Rasch lief Grimoa durch das Marktviertel um im Waffengeschäft "Eine Faire Chance" Schutz vor dem einsetztenden Regen zu suchen.
Als sie durch die Tür trat, war die Inhaberin Rohssan bereits dabei aufzuräumen. Grimoa zögerte kurz, "Guten Abend", grüßte sie dann freundlich, "ist noch Zeit für einen kleinen Handel oder soll ich besser morgen wiederkommen?"
"Oh nein, kommt herein, womit kann ich Euch helfen?", erwiederte Rhossan.
"Ich suche einen Bogen. Etwas stabiles nach Möglichkeit, mit guter Durchschlagskraft. Aber zu teuer sollte er auch nicht sein", formulierte Grimoa ihren Wunsch. Vielleicht würde es diesmal klappen.
"Hm... Ich glaube, da habe ich genau das richtige. Wartet einen kleinen Moment, ja?" Und mit diesen Worten war sie auch schon in einem Hinterzimmer ihres Ladens verschwunden.
Als Rhossan wieder auftauchte, hatte sie einen dwemerischen Langbogen in der Hand.
"Ich glaube, dass erfüllt genau Eure Anprüche. Er ist äußerst stabil und hat sehr viel Kraft. Leider ist er damit auch deutlisch schwerer als andere Bögen."
Das ungwöhnliche Desgin gefiel Grimoa sofort und auch beim Ausprobieren zeigte sich der Bogen im besten Licht.
"Wieviel wollt Ihr dafür haben?", fragte sie gleich, bevor sie es sich anders überlegen würde.
"Oh, das ging aber schnell! Ich habe den Bogen schon eine halbe Ewigkeit liegen, dachte nicht, das sich überhaupt nochmal jemand für das schwere Ding interessieren würde. Also gut, der Preis... Sagen wir 200?"
Grimoa wog den Bogen nocheinmal in der Hand. Das war ein guter Preis, aber sie würde auch noch Pfeile benötigen.
"In Ordnung, doch ich brauche auch ein paar Pfeile. Sagen wir, ich gebe Euch 220 und dafür bekomme ich den Bogen und einige gute Pfeile?"
"Pfeile! Aber natürlich. Ich kann Euch keine der gleichen Machart geben, aber wie wäre es mit einem Köcher Silberpfeile? Es sind fast zwei Dutzend. Das sollte eine Weile reichen. Und wenn Ihr mehr benötigt, kommt einfach wieder!" Mit einem Augenzwinkern hielt sie Grimoa einen sehr hübsch gefertigten Köcher mit 20 Silberpfeilen hin.
Das war doch mal ein erfolgreicher Einkauf. Grimoa besiegelte das Angebot mit einem Handschlag, bezahlte die 220 Septime und verließ gutgelaunt das Geschäft.

Kaum hatte sie die Straße wieder betreten und sich Richtung Elfengarten und damit Zuhause aufgemacht, näherte sich ihr mit langen Schritten eine schlacksige Gestalt von hinten.
"Hallo Grimoa!", begrüßte ihr Mitbewohner Jeffre sie. "Warst du einkaufen?", fragte er mit einem Blick auf ihren neuen Bogen.
"Ja, richtig", antwortete sie, "aber was machst du denn eigentlich hier? Hat Georick dich schon laufen lassen? Keine Tränke mehr zu brauen heute?"
"Nein, bei dem Wetter kommen wahrscheinlich sowieso keine Kunden mehr", erwiederte Jeffre. Seine Arbeit für den Besitzer des Alchemiegeschäfts "Die Hauptzutat" hielt ihn manchmal bis spät in die Nacht fest.
"Vielleicht", überlegte Grimoa in Gedanken, "sollte ich mich auch mal wieder nach einer festen Arbeit umsehen. Das zusätzliche Geld könnte ich gebrauchen. Und dann wäre es einfacher zu erklären, was ich den ganzen Tag mache und wie ich meine Miete bezahlen kann. Die Menschen sind so verdammt neugierig geworden."