Die Kaiserstadt verschwand am Horizont. Der Todesritter befand sich auf dem Weg nach Anvil. Das nächste Ziel seiner Etappe. Er verbrachte vierTage in der Kaiserstadt, doch keineswegs war die Zeit vergeudet. Er hatte seinen Göttern wohl gedient.

Hodur erreichte die Kaiserstadt unbehelligt. Die Wächter begutachteten ihn misstrauisch, hielten ihn aber nicht auf.
Er erkundigte sich bei einem der Soldaten nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Der Soldat gab dem Todesritter eine Wegbeschreibung zum 'Futtertrog', einem "feinen Etablissement" wie der Soldat meinte, und taxierte den Fremden dabei. Ihm war die Anspannung deutlich anzusehen. Nachdem Hodur die benötigte Information hatte, ließ er den Mann verdutzt stehen und machte sich auf den Weg zum 'Futtertrog'. Sein Hauptquartier für die nächsten Tage.

Die Bewohner der Kaiserstadt wichen dem Nord aus. Keiner wagte es ihn anzugehen, obwohl sich Hodur der misstrauischen und finsteren Blicke in seinem Rücken bewusst war. Gerade zu dieser Zeit, in der Deadra frei umherliefen und Angst und Schrecken verbreiteten, waren Fremde ungern gesehene Gäste.

Nach einiger Zeit war ein verwittertes Schild zu sehen: 'Futtertrog'. Das Wirtshaus war herunterkommen. Die Fassade brüchig, die Tür verwittert und löchrig. Man konnte die rauhen Stimmen aus der Kneipe höhren. Eine Schnapsleiche, ein Dunmer um genau zu sein, lag vor dem "feinen Etablissement" bewusstlos in einer Lache Erbrochenem. Die Beule am Kopf des Säufers zeugte davon, dass er nicht ganz freiwillig gegangen war.
Der Nord öffnete die Tür und trat in den stickigen, mit Stroh bedeckten und dunkeln Schankraum ein. Die zahlreichen Gespräche endeten abrupt. Die anwesenden Männer, Frauen waren keine zu sehen, starrten den Eindringling an. Es kam Hodur vor als wäre er ein einsamer Wolf, der das Revier eines anderen Wolfrudels betrat und nun gestellt wurde.
Der Todesritter ließ sich nichts anmerken, trottete zur Theke, ein junger Bretone bediente die Leute, während die Säufer dem Fremden mit hasserfüllten Blicken folgten. Nur langsam setzten die Gespräche wieder ein.
Hodur bestellte bei dem Bretonen, Jaques war sein Name, ein Met, als dieser sich gerade mit einem Gast unterhielt. Jaques überreichte das Getränk lustlos und mit einem finstrem Gesichtsausdruck. Der Honigwein schmeckte schal.
Hodur beobachtete die Anwesenden. Ein einarmiger Altmer hockte in einem zerschlissenen Mantel in der Ecke. Offenbar war er einst ein Magier und tummelte sich nun beim Abschaum der Stadt. Einige Nord, bemalt als würden sie bald in die Schlacht ziehen, saßen an einem großen Tisch und erzählten sich gegenseitig Lügenmärchen.
"Und dann habe ich diesen Oger mit einem Hieb zu Boden gestreckt."
"Pah! Du lügst doch wie gedruckt!"
"Sowahr ich Sigmund Bornsson heiße: Diese Geschichte hat sich so zugetragen!"

Der Streit wurde schnell hitziger und, zu Hodurs Missfallen, lauter. Die beiden Nord brüllten sich nun mit feuerrotem Kopf an und der Namenlose schüttete Sigmund Honigwein ins Gesicht. Dieser packte den unbekannten Nord am Kragen, doch dieser konnte sich befreien. Jaques beobachtete das Schauspiel mit finsterer Mine. Offenbar wollte er keine Kneipenschlägerei risikieren, die imperialen Soldaten waren nicht sonderlich rücksichtsvoll wenn es um soetwas ging. Zum Glück für Jaques, das Mobiliar und Hodurs Nerven gingen die beiden Streithähne vor die Tür. Langsam beruhigte sich der Mob wieder. Nach etwa fünf Minuten trat Sigmund durch die Tür und setzte sich wieder an seinen Platz. Blut klebte an seinem Stiefel.
Hodur fragte Jaques, welcher ihn finster anstarrte, nach einem Zimmer. Langsam glaubte der Todesritter, dass der Bretone an einer Gesichtslähmung litt.
"Wir haben noch ein kleines Zimmer frei. 15 Septime pro Nacht."
Der Todesritter knallte fünfzig Septime auf die Theke und bahnte sich einen Weg durch die Säufer.
"Frühstück kostet extra!" rief der Bretone ihm nach. Jaques wurde einfach ignoriert.

Hodur ruhte sich den Rest des Tages aus und ging nur spät am Abend nochmal in den Schankraum um sich mit Trank und Speis zu versorgen. Es gab kalten Kohl und schales Met. Besser als das trockene Brot und die schimmlige Wurst, von der sich Hodur während seiner Reise ernährte, allemal.
Er legte sich auf das Bett, obwohl Pritsche der bessere Ausdruck gewesen wäre, und hörte der Stimme genau zu. Sie hatte geschwiegen, seitdem Hodur die Kaiserstadt betreten hatte, doch nun hörte er wieder das leise Flüstern, welches sich plötzlich in eine Kakophonie tausend schreiender Stimmen wandeln konnte.
Sie sprach von Hodurs Auftrag.

