gedacht? Arnold hatte schon seit geraumer Zeit das Gefühl, verfolgt zu werden. Der Wald schien beinahe zu Leben. Äste bersten, Blätter rascheln furchteinflößend im Wind und ein furchtbares Heulen, zerriss die Stille, die hier eigentlich herrschen müsste. "Ich muss mich beruhigen. Ohne mich, kann Katrin ihre Flügel nicht mehr benützen. Alle zählen auf mich, ich darf nicht versagen".
Geändert von Leon der Pofi (15.07.2007 um 22:17 Uhr)
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