Doch, soviel Zeit braucht man in der Schule. Natürlich hatten wir die Grundzüge im Studium in vielleicht 2 Wochen durch, aber im Gymnasium herrscht noch anderes Niveau, da muss man langsam vorgehen. Genausowenig wie man ein Goethebuch pro Woche durchnehmen kannt, kannt man auch Naturphänomene nicht einfach durchrasseln, sonst wären drei Viertel aller Schüler in mindestens der Hälfte aller Fächer masslos überfordert.
Und die Elektrizitätslehre auf Gymnasialniveau beinhaltet nunmal vier wesentliche Themen, wofür stets ungefähr ein halbes Semester aufgewendet werden muss: In der Elektrostatik gehts um die Herkunft und Erzeugung der elektrischen Kraft und was elektrische Felder sind. In der Elektrodynamik gehts primär um das Bewegen von Ladungen und damit auch um den Zusammenhang mit der einfachen Mechanik. Anschliessend folgt die Herleitung zur Elektrotechnik, wo dann die Alltagsbegriffe wie Strom und Spannung, aber auch Widerstand eingeführt werden und was themenmässig was völlig anderes ist, weil es sich hierbei eigentlich nicht um Physik, sondern um eine Ingenieurswissenschaft handelt. Schliesslich gibt es noch das wiederum physikalische Thema Magnetismus, wo der doch noch relativ wichtige Zusammenhang zwischen magnetischen Feldern und bewegten Ladungen hergestellt wird.
Im Endeffekt geht es lediglich darum, zu zeigen, dass Elektrizität nunmal ein komplexes und vor allem wichtiges, für die Technik unabdingbares Naturphänomen ist. Ein Jahr ist da völlig gerechtfertigt, für Mechanik benötigt man schliesslich ebenso ein ganzes Jahr.
Jetzt weisst du's.Zitat
Doppelt soviele wie es jetzt sind. Aber selbst dann wären in der Schweiz die Naturwissenschaften immer noch leicht in der Unterzahl, weil hier so verdammt wenig Wert darauf gelegt wird.Zitat
Ich hasste es primär wegen der Sinnlosigkeit. Ich meine, ich war z.B. auch unglaublich schlecht in französisch, was ebenso lehrerabhängig war, aber ich sehe immerhin den Sinn darin, eine Sprache zu lernen. Für Geschichte, Geographie oder Wirtschaft sehe ich ebenso noch einen Sinn. Aber Philosphie? Bitte, das war eine Mischung aus Deutsch und Geschichte, zudem verlangte unser Lehrer ein äusserst hohes Niveau von uns und wollte natürlich, dass wir auch französischsprachige philosophische Texte lasen. Natürlich war er dafür unfähig, einen Fernseher einzuschalten, wie man es von Geisteswissenschaftlern erwarten würde. Aber es geht mehr um den Inhalt der Texte: Grammatikalisch völlig falsch formulierte Gedanken, die ich mir als Kind mal gemacht hatte. Damals sagte ich mir, es bringt nichts, über so sinnlose Dinge wie den Ursprung des Seins oder echter Gerechtigkeit nachzudenken und als ich dann sah, dass man in der Philosophie sich tatsächlich ernsthaft mit solchem unnützen Kleinkinderkram abgibt, war bei mir aus die Maus. Da macht die Rechtslehre, die Theologie oder eben die Naturwissenschaft weitaus mehr Sinn, da man dann in erster Linie praktisches oder erfahrbares Wissen erfuhr.Zitat
Das ändert nichts daran, dass ein Aufsatz durch die Bewertung von zwei verschiedenen Lehrern einen Notenunterschied von bis zu 3 ganzen Noten ausmachte und zwar unabhängig von den Fächern Geschichte, Deutsch oder Philosphie. Der Lehrer setzte das Niveau selbst fest und gab denen bessere Noten, die ihm sympathisch waren. Man hatte keine Chance, bessere Noten zu kriegen, wenn sich der Lehrer bereits ein Bild von jemandem gemacht hatte. Sowas kam in der Mathematik oder den Naturwissenschaften zu einem wesentlichen Teil seltener vor, wenn es auch da gewisse Ausnahmen gab (Physik mündlich-Note auf 30% raufdrücken, nur um gewissen Schülern eine reinzuwürgen...).Zitat
Und solche einfachen Fragen wie Geburtsdaten wurden prinzipiell nicht gefragt. Meistens ging es darum, eigene Meinungen zu begründen. Stimmte die geschriebene Meinung mit dem Lehrer überein, hatte der auch nichts an der Begründung auszusetzen. War das Gegenteil der Fall, gab es Abzug, weil dem Lehrer zur Begründung ein passendes Gegenargument einfiel beim Korrigieren.
Und es war so, dass wirtschaftlich oder naturwissenschaftlich Begabte öfters eine politisch eher tendenziell rechte Meinung hatte und aus diesem Grund schlechtere Noten in deutsch oder Geschichte schrieben, da Lehrer grundsätzlich links eingestellt sind.
In der Philosophie hingegen zählte lediglich, ob man die Hausaufgaben machte oder nicht. Wenn ja, gab es in der Klausur gute Noten, wenn nein, gabs schlechte Noten. Und das praktisch unabhängig vom Inhalt, da der Lehrer quasi selbst die "Intelligenz" der Schüler einschätzte: Stand der Name eines vorbidlichen Schülers drauf, sind die Gedankengänge intelligent und es gibt gute Noten. Stand der Name eines fauleren und desinteressierten Schülers drauf, hiess es bei den gleichen Gedankengängen, man hätte noch zuwenig in diese und jene Richtung nachgedacht.
Sowas ist bei unseren Schulen gang und gäbe, es freut die Sprachbegabten und Interessierten für Geistes-/Sozialwissenschaften, während die Wirtschaftsler und Naturwissenschaftler sich aufregen und nichts gegen das System unternehmen können ausser mit guten Fachnoten kompensieren und sozial möglichst negativ auffallen durch Kiffen oder Trinken vor den Stunden, und auch sonst exzessivem Alkoholkonsum, monatelanges Aufschieben von Vorträgen, Essen im Schulzimmer, Nichterledigen von Hausaufgaben, und sonstigen Regelmissachtungen. Mindestens die Hälfte unserer Schüler war dann auch so, ich eingeschlossen.
Und wenn die Herren der Fachdisziplininen sowas von subjektiv Noten verteilen können, dann habe ich mindestens ebenso das Recht, Schulfächer aus subjektiver Sicht zu beurteilen.