Naja, wenn man hauptsächlich nur für sich makerte, wären die Vorstellungsthreads wohl kaum so prall gefüllt. Es ist sicherlich ein schönes Idealbild, allein seinem eigenen Geschmack verpflichtet zu sein und im Zweifel nie irgendeine Konzession einzugehen. Aber so sehr ich mir das hin und wieder auch vormache, so sehr ist mir in kurzen ehrlichen Augenblicken schon klar, dass sich mein Makerstil ganz erheblich den Ansprüchen - oder sagen wir gleich treffender: Angewohnheiten - der Makergemeinschaft anverwandelt hat. Und das eben nicht einfach zufällig, sondern in vielen kleinen Punkten schon ganz bewusst.

Vielleicht bin ich ja nur ein publikumsgeiler Sonderfall. Aber wenn ich hier ein Spiel vorstelle, dann stelle ich etwas vor, das schon ganz gezielt auch anderen gefallen soll. Und dass es auch bei anderen Spielern Anklang findet, ist keine bloße Zufälligkeit irgendwelcher Geschmacksähnlichkeiten, sondern kalkulierte Absicht. Ein Beispiel: Wenn ich eine überraschende Storywendung einbaue, dann setze ich dieses Mittel nicht ein, um mich selbst zu überraschen (naja, manchmal habe ich senile Tage, da klappt selbst das, aber das ist ein anderes Thema). Die gesamte Spannungskurve, die man als Entwickler einem Spiel verleiht, wäre sinnlos, wenn sie für einen selbst gedacht wäre. Man weiß ja als Spielersteller, was kommt.

Eine Ehrlichkeitsstufe höher: Eigentlich ist jedes Spiel, das auf Handlungswendungen setzt, vorrangig an jemand anderen als den Entwickler gerichtet. Andernfalls sähe ich zumindest einen starken logischen Widerspruch. Insofern weiß ich von mir, dass ich zwar gerne mit der Haltung des Unabhängigen posiere, tatsächlich aber schon ziemlich genau auf Wirkung bei anderen Spielern bedacht bin.

(Und mal ganz am Rande: Zur Zeit baue ich an einem kleinen Projekt, das als Geburtstagsgeschenk gedacht ist. Auch wenn ich mir davon natürlich heiße, nie enden wollende Dankbarkeit verspreche, ist es trotzdem etwas, das ich in allererster Linie für jemanden anderen und nicht für mich mache, da ich mich hier vollständig ganz einem fremden Geschmack unterordne. Nur eine Nebenbemerkung, aber es zeigt, dass es vielleicht gar nicht einmal so schlimm sein muss, gegen die Pose des weltabgewandten Individuums zu verstoßen.)
Ich würde zwar nichts, das ich als Bestandteil selbst nicht leiden kann in ein Spiel einbauen, nur um es populärer zu machen. Aber das ist eine sehr weit gesteckte Grenze, die sehr viel zulässt, was sich durchaus auch stark nach anderen als nur dem meinigen Geschmack richten kann.
Um also mal mit der Aussage zu Potte zu kommen: Eigentlich richte ich mich stark auch nach anderen Erwartungshaltungen und halte das auch für eine gute, ertragreiche Makermethode, wobei ich den Ertrag in der Hauptwährung "Spielspaß" messe.