Nun denn, hab’s mir nach mehrstündigem Laden mit einer Höchstgeschwindigkeit von 5 KB/s auch mal angetan.
Zwar durfte ich letztlich lediglich etwa eine einzige Stunde Spielzeit genießen - was ein arg schlechtes Verhältnis zu den drei Stunden Ladezeit darstellt -, aber nichtsdestoweniger hat sich das enorm lange Warten für dieses ungemein große Unterhaltungsvolumen, dass in “Phoenix Wright - Hidden Traces” steckt, durchaus gelohnt. Auf, auf.

Hab ja eher mit einer negativen Erwartungshaltung das Spiel gestartet; schließlich hat Marston den Großteil der Dialoge geschrieben, und jene kenne ich ja zu Genüge. Doch tatsächlich befanden sich die meisten der zahlreichen Textszenen in einem annehmbaren Bereich und auch Rechtschreibfehler hielten sich - zumindest für Marstons Verhältnisse - dezent im Hintergrund.
Die Charaktere legen allesamt sehr skurrile Verhaltensweisen an den Tag, wodurch der ganze Gerichtsfall zwangsläufig einige Ecken an Realität verliert, was allerdings keineswegs den Spielspaß mindert - ganz im Gegenteil; die kuriosen Gestalten, die den Saal bevölkern, lockern die Gesamtatmosphäre ungemein auf und sorgen für das ein oder andere Schmunzeln auf dem Gesicht des vom Fanprojekt begeisterten Spielers.
Nahezu sämtliche Grafiken wurden dem Original entnommen und kommen in dieser überaus gelungenen Neuinterpretation der Phoenix-Wright-Reihe hervorragend zum Einsatz. Prachtvoll animiert zeigen sich die ulkigen Personen im Gerichtssaal in wunderschön anzusehender Mangagrafik.
Mindestens ebenso wie die Augen werden auch die Ohren verwöhnt - nämlich mit den Musikstücken aus den ursprünglichen, käuflichen Versionen. Diese erhöhen zwar die Gesamtgröße des Downloads erheblich, allerdings sollte dies im so genannten DSL-Zeitalter ja kein allzu großes Problem darstellen - selbst ich mit meinem äußerst elitären ISDN bin regelrecht gezwungen zu sagen, dass gewöhnliche MIDI-Dateien die wunderbar klingenden MP3-Stücke nicht hätten ersetzen können.

Wiewohl bisher lediglich Lob zu lesen war, habe ich letztendlich noch zwei gar winzige Kritikpunkte parat, die ich hier gerne noch erwähnen möchte.
Es ist wirklich sehr schade, dass das Spiel keinerlei Neuheiten im Vergleich zum Original bietet - wenngleich “Hidden Traces” dadurch absolut nichts an Masse von seiner gigantisch großen, auf den Spieler zurollenden Spaßlawine einbüßt. Nichtdestominder wären Innovationen für dieses Spiel sicherlich überlegens- sowie erstrebenswert.
Weiterhin sind vier zu klärende Fälle viel zu wenig. Schaff dir mehr kreative Köpfe an, um sowohl Masse als auch Klasse bieten zu können - letzteres ist schließlich schon vollständig da.

Fazit: Absolut schmackhafte, allererste Sahne. Zur selbigen könnte sich mit großer Wahrscheinlichkeit sogar die Kirsche des Monats dazugesellen.