Der Kaiserliche setzte einen missmutigen Gesichtsausdruck auf, aber sagte nichts als sie das "Eiche und Krummstab" verließen. Gleich schlug ihm wieder die Kälte entgegen. Es stand unwiderruflich fest. Der Spätherbst wurde langsam zum Winter. Jedoch war dieser Morgen anders. Die steife und recht kalte Herbstbrise streichelte über sein Gesicht, doch anders als sonst war ihm die Kälte nicht unangenehm. Tarrior fand sie fast schon belebend. Er konnte es wieder spüren das Feuern in seinem Innern. Es war wieder entfacht. Er war erregt sollte doch diese Mission die letzte sein, die er für den Telvanni erledigen würde. Er würde sich nicht nocheinmal einspannen lassen, eher würde er ihn, seine Diener und seinen geliebten Zaubererturm in Brand setzen, als noch einmal seinen Sklaven zu spielen. Während er seinen Gedanken nachhing und die Gefahr der Ruine fast volkommen vergaß, wuchs in Tirian die Unruhe. Im Gegensatz zu seinem Begleiter war dessen Gedankenwelt ein einzelnes Chaos. Hatte er sich doch noch entschieden mit zu kommen, er konnte seinen Freund unmöglich im Stich lassen. Aber jetzt erschien es ihm mehr und mehr wie ein Himmelfahrtskommando. Er wusste wie stark sein Freund sein konnten und dieser Joran Veran schien es auch faustdick hinter den Ohren zu haben. Doch er war eher ein kleines Licht, Heiler und kein Krieger. Jedoch war er bereit sein Leben eben in einem Kampf zu riskieren, aber nicht gegen irgendwelche Banditen oder Tiere nein, es mussten unbedingt gleich Nekromanten und deren Diener sein. "Reiß dich zusammen Tirian. Du schaffst das schon. Tarrior und der Kaiserliche wollen freiwillig darein und haben auch keine Panikanfälle. Bleib ruhig und gib dein Bestes": versuchte er sich gedanklich zu beruhigen, jedoch blieb die erhoffte Wirkung aus.

Der Kaiserliche führte sie mit festem und schnellem Schritt durch die noch immer ruhige Stadt. Straßenlaternen spendeten das einzige Anzeichen von Licht. Die Flammen ließen Schatten an den Mauern der Gebäuden Chorrols tanzen. Die einzigen Leute die unterwegs waren, waren sie selbst und die eifrigen Männer der Stadtwache. Diese waren entweder volkommen mies gelaunt in der Kälte und am frühen Morgen Wache zu schieben, schliefen oder hatten sich Betrunken um der Kälte trotzen zu können. Sie hatten das Stadttor erreicht, als eine starke Brise durch die Stadt fegte. Tarrior drehte sich nochmals um, um einen letzten Blick auf das schöne Chorrol zu werfen. Seine Blicke fuhren über das Eiche und Krummstab die Türme der Kapelle und die der Burg, als sie wieder bei der großen Eiche anlangten glaubte er etwas dahinter erkennen zu können. Als ein weiterer Windstoß durch die Straßen blies dachte er einen grauen Umhang oder Mantel hinter der Eiche hervor Wehen zu sehen. Doch bei seinem nächsten Wimpernschlag war er verschwunden. Genau wie die Gruppe, denn diese verließ mit einem Nicken an die Torwächter die Stadt. Noch einige Meter weiter drängte der Kaiserliche aus der Hörweite der Wachen, bis er stehen blieb. "Ok, wir haben vielleicht noch eineinhalb Stunden bis die Sonne aufgeht und bis Hrotanda Vale ist es noch ein gutes Stück. Folgt mir rasch, aber so leise wie möglich": sprach er zu ihnen zog sich seine Kapuze ins Gesicht und setzte den Marsch fort. "Nein, also wirklich ich hätte mir jetzt noch drei Stunden zeit gelassen und noch ein zweites Frühstück gemacht": dachte der ältere Dunmer. Tirian selbst blieb wortlos, nur sein Gesicht verzehrte sich ab und zu und hinter seiner Stirn schien es wie wild zu arbeiten.

Der Weg den ihr kaiserlicher Begleiter einschlug führte im wahrsten Sinne über Stock und Stein. Sie schlugen sich durch Unterholz und Gestrüpp, vorbei an mächtigen und alten Bäumen der Ländereien der Grafschaft Chorrol, welche mit mächtigen Stämmen in die Höhe wuchsen. Die Blätter bedeckten den Waldboden und waren mit Nässe volkommen voll gesaugt und machten ihren Reiseweg noch beschwerlicher, da die ständige Gefahr bestand auszurutschen. Leises Fluchen drang ab und zu aus Tarriors Mund, Tirian ertrug es ohne Klagen und ihr Führer hätte selbst warscheinlich nicht zu gegeben das der Weg anstrengend war, schließlich hatte er ihn gewählt. Jedoch konnte sich der Ältere Dunmer denken was Joran bewogen hatte, diesen Weg zu wählen. Die Ansiedlungen der Ayleiden waren einst mächtige Städte gewesen, also waren sie vermutlich einmal auch mit Straßen verbunden gewesen. Diese wären zwar einfacher zu passieren gewesen, aber man hätte sie auf Meter gesehen und das wenn sie Glück hatten. Die Chance das sie die Pfade nach Hrotanda bewachten war nicht gerade gering. Trotz der relativen Mühen, bewegte sich die Dreier-Gruppe sehr agil durch den Wald und mit einer Geschwindigkeit, die sich der Dunmer vermutlich nicht einmal selbst zu getraut hatte. Und dank des Tempos das der Kaiserliche vorlegte und die anderen beiden hielten, schafften sie es glücklicherweise noch vor Sonnenaufgang nach Hrotanda. Hier in diesen Regionen war der Nebel noch recht dicht, jedoch würde sich dies mit den wärmenden Sonnenstrahlen ebenfalls erledigt haben. Die Gruppe kniete sich hinter einen der größeren Büsche. Zwischen ihnen und den Ruinen lag eine Freifläche auf der sie vermutlich sofort entdeckt werden würden. "Ok, wir sind da. In vielleicht einer halben Stunde geht die Sonne auf. Ich schaue mir jetzt das Gebiet rund um den Eingang an, wartet ihr beiden hier......und gebt keinen Muchs von euch": gab der Kaiserliche den Beiden zu verstehen bevor er seinen Rucksack ablegte und aus dem Versteck schlich. "Vermutlich um den Feind auszukundschaften. Aber den Kommentar hätte er sich auch sparen können. Ich hatte ja nicht gerade vor durch die Ruine zu rennen und ein Blechtrommelkonzert zu geben": dachte er und verdrehte dabei unmerklich die Augen.

