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Kämpfer
Bravil
Anschluss an die Handlung von "Die Ungleichen Drei".
Melian hatte geschlafen. Endlich einmal wieder ganz normal geschlafen - kein Traum, keine Stimme, kein Aufschrecken. Erholt streckte sie sich und stand auf. Die Mithril-Rüstung, die jemand in die Kiste am Fuß ihres Bettes gelegt hatte, sah ein wenig marode aus, weshalb sie sie durch den Porter der Gilde reparieren ließ, während sie frühstückte.
Als sie mit dem Essen und der Porter mit dem Reparieren fertig war, kleidete sie sich an. Ein Blick in den Spiegel ließ sie nachdenklich werden. Kleines dummes Ding. Genauso siehst du aus. Wie ein kleines dummes Ding, das aus Versehens Papas Mithril-Rüstung trägt. Beim Gedanken an das Wort "Papa" lief ihr ein kurzer Schauer über den Rücken, aber sie unterdrückte es sofort. Heute wird es kein erneutes Rumgeheule geben. Du bist in der Kriegergilde, eine ehrenwerte Person. B e n i m m d i c h a u c h so! Aber wie ein ehrenwertes Gildenmitglied sah sie gar nicht aus. Sie glich einem unschuldigen Kind. Als sie sich schon entnervt wegdrehen konnte, kam ihr plötzlich eine Idee, bei deren gedanklicher Ausführung ein fast schon listiges Grinsen über ihr Gesicht kam...
Die Leute starrten sie an. Sie bekam Beachtung. Aber keine negative - Melian wurde bewundert. Jeder, der sie sah, konnte sich einen Blick nicht verkneifen. Sie hörte Satzfetzen wie "so eine schöne Bosmer" und "sie sieht richtig heroisch aus". Stolz ging Melian zurück zum Gildengebäude. Huurwens Freundin hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Melian hatte sie um Rat gefragt und Huurwen war prompt der Meinung, dass eine Veränderung genau das richtige sei nach all der Zeit. Sie kannte eine Dunkelelfe in der Stadt, die sich beinahe meisterlich auf Frisuren, Make Up und das sonstige Auftreten verstand. Melians Haare waren gefärbt, die Augen betont und mit ein paar magischen Tropfen, die sie jede Woche wieder einträufeln musste, leuchteten sie geheimnisvoll. Es musste ein grandioser Anblick sein.
In der Gilde angekommen, winkte der Porter sie gleich herbei - in gewohnter Routine, aber mit eindeutigen Blicken in den Aufgen. Stotternd drückte er ihr eine Schriftrolle in die Hand, sie müsse zum Grafen gebracht werden und da sonst niemand verfügbar sei, solle Melian diesen Botengang schnell übernehmen. Da sie ohnehin nichts zu tun hatte und insgeheim auch die WIrkung ihres Aussehens auf den Grafen testen wollte, ging sie guter Dinge los.
WÄhrend sie durch die Stadt ging, fiel ihr zum ersten Mal an diesem Tag auf, dass es irgendwie anders war als sonst. Alle liefen so aufgeregt in Bravil herum. Das Wachenaufkommen war gigantisch, aber sehr unkoordiniert. Die STadt glich mehr einem aufgeregten Hühnerhaufen als einer gut bewachten Festung. Auf dem Weg zum Schloss lief eine der Wachen ungebremst in sie hinein. "Könnt Ihr nicht aufpassen?! Was ist hier eigentlich los??" Platzte es unfreundlich und etwas arrogant aus ihr hinaus. Der Wachmann berichtete sofort aufgeregt, dass jemand letzte Nacht das gesamte Schloss ausgeraubt habe - sogar den Grafen und sein Quartier. Erstaunt zog sie die Augenbrauen hoch. Sollte das ein WItz sein? Das ganz Schloss inklusive Graf? War das nicht unmöglich? EIn Stück ihrer kindlichen Naivität kehrte zurück. So etwas hatte sie noch nicht gehört, obwohl damals einige Diebe mit ihr im Gefängnis gesessen hatte. "Wir vermuten... also... der... G r a u f u c h s..." stammelte die Wache. Der Graufuchs. Hier in Bravil? Nein, das konnte es nicht geben. DER Meisterdieb überhaupt! Und der sollte hier sein? Melian beeilte sich lieber ins Schloss zu kommen. Mal sehen, wie die Audienz beim Grafen verlaufen würde.
Es hieß warten. Sie war zwar eigentlich als erste an der Reihe, aber der Graf schien sich gerade zu sammeln oder sonst etwas zu machen und so stand sie eine Weile brav im Foyer des Schlosses. Hinter ihr reihten sich bereits andere, die ebenfalls eine Anhörung wollten.
"Ich bin ein Ritter aus Leyawiin. Ich habe gelobt, die Schwachen zu verteidigen, nie vor Feinden zu fliehen, niemals zu lügen und stets zu meinem gegeben Wort zu stehen, allen gegenüber freimütig und großzügig zu sein, immer für das Recht zu kämpfen und Ungerechtigkeit und Böses zu bekämpfen. Das ist eine Aufgabe nur für einen Ritter von Rang und Namen.“ Dieser Satz tönte nun schon zum dritten Mal seit sie hier stand lautstark durch die Halle. Sie hatte es bisher vermieden sich umzudrehen, da sie diesem aufgeblasenen Ritter nicht noch unnötige Aufmerksamkeit zukommen lassen wollte, aber jetzt war es genug.
"Wenn Ihr noch einmal Euer dämliches Geplapper verlauten lasst, lasse ich euch verhaften!" rief sie, noch während sie sich umdrehte. Sie blickte auf einen mittelgroßen Argonier. Seine Rüstung fiel ihr sofort auf. Zugegeben, er sah tatsächlich ein wenig ritterlich aus. Aber ein Blick in seine Augen ließ sie genauer hinsehen. Ein seltsamer Glanz war in ihnen zu sehen, den er trotz seiner ganzen Aufmachung und seines ganzen AUftretens nicht verstecken konnte. Dieser Kerl spielte hier ein falsches Spiel. Da war sie sich sicher.
Geändert von KingPaddy (28.02.2013 um 17:16 Uhr)
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