„Botengänge erledigt ihr?! Ich denke, dass ist unter Eurem Niveau. Wollt ihr mich als Knappe nach Kvatch begleiten? Wenn ihr mir gute Dienste leistet, werde ich Euch in Leyawiin zum Ritter schlagen. Der Rang eines Ritters öffnet Euch die Türen und Herzen der gehobenen Gesellschaft. Ihr könntet viel von mir lernen. Was sagt ihr zu meinem Vorschlag?“
Mit offenem Mund starrte Melian ihr Gegenüber an. Was bildete der sich eigentlich ein? Sie, ein ehrenwertes Mitglied der Kämpfergilde! Wie konnte er da so etwas sagen? Sie war doch noch gar nicht lange dabei, was erwartete er eigentlich? Dass sie ausgesandt wurde um allein ein paar Oger oder gar schlimmere Kreaturen zu erledigen? Außerdem war sie nur auf den Botengang geschickt worden, um sie nicht überzustrapaziern. Nach allem was geschehen war in der letzten Zeit! Nein, dieser Kerl hatte wirklich keine Ahnung und sie würde ganz bestimmt nicht mitkommen.
"Ach, also... Nagut, wie Ihr meint." In Gedanken sah Melian einen Klon von sich selbst, der die Augen verdrehte und sich laut vor die Stirn klatschte. Das konnte nun wirklich nicht wahr sein! Wie konnte sie so bescheuert sein? Du bist so ein dämliches, dummes Ding!!! zischte es in ihrem Kopf heftig. Sie senkte ihren Blick und sagte leise: "Ich muss nur noch ein paar Sachen holen".
In der Gilde war man etwas verwirrt über ihre Entscheidung. Sicher, sie sei frei und könne tun, was sie wolle. Von diesem Orden habe man zwar noch nichts gehört, aber er sei sicher ehrenwert. Sie solle Erfahrungen sammeln, aber stets auf sich aufpassen und sei in den Gildenhallen einer jeden Stadt herzlich willkommen. Man gab ihr beinahe mehr Essen mit, als sie tragen konnte und der Botengang wurde mit überdurchschnittlich viel Gold belohnt. Auch einige Pfeile bekam sie mit auf den Weg, "Aber nur für den Fall der Fälle".
Als sie schließlich alles Hab und Gut zusammengepackt hatte und mit ihrem Begleiter auf dem Weg zum Stadttor war, bestand ihre Gefühlswelt aus einem Chaos von Vorfreude, Stolz, Furcht und Reue.
"Öffnet das Tor" sprach Kyokaan im ritterlichen Befehlston. „Sofort mein Herr, fahrender Ritter vom weißen Hengstorden.“ antworte die Wache unetrtänigst und öffnete das Tor.
Beeindruckend war das schon, wie man so behandelt wurde als Ritter. Sie durschritten das Stadttor und verließen das sichere, schöne Bravil Richtung Skingrad.
"Wie heißt Ihr eigentlich?", fragte Melian. Sie ging gerade tatsächlich mit jemandem mit, dessen Name sie nicht kannte.