Tag 3 in Bravil
Es war 8:00 Uhr morgens als Kyokaan aufstand. Heute wollte er die öffentlichen Gänge absolvieren. Unter öffentlichen Gängen verstand er den Besuch hochrangiger Beamter und Adliger, diesmal als fahrender Ritter. Sein Weg führte ihn die Händlerstraße hinunter über eine Holzbrücke in die Burg. Es war ein schöner Tag, und obwohl Kyokaan bei Regen in Bravil ankam, regnete es hier deutlich weniger, als in Leyawiin.

Der Burggarten war in einem jämmerlichen Zustand. Offensichtlich konnte der Graf sich nicht mal einen Gärtner leisten und für solche Kleinigkeiten der Etikette hatte er nichts übrig. Auf der anderen Seite, war das der ideale Nährgrund für Pilze und Wildpflanzen, die Kyokaan fleißig erntete.
Die Empfangshalle war riesig und wirkte prunkvoll eingerichtet. Majestätisch thronte der Graf in der Mitte des hinteren Raumteiles. Da nur ein Thron vorhanden war, hatte eine Gräfin, sollte es eine geben, hier nichts zu sagen.
„Der Fahrende Ritter vom Weißen Hengstorden aus der Grafschaft Leyawiin bittet um eine Audienz!“ wurde Kyokaan angekündigt.
„Regulus Terentius, Graf Bravil. Nett von Euch, dass ihr Euch mir vorgestellt habt, Ritter, aber völlig unnötig.“ Begrüßte der Graf Kyokaan und in einer Tour fuhr er fort „Ich bin der Graf und ihr habt keinen Anlaß mit dem Grafen zu sprechen, oder? Gut. Das hätten wir geklärt, also macht, dass Ihr hinauskommt.“

So schroff wurde Kyokaan noch nie abgespeist. Der arrogante Kerl hatte offensichtlich keine Angst, mal den Falschen zu beleidigen. Kyokaan entfernte sich vom Grafen und sah sich ein bisschen um. Der Dienstbereich, Speisesaal und Küche waren für jedermann zugänglich. Sollte Kyokaan in Geldnot geraten, so brauchte er nur die Küche ausräumen. Sie war weder bewacht, noch waren die Ausgänge gesichert. Er begab sich nach dem recht unspektakulären Besuch beim Grafen wieder zur Herberge Silberblick. Obwohl es noch nicht mal Mittag war, legte sich Kyokaan mit Einnahme eines Schlafmittels ins Bett und wachte erst nach Mitternacht auf…

Tag 4 in Bravil
Kyokaan hatte Bravil bei Tag gesehen, nun wollte er es bei Nacht erforschen. Er legte sich die dunkle Rüstung seiner Zunft an und schlich sich ungesehen aus der Herberge. Sein erstes Ziel war das Haus des gerechten Handels. Schnell hatte er das schwere Schloß mit einem Dietrich geöffnet. Die Besitzerin war allerdings noch am Sauber machen, so dass er das Haus genauso schnell verließ, wie er es betreten hatte. Gegenüber lag „Dro´shanjis Haus“. Dro´shanjis war ein Khajiit und ein sehr geschickter wie es hieß. Das Haus bot nicht viel. Es war zweigeschossig und der Khajiit gehörte zu den ärmeren Einwohnern Bravils. Er hatte einen Haufen zu Essen, aber kaum Gegenstände von Wert. Eines allerdings fand Kyokaan gut. Der Khajiit besaß ein Buch „Die Wolfskönigin Band I“. Der Text selbst war recht langweilig, allerdings gab es in dem Buch eine Stelle, die das Knacken von Schlössern elegant und ausführlich beschrieb. Diese Technik musste Kyokaan beim Nächsten mal ausprobieren.

