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Cyrodiil, auf dem Weg nach Bruma
Arwen wanderte durch die Nacht hindurch und fühlte eine tiefe Sehnsucht nach einem unverrückbaren Ort unter einem unverrückbaren Himmel und wusste doch, dass es so etwas nicht gab. Sie ahnte nicht, dass sie denselben Weg einschlug, den jener unheimliche Altmer, den sie fast über den Haufen geritten hatte, ebenfalls eingeschlagen hatte. Ihr Pferd hatte sie im Stall bei Cheydinhal gelassen und mit gutem Gold dafür gesorgt, dass es bestens versorgt würde, bis sie es wieder abholen würde. Ihr war einfach nach Laufen. Nach langem friedlichen Laufen durch die Nacht bis sie so müde wurde, dass selbst ihre Gedanken Ruhe geben würden.
In der Höhe des Arrius-Sees hatte es zu schneien begonnen und die Welt begann irgendwie unwirklich zu erscheinen. Friedlich unwirklich. So als wäre alles in weiße Watte getaucht. Das Klima schien sich hier rasch zu ändern. Und ein Schmetterling, der vor kurzem noch voller Leben in der Sonne getanzt hatte, fiel zu Kristall gefroren zu Boden. Ein kurzes Leben in der Sonne, dass urplötzlich beendet war. Ein filigraner Kadaver, welcher beim Aufprall auf den Boden fast zu klirren schien. So endeten auch Träume und Hoffnungen der zweibeinigen Bewohner Nirns. Gerade noch vorhanden, im nächsten Augenblick jäh zerstört und vernichtet. Und es blieb einem nichts anderes übrig als einer Raupe gleich wieder eines Tages emporzusteigen und die Flügel auszubreiten. Auch wenn das mit jedem Male schwerer fiel.
Warum Bruma? Sie wusste es nicht. Irgendetwas trieb sie in Kälte und Schnee, als könne die äußere Kälte ihre innere vertreiben, besänftigen, zunichte machen. Und die Erinnerungen kehrten zurück. Blut, Schreie, wieder Blut, Flucht. Weiße Leere im Kopf, die erneut mit Schreien und Blut gefüllt wurde. So deutlich, dass Arwen selbst am liebsten geschrieen hätte. Jetzt und hier. Die Arrius-Höhlen waren in Sicht gekommen und ein seltsamer Schauer, ein unverständliches Grauen hatte sie plötzlich erfaßt und in die Gegenwart zurückgeholt. Sie wusste nicht, was dieses Grauen hervorgerufen hatte, doch spürte sie instinktiv, dass etwas Böses, etwas Schlechtes und Verderbliches darin hauste und so schlug sie einen weiten Bogen darum. Was würde, ja was sollte sie nun tun. Sie, die vom ersten Anblick Malukhats irgendwie nur für ihn und seinen Anblick gelebt hatte. Heimkehren nach Vvardenfell? In die vom Bruderkrieg zerrissene und zerrüttete Heimat? Aus welcher der Nerevarine ebenso verschwunden war ins Nichts wie hier der Kaiser ermordet war? Doch der Kaiser war gänzlich tot, vom Nerevar munkelte man, dass er nach Akavir aufgebrochen sei. Was immer er dort auch wollte.
Sie konnte nichts. Nichts wirkliches jedenfalls. Die paar geringen Fähigkeiten, welche sie besaß, hatten für ein Leben als mittelklassige Abenteuerin ausgereicht und nun würde sie anfangen müssen sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen. Doch nicht jetzt. Nicht heute. Heute lief sie. Durch die Nacht, durch den Tag, durch die Nacht ...
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