Nach einem Zeitraum in dem er dachte ihr Begleiter habe sie hier auf dem Präsentierteller sitzen lassen und wäre jetzt zurück in Chorrol Wein trinken, tauchte Joran wieder auf. Seine Stimme klang gehetzt. Er gab Anweisung sich mit Magie notfalls bereit zu halten um Nekromanten nieder zu strecken. Er gab zu verstehen das sie in ein paar Minuten auffliegen würden. Tarrior konnte da nur zustimmen die Sonne schickte ihr erstes Licht bereits über den Horizont, es würde nicht mehr lange dauern bis er sich über das Land zu senken begann und Nebel und Schatten vertrieb. Er sammelte bereits die Magie in seinen Händen. Nur ein Ausbruchsversuch der Nekromanten und einer von ihnen würde zu einem menschlichen Fackel werden. Auch zwischen Tirians Fingern knisterte es. Er bereitete einen Blitz vor zwar nicht mächtig genug einen Gegner beim ersten Treffer niederzustrecken, aber zumeist war der Schock gewaltig genug den Gegner zu lähmen, bis der Junge in der Lage war ihm noch zwei von der Seite entgegen zu schleudern. Im Endeffekt brauchten sie dies jedoch garnicht zu tun. Der Kaiserliche war wirklich ein meisterlicher Bogenschütze. Ein gezielter Schuss und der erste Nekromant lag tot auf dem Boden. Der zweite wollte Auffahren und Alarm schlagen. Tarrior war bereit ihn einzuäschern, aber sein vermeindliches Ziel kam nur ein paar Schritte weit bevor auch es mit einem Pfeil im Rücken tot im Staub liegen blieb. Ein Wink und die Beiden erhoben sich und schlichen zusammen mit Joran auf den Eingang zu. Dieser durchsuchte noch schnell die Leichen der beiden Ahnenschänder, dann ging es weiter. Auch der ältere Dunmer blieb noch kurz neben einer der Leichen stehen, spuckte auf sie und folgte seinen beiden Begleitern zu der schweren Eisentür, die den Eingang zur Ruine bildete. Mit einem metallischen Schaben und Knarren schob sie das Tor nach innen, gingen hinein und vereinten sich mit den Schatten, als der Kaiserliche die Tür wieder schloss. "Wilkommen in Hrotanda Vale": flüsterte er den beiden zu.

Tarrior hatte etwas über die alten Ayleiden gelesen und Forschungsberichte über die Ruinen gesehen, aber selbst hatte er sich wenig mit ihnen oder ihrer Architektur beschäftigt. Doch jetzt verstand er. Die Hochelfen des cyrodiilischen Herzlandes mussten so begabt im Umgang mit der Magie gewesen sein, wie die Dwemer mit ihrer Technik. Die Ruine war schon erstaunlich. Manche Gänge waren so niedrig das ein Nord gerade so aufrecht darin laufen konnte, andere waren, soweit er es aus Erzählungen wusste sehr hoch und endeten in majestätischen Hallen. An den Wänden zogen sich interessante und zugleich verwirrende Muster entlang, die scheinbar zur Dekoration angebracht worden waren. Langsam und leise bewegten sie sich durch das Zwielicht der Ruine. Die einzigsten Lichtquellen, waren die seltsamen Kristalle, welche ein bläulich-weißes Schimmern abgaben. Tirian hatte zunächt Licht mit einem Zauber erschaffen wollen. Nach einem resignierenden Kopf schütteln seitens Joran hatte er die Idee sogleich wieder verworfen. Die drei hatten nur dann gesprochen, wenn es unbedingt nötig gewesen war, auf Fallen waren sie bisher nicht gestoßen, jedoch begannen sie in der Entfernung Stimmen zu hören. Als sie näher kamen entdeckten sie eine Gruppe aus fünf Nekromanten und einigen Skelettwächtern. Wieder waren es allesamt Novizen oder Lehrlingen. Nur einer von ihnen schien ein begabterer Magier zu sein. Direkt in die Wand eingelassen vor der sie standen, war eine Niesche, scheinbar des Quartier des Magiers mit dem sich die Lehrlinge unterhielten. "Joran was schlagt ihr vor, wie wir diese Bastarde am besten erledigen? Und wenn wir sie erledigt haben, können wir ja eine kurze Pause in dem Quartier einlegen und das weitere vorgehen besprechen": schlug er vor und erwartete mit wachsender Spannung eine Antwort des Kaiserlichen. Ihm juckte es in den Fingern einen dieser Grabschänder zu grillen oder mit seinem Schwert in Stücke zu hacken.