Weiter ging seine nächtliche Erkundungstour. In einigen Häusern fand er neben Lebensmitteln auch einige der seltsam leuchtenden Wurzelpflanzen. Die Bevölkerung von Bravil hatte nicht sonderlich viel Geld und Bravil gehörte mit Sicherheit zu den ärmsten Provinzen Cyrodiils. Dann allerdings stolperte Kyokaan über einen bis zum Rand abgefüllten Skomasüchtigen. Andere konnten noch stehen und kippten sich das Zeug unschiniert hinter. Keiner nahm Kyokaan wahr und ihre Taschen waren voller Geld. Sie waren so zugedröhnt, dass der Taschendiebstahl noch nie so leicht war und unbemerkt blieb. Die Hütte, vor der sie standen, war eine reine Skomahöhle. Die Flaschen lagen nur so rum und die Hehler bemerkten nicht einmal, wie Kyokaan ihr Dealergeld einsackte. Nach dem erfolgreichen Diebeszug schlich Kyokaan zurück zur Herberge. Er hatte die Hälfte der Häuser von Bravil infiltriert und in der nächsten Nacht kam die andere Hälfte dran. Wieviel Kohle er eingesackt hatte konnte er gar nicht sagen. Die Menge würde er erst noch zählen müssen, aber eins war sicher, es war viel Geld, sehr viel Geld.

Tag 5 in Bravil oder besser geschrieben Nacht
Kyokaan hatte den ganzen Tag geschlafen. Spät am Abend, weit nach Einbruch der Dunkelheit, verließ er in seiner schwarzen Rüstung die Herberge Silberblick-am-Meer. Heute war eine Hausinspektion des nördlichen Stadtteiles angesagt. Vom Silberblick schlich er sich ungesehen zum Haus gegenüber, die Treppe rauf und knackte das erste Schloß. Am Hauseingang stand das Nemensschild „Stadtschwimmer“. Die Leute von Bravil lästerten über ihn, woher er diesen Namen hatte und wo er wohl in der Stadt schwimmen würde? Stadtschwimmer war nicht sonderlich reich. Er besaß eine dieser leuchtenden Wurzeln, ein paar Lebensmittel und auf seinem Nachttisch lag ein dickes Buch – 2920, Letzte Saat. Das Buch behandelte die Geschichte der Friedensschließung zwischen Morrorwind und dem Kaiserreich. Es war sehr verwirrend geschrieben und hatte mehr Einzelgeschichten, die unabhängig von einander datumsmäßig aufgeschrieben wurden. Dann allerdings wurde das Buch spannend ein Mitglied der Murra Tong hatte den Prinzen und Erben des Kaiserreiches getötet und der Geschlossene Frieden war damit nicht offiziell gemacht. Das Buch beschrieb die Benutzung und Auswirkung von Speerfallen und wie man sich gut im Gras verstecken konnte, eine Eigenschaft, die bei der Jagd auf was auch immer von Nutzen sein konnte.

Sein nächstes Haus hatte das Namensschild Ranaline. Kyokaan kannte die Frau sie hing den ganzen Tag am Stadttor rum. Obwohl sie nicht schlief war sie nicht besonders Wahrnehmungsfreudig. Kyokaan stand direkt in ihrem Rücken und sie merkte nichts. Ab und an las sie in einem Buch, das sie immer wieder wegsteckte. Ein Zweites lag direkt auf ihrem Bett. Kyokaan wurde im Stehlen immer besser oder lag es an der Trantütigkeit einiger Bewohner Bravils zu späten Stunden? Die Resultate sprschen für sich. Die Frau hatte nicht gemerkt, wie Kyokaan langsam das Buch aus ihrer Tasche zog und das andere vom Bett mit gehen lies. Sie hatte nicht bemerkt, wie er ihre Vorratskammer plündert und bei hellem Kerzenlicht das Haus verließ. Im Licht der Straßenbeleuchtung laß er sich die Bücher durch. „Mankar Camorans Erläuterungen zum Mysterium Xarxas Buch I“ Der Schriftsteller war höflich und beleidigend zugleich dem Leser gegenüber. Ungewöhnlich am Schreibstiel war, dass der Leser direkt angesprochen wurde und das Buch mehr den Charakter einer Gebrauchsanweisung hatte. Der Text stammte offensichtlich von einem Geisteskranken, der einem Wahn zum Opfer fiel. Der Schreiber selbst Beruft sich auf ein Buch Namens Mysterium Xarxes, das ein Fürst Dagon, offensichtlich sein Herr, für ihn geschrieben hat. Mankar Camoran lädt den Leser des Buches ein in sein Paradies einzutreten, das durch vier Schlüssel erreicht werden kann. Den ersten Schlüssel las Kyrokaan gerade. Den zweiten Band kannte er schon aus Leyawiin. Offensichtlich hingen die Anhänger der Mystischen Morgenröte in jeder Stadt rum.

