Belmondo
Es gibt sie tatsächlich: Diese Tage, an denen man besser im Bett bleiben sollte. So einer war der vergangene Mittwoch für den französisch-kanadischen Möchtegern-Dieb Belmondo, der im Auftrag eines drittklassigen Bandenchefs ein einzigartiges Gemälde aus dem Bostoner Museum of Fine Arts stehlen sollte. Während er das erwähnte Gemälde stehlen wollte, löste sich Belmondos Glasauge (ein sehr lange zurückliegender Unfall in einem Sushi-Lokal, der zu grausig ist, um ihn hier zu beschreiben) aus seiner Augenhöhle und löste den Alarm aus.
Doch Belmondo wäre nicht der beste seines Fachs, hätte er sich von dieser Lapalie stören lassen: Er entwendete das Gemälde (dessen Motiv er nicht verstand, aber der Kram sieht doch alles gleich aus), schnappte sich zeitgleich sein Glasauge, ohne das er sich irgendwie nackt fühlte, und zog den Rückzug durch die Ägyptische Abteilung an, wo ihn allerdings ein Nachtwächter erwartete, der den Alarm überprüfen wollte.
Ein kurzes Handgemenge mit der übergewichtigen Teilzeitkraft konnte Belmondo für sich entscheiden, aber wieder zeigte der Mittwoch, dass Belmondo besser im Bett hätte bleiben sollen: Abermals löste sich sein Glasauge, und dieses Mal fiel es so ungünstig, dass Belmondo darüber stolperte und kopfüber in einer übergroßen Kanopenkrug landete. Im selben Moment wollte der Nachtwächter, von Ehrgeiz und Mut gepackt, den Einbrecher im Alleingang fassen, stolperte aber ebenfalls über das Glasauge, knallte gegen den Kanopenkrug, der umkippte, ins Rollen geriet und an einem Obelisken zerschellte.
Belmondo war dank seines unglaublichen Glücks wieder frei! Während er sein Glasauge, das wie durch ein Wunder die Schuhsohlen des Nachtwächters überstanden hatte, schnell wieder an seinen angestammten Platz verfrachtete, bemerkte er nicht, wie der Obelisk im Hintergrund kippte, gegen einen anderen schlug und einen Domino-Effekt auslöste, der sich durch den gesamten Saal zog.
Als Belmondo den Vorfall bemerkte, war es schon zu spät: Der letzte Obelisk im Raum stieß gegen einen Feuerlöscher, der durch den Aufprall unkontrolliert losging und Belmondo mit einer kräftigen Schaumfontäne gegen den Körper des Nachtwächters schleuderte, der sich in diesem Moment wieder aufgerappelt hatte. Belmondo erlitt einen Schädelbasisbruch, der im Krankenhaus tödlich endete, der Nachtwächter überlebte leicht verletzt, starb aber einer Woche später an einer Lebensmittelvergiftung, als er in einem ortsansässigen Sushi-Lokal bestellte.
Die Zeitungen berichteten noch am Mittwoch morgen von einem "organisierten Akt der Zerstörung", in den wohl mehrere Jugendbanden aus der Gegend verwickelt sein mussten. Belmondos Nachruf fand sich irgendwo kleingedruckt auf der vorletzten Seite zwischen Kontaktanzeigen und einer Werbung für lebensechte Augenprothesen. Sein Name war falsch geschrieben.
Ganz recht, auch bei einem Nacht-und-Nebel-Einbruch wollte Belmondo nicht auf den Luxus verzichten, schick angezogen zu sein.