Nach dem Treffen mit dem seltsamen Dunmer hatte Elendil zufällig ein Gespräch mitgehört, welches von zwei Stadtbewohnern reichlich lautstark (warum eigentlich waren Städter immer derart laut bei ihren Gesprächen? Wichtigtuerei oder wussten sie sich anders kein Gehör zu verschaffen?) geführt wurde. Die beiden Leute unterhalten sich über die Ermordung des Kaisers und seiner Söhne sowie darüber, dass offenbar Kvatch zerstört sei.

Elendil hatte lange Zeit diese Dinge aus seinen Gedanken verbannen können, nichtsdestotrotz wurden sie ihm nun leider und unerwünschterweise erneut ins Gedächtnis gerufen. Früher hatte er nie auch nur einen Gedanken an die Politik dieses Landes verschwendet. Warum auch? Solange Uriel Septim lebte und die Drachenfeuer brannten, lief alles ausgeprochen gut für Cyrodiil. Doch nun waren die berühmten schützenden Drachenfeuer erloschen, der Kaiser und seine Erben tot und eine der einst glanzvollsten Städte lag offenbar in Schutt und Asche. Die Leute behaupteten, dass die Klingen völlig nutzlos gewesen sein, doch das glaubte der hochelfische Magier nicht. Die Klingen waren effizient wie sonst niemand. Dass sie es nicht hatten verhinden können, bedeutete seiner Meinung nach nur, dass da etwas ausgesprochen Böses von langer Hand geplant und im Geheimen durchgeführt worden war. Und auch die Klingen waren schließlich keine Hellseher. Der Erfolg des bösen Plans machte Elendil allerdings Sorgen, bedeutete das doch, dass dies noch lange nicht das Ende war und das weitere üble Dinge folgen würden. Der Untergang Cyrodiils vielleicht?

Grübelnd begab sich der Altmer zur Herberge "Westebene" und nahm dort ein Zimmer. Der Hunger war ihm vergangen, denn schwer lasteten auf einmal die Sorgen und Gedanken auf ihm. Kanzler Ocator und sein Stab waren sozusagen die Interims-Herrschaft jetzt. Waren sie dazu wirklich fähig? Niemand war schließlich auf so eine Katastrophe vorbereitet gewesen. Und die Klingen waren kein Arm der Regierung. Sie würden nur auf den Ruf eines Drachengeborenen hören. Was bedeutete, dass die Kaiserliche Legion, die nun ohne einen Anführer dastand, auf sich gestellt sein würde. Ebenso wie die Wachen. Genauso wie Ocato. Die Zukunftsaussichten für das einst große und erfolgreiche Kaiserreich waren nun alles andere als rosig.

Müde ließ Elendil Sunlight sich auf das Bett fallen und fragte sich, warum er sich eigentlich diese Gedanken machte. Er sollte schlichtweg heimkehren nach Sumerset Isle und der Katastrophe hier den Rücken kehren, bevor es zu spät war. Und wusste doch, dass er das nicht konnte. Warum auch immer. Er wusste ja nicht einmal, was ihn an dieses Land band und wollte es auch gar nicht so genau hinterfragen. Ein Elendil hatte schließlich keine Gefühle. Ein hochelfischer Magier und Alchemist war ein Könner seines Fachs und ansonsten hochnäsig und unnahbar. Was gingen ihn die Leute, die noch dazu zum größten Teil Menschen waren, überhaupt an?
Und doch und doch ... Uriel Septim war zwar auch nur ein Mensch gewesen, aber er hatte Größe besessen und wenn man den Gerüchten glauben durfte, sogar bis zum allerletzten Augenblick seines Lebens. Elendil seufzte. Fühlte er sich jetzt etwa einem toten Kaiser verpflichtet, den er nur zweimal und nur von Ferne gesehen hatte? Pah, Schluß mit unnützen Gedanken. Damit drehte der Altmer sich um und schlief bald ein.

Wäre ein unsichtbarer Beobachter in seinem Zimmer gewesen, so hätte dieser sicher bemerkt, dass offenbar böse Träume den alten Alchemisten heimsuchten, so wie dieser sich im Schlaf unruhig umherwarf und stöhnte. Doch es gab keinen unsichtbaren Beobachter und so blieb dies eins von Elendils Geheimnissen.