Im Untergeschoß war Ra´jiradhs Haus, dem Namen nach Khajiitisch. Die Katze schnurrte tief schlummernd in ihrem Bett. Sie hatte auch nicht viel Wertvolles zu Bieten, allerdings hatten die Bewohner von Bravil eine Schwäche für Bücher. „Dieb“ nannte sich die recht spannende Geschichte von Eslaf. Dies war der zweite Bande einer mindestens 3 Bändigen Geschichte. Der erste Band beschrieb das Bettelleben von Eslaf und Kyokaan musste sich das Buch besorgen, so sehr fesselte ihn dieser zweite Band. Er schrieb das Leben Eslaf und wie er zum Dieb wurde. Nie erwischt wurde er, weil er richtig Springen und Fallen konnte. Eine unglaubliche Akrobatiktechnik wurde in dem Buch beschrieben. Den nachfolgenden Band „Krieger“ würde sich Kyokaan auch noch besorgen müssen. In Ra´jiradhs Bücherregal stand noch ein anderes Buch. „Die Anhängerschaft des Graufuchses“ Es beschrieb den Zusammenschluß aller Diebe zu einer Gilde mit 3 langweiligen Regeln.
1. Stiehl niemals von einem anderen Gildenmitglied
2. Töte niemals jemanden bei deiner Arbeit. Wir sind nicht die Dunkle Bruderschaft. Tiere und Monster können bei Bedarf getötet werden.
3. Stiehl nicht von den Armen. Die Bauern und Bettler stehen unter dem persöhnlichen Schutz des Graufuchses, besonders im hafenviertel der Kaiserstadt.
Dann konnte man in dem Buch noch etwas über Beförderungen lesen. In Leyawiin war Kyokaan einem Hehler begegnet, der allerdings nur mit hochrangigen Dieben Geschäfte machte und Kyokaan kurzer Hand nach Bruma schicken wollte. Warum musste alles so weit entfernt sein. Das kalte Bruma war der letzte Ort, den Kyokaan auf seiner Reiserute hatte. Allerdings reizten ihn die Ansichten seiner Schwestergilde der Dunklen Bruderschaft.

In den anderen Häusern fand er außer ein paar Goldmünzen und Lebensmitteln nichts Erwähnenswertes. Er musste immer noch an die relativ sinnlosen Regeln der sogenannten Diebesgilde denken. Wieso sollte man Bettler bestehlen? Waren die in der Kaiserstadt so reich, dass es sich lohnt? Gedanken versunken schlich Kyokaan durch die Stadt und stand vor dem Haus des gerechten Handels. Mal sehn, ob die Schachtel immer noch putzt, fragte sich Kyokaan, als er das schwere Schloß nach der neuen Technik öffnete. Die Händlerin schlief tief und fest. Unbemerkt knackte er alle vorhanden Schlösser, räumte ihre Tageseinnahmen aus der Kasse aus und ließ alle Lebensmittel und Weinflaschen mitgehen. Rache ist süß, sprach er insgeheim zu sich. In Schwarzmarsch hätte er mal schnell sein Messer gezogen, aber ein Mord würde zuviel Aufmerksamkeit erregen und ihm war unklar, wie die Bürger von Bravil reagieren würden. Diebstahl langte fürs Erste. Voll beladen und erstaunt über das, was er alles unbemerkt schleppen konnte schlich Kyokaan in sein zimmer, das er für eine ganze Woche gemietet hatte. Er öffnete ein paar der geklauten Weinflaschen und ließ es sich in seinem kleinen Zimmer gut gehen, bis er total besoffen ein schlief.

„Ihr habt Euch zu stark angetrieben“ sprach eine liebliche Argonierin in seinem Traum „ und zuviel nachgedacht. Entspannt Euch.“ Ohja, der Traum war so Lebensecht, so real, „Vertraut Euren Instinkten. Seid einfach ihr selbst.“ Flüsterte die Argonierin in sein Ohr. „Kümmert Euch um die kleinen Dinge und die großen erledigen sich von selbst…“