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Drachentöter
Spamorgie hat noch nicht angefangen, also gehe ich mal noch aufs Thema ein...
Anglizismen oder überschüssiger Gebrauch englischer Sprache halte ich persönlich für albern und auch für ein wenig unkultiviert. Gewiss ist es jedem selbst überlassen, wie er seinen Sprachstil gestalten will, aber sollte man sich fragen, ob es einen nicht doch weiter bringen würde, sich mit der Sprache zu beschäftigen, die einen vorraussichtlich den größten Teil seines Lebens begleiten wird, die einem als "Muttersprache" in die Wiege gelegt ist, und demnach auch vor allen anderen Sprachen beherrscht werden sollte. Und gerade diesen Punkt des Beherrschens oder nur einwandfreien Anwendens vernachlässigt man zusehends.
Das ist nicht nur bezogen auf die Planlosigkeit, mit der so viele an klassische Lyrik herangehen, und denen Poesie im übertragenen Sinne ein Fremdwort ist, sondern auch auf die sich zunehmend verbreitende Unfähigkeit, im normalen Sprachgebrauch einfachste Gedanken in strukturierte und durchdachte Sätze zu fassen, oder nur Gedanken veranschaulichend darzustellen, und hierzu trägt der zunehmende Einfluss, den die englische Sprache auf unser Leben nimmt, nicht unwesentlich bei. Natürlich kann man sowohl verständliches Deutsch als auch verständliches Englisch sprechen, wenn auch nicht beides zugleich. Und es ist kein Naturgesetz, dass einen die Kenntnisse über andere Sprachen dazu verleiten, von ihnen beim Sprechen einer anderen Sprache Gebrauch zu machen.
Aber andererseits fragt man sich doch wie solche Gespräche zustande kommen, die man unbeabsichtigt an der Bushaltestelle verfolgen muss. Sätze wie "Ey, ich hab halt so Probleme, und die machen mir da richtig so schwere... und weißte?!"
Die Frage kommt auf, wieso der junge Mann (war wohl so Anfang 20) nicht in der Lage war, zu sagen "Ich habe derzeit Probleme, die mir ziemlich zu schaffen machen". Ein Satz, der weder einen ausgeprägten Wortschatz noch höchste Konzentration erfordert. Wieso sind ihm die Wörter nicht eingefallen, und wieso gebraucht er überflüssige Floskeln wie "ey" "halt" und "so"?
Es mag ein eher mager begründeter Verdacht sein, aber ich denke, es ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass wir in der Alltagssprache von Wörtern wie Handy, Meeting, Download u.v.a. erschlagen werden, teilweise gezwungen sind, uns englisch auszudrücken, und in Folge dessen zunehmend das Gefühl für unsere eigene Sprache verlieren. Man muss nicht gleich Rhetorikkurse belegen, nur um sich ausdrücken zu können. Es sollte eine Fähigkeit sein, die man, sofern man nicht durch einen Sprachfehler oder andere Dinge eingeschränkt ist, im Laufe seines Lebens erlernt haben sollte, und die man in einem Alter um 20 auch längst ansatzweise entfaltet haben sollte, so dass auch schonmal ein oder zwei Fremdwörter einen Satz schmücken, oder dieser sich nicht nur aus Subjekt, Prädikat und Objekt zusammensetzt.
Zwar kann ich es auch nicht immer vermeiden, im Alltag "fuck!" durch "verdammte Scheiße!" zu ersetzen, so fair muss ich nun schon sein, und zugeben, dass auch bei weitem kein Musterbeispiel bin, aber ich halte die englische Sprache, die sich in unseren Alltag mehr und mehr integriert, für eine Bedrohung, die man nicht von der Hand weisen sollte.
Warum kein Geschrei um griechische, französische oder lateinische Begriffe gemacht wird, liegt wohl daran dass griechisch und lateinisch vor allem Fachbegriffe umschreiben, und sich in den Wortschatz der gehobenen Ausdrucksweise eingegliedert haben, zurückzuführen auf die Ursprünge moderner Wissenschaft.
Französische Begriffe sind im Gegensatz zu englischen allerdings eher bescheiden vertreten, und gewinnen auch im normalen Sprachgebrauch sicher nicht die Überhand. Wieso dies so zustande kam, obwohl die französischen Einflüsse auf diverse Regionen unseres Landes nicht unwesentlich sind, kann ich mir auch nicht wirklich erklären. War wohl nicht "cool" genug.
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