Die nächsten zwei Tage waren recht monoton und bestanden im Prinzip aus den selben Tätigkeiten. Hodur verließ das Bett vor Sonnenaufgang um zu trainieren. Ein paar Säufer lagen auf den Tischen und schnarchten laut. Jaques schlief auf der Theke. Hodur war sich sicher, dass der Bretone unter einer Gesichtslähmung litt. Selbst im Schlaf zog der kleine Mensch eine finstere Grimasse.
Der Todesritter ging durch die menschenleeren Gassen der Kaiserstadt. Nur einige verschlafene Soldaten standen Wache. Seine Füße trugen ihn zum Hafenviertel. Er suchte sich einen kleinen Hof hinter einer alten Hütte und begann zu trainieren. Nach 4 Stunden des Trainings badete der Nord im Wasser des Niben um sich den Schweiß abzuwaschen.
Anschließend streifte Hodur durch die Stadt und befragte die Obdachlosen, nach dem Namen, den ihm die Stimme gestern nannte. Wie hieß es? 'Wenn du etwas wissen willst, dann wende dich an die Bettler.'
Abends ging er wieder zurück in den 'Futtertrog', bestellte sich bei dem Bretonen mit den eingefrorenen Gesichtsmuskeln ein Abendmahl und schloss sich in seinem Zimmer ein.

Am späten Abend des dritten Tages, Hodur wollte schon wieder zurück zum Futtertrog, sah er einen kleinen, in Lumpen gehüllten Bosmer. Der Wurm winkte den Sendboten des Todes zu sich heran.
"Seid gegrüßt, Hodur Haraldsson. Byelobog schickt mich. Er möchte mit euch reden. Folgt mir, Haraldsson."
Der Bosmer eilte durch die Straßen und Hodur hätte ihn fast verloren, wäre der kleine Elf nicht vor einer Luke in die Kanalisation stehen geblieben.
"Hier herunter Nord." der Bosmer shob die Luke auf und öffnete ein Gitter darunter mit einem rostigen Schlüssel. Er stieg die Treppe herab in die Finsternis. Hodur folgte dem Waldelf. Sie betraten eine Kammer in der eine Talgkerze auf einem alten Holztisch vor sich hin flackerte. Sein Führer wickelte sich aus den Lumpen und es kam eine geschwärzte Lederrüstung zum Vorschein.
"Verzeiht mir, Bruder, aber ich konnte nicht früher mit euch in Kontakt treten. Mein Name ist Byelobog."
Hodur betrachtete den anderen Todesritter misstrauisch. Was sollte dieses Spiel? Was versucht er damit zu bezwecken.
"Ich erteile euch folgenden Auftrag, Hodur: Es geht das Gerücht unter den Deadra um, dass sich der Erbe des Drachenthrones irgendwo zwischen Kvatch und Bruma aufhält. Ihr werdet diesen Menschen, sein Name ist Martin, ausfindig machen und umbringen. Dies befehle ich euch als Gesalbter der wahren Götter."

Hodur hätte diesem arroganten Bosmerabschaum am Liebsten den Kehlkopf für diese Blasphemie herausgerissen.
"Ich gebe euch einen Tag Vorbereitungszeit. Erscheint morgen gegen Mittag wieder hier. Ihr dürft euch entfernen." setzte Byelobolg nach.

Zurück im 'Futtertrog' sprach die Stimme wieder und festigte Hodurs Entschluss. Es wurde Zeit ein wenig Blut zu vergießen.

Gegen Mittag betrat der Nord die Kanalisation wieder, das Schwert gezückt. Seine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt, als ein Gegenstand neben Hodurs Kopf auf Stein schlug. Ein Pfeil. Der Bosmer hatte auf ihn geschossen! Offenbar wollte er ihn von Anfang an umbringen oder er hatte sich in letzter Minute anders entschieden. Wie dem auch sei. Es galt einen Bosmer zu erschlagen. Der Nord rannte auf den Schützen zu, einen Kampfschrei von sich gebend. Wieder dieses Summen und ein kuzer, stechender Schmerz auf der Wange, dann war Hodur am Bosmer. Noch aus der Bewegung heraus teilte er Byelobolg praktisch entzwei. Ein fürchterlicher Blick brannte sich in das Gesicht des Verräters.
"Abschaum. Jemand wie du ist der Götter nicht würdig." sprach Haraldsson zu dem geteilten Leichnam und spuckte auf ihn.
Dies war sein Auftrag gewesen. Das kranke Fleisch zu entfernen. Sheogorath hatte ihn geleitet, Mehrunes Dagon seine Klinge geführt.
Es war ein guter Tag. Ein blutiger Tag.

Nachdem die Leiche und die Kammer aller Wertgegenstände beraubt und diese verkauft waren, machte sich Hodur auf den Weg nach Anvil. Die Stimme trieb ihn in den Sonnennuntergang.