Arwen hatte Wochen und Monate damit verbracht, durch das Land zu wandern, hatte kleinere Aushilfsjobs und Botengänge für die Gilden angenommen, um etwas Gold zu verdienen. Und wohin sie auch kam, sie hatte versucht, etwas über den Verbleib Malukhats herauszufinden. Doch nie hatte irgendwer etwas gewusst; weder der Name Malukhat noch Erzmiel hatten irgendwem etwas gesagt. Ein, zwei Dunmer, deren Abstammung ebenfalls Morrowind war, wussten zwar, dass besagter Malukhat der Erzmagister von Vvardenfell war, aber mehr auch nicht. Die stets so lebhafte brodelnde Gerüchteküche stand ausgerechnet hier still.

Die Dunmerin war also wieder weitergezogen. Immer entmutigter und trauriger; zudem wuchs die Sehnsucht nach Morrowind. Wie immer es dort auch aussehen mochte jetzt, es war vielleicht doch an der Zeit, heimzukehren und zu sehen, ob dort ihre Hilfe gebraucht wurde. Hier wurde sie jedenfalls nicht gebraucht. Und vielleicht, nur vielleicht, war der Erzmagister ja ebenfalls heimgekehrt.

Tief in Gedanken versunken wanderte sie an diesem grauen kalten Wintertag durch die verschneiten Jerall-Berge Richtung Bruma. So tief in Gedanken versunken, dass die Realität um sie herum nicht mehr vorhanden schien. Und so bemerkte sie weder die Banditen noch den Bogen, der lautlos gespannt wurde. Und auch nicht der Pfeil, der von der Sehne schwirrte.

Ein rasender Schmerz. Ein Stich, der den Körper zu zerreißen schien. Arwen kippte um und noch im Fallen sah sie fassungslos den Pfeilschaft, welcher ihr aus der Brust ragte. Dann lag sie im Schnee und starrte in den grauen Winterhimmel. Ein Winterhimmel, der kurzzeitig aus leuchtenden lebendigen Farben zu bestehen schien, bevor diese Farben zu einem Grau wechselten und eins wurden mit den Schneeflocken, den Wolken, dem Himmel selbst.
Ein letzter Gedanke: "Malukhat! Und ich wollte doch nur nach Hause kommen!" Dann war es vorbei. Arwen Eveningstar war tot. Still und unauffällig, wie sie gelebt hatte, starb sie auch. An einem kalten Wintertag. Unbeweint, unbetrauert. Von niemandem vermisst und fern von ihrem geliebten Vvardenfell. Und der Schnee fiel. Fiel in dicken Flocken und deckte den starren Körper der jungen Dunkelelfin alsbald zu. Und mit ihm alles, was die Elfe einst ausgemacht hatte: ihre Liebe, ihre Träume, ihre Hoffnungen und Pläne. War es wirklich nur Unachtsamkeit gewesen, die zu ihrem Tod geführt hatte oder hatte sie einmal zu sehr geliebt und sich in dieser Liebe verloren? Aufgegeben, als der geliebte Mann verschwunden war. Aber es gab niemanden, der diese Frage hätte stellen können. Niemanden, der um sie trauerte. Die Banditen fluchten nur, dass sie nichts Wertvolles bei sich trug und ließen sie dann in der Wildnis liegen. Und der ewige Schnee deckte sie bald völlig zu. Es war vorbei.