Es war fast Mittag, als Kyokaan aufstand. Er hatte jede Menge Kräuter gesammelt und begab sich nun zum Wirt. Obwohl der Wirt einen riesigen Weinbestand hatte, verkaufte er Kyokaan nur Lebensmittel. Kyokaan ließ eine Weinflasche der qualitativ guten Sorte dabei unbemerkt mitgehen. Wie er von einem Orkgast erfuhr, gehörten die Getränke nicht dem Wirt, sondern dem Ork. Da dieser Kyokaan nicht zum Trinken einlud, nahm er sich unbemerkt, was er wollte. Der nächste Gang war zum Händler. „Haus zum gerechten Handel“ nannte man die Bruchbude aus Holz. Die Elfe, die das Geschäft führte, trug schäbische Kleidung, hatte fettige Haare und Zahnlücken. Sie selber bezeichnet sich als hübsch, gerissen wäre der bessere Ausdruck, denn sie drückte den Preis für die Sachen, die ihr Kyokaan verkaufte gewaltig.

Das nächste Haus machte einen besseren Eindruck. Es war die Kämpfergilde von Bravil und seine Insassen waren nicht an neuen Rekruten interessiert. Geht nach Anvil, Choroll oder Cheydinal hatten sie gesagt. Alles Städte die nicht auf der Reiserute von Kyokaan standen.
Sein nächstes Ziel war der Laden „Hexenmeisters Glück“. Das Geschäft faszinierte Kyokaan, vor allem deshalb, weil der Händler ein Gegenstück zur Magiergilde bildet. Die Gespräche, die in Bravil über die Magiergilde geführt wurden, veranlassten Kyokaan dazu, dieses Haus um jeden Preis zu meiden.

Beim Stadtrundgang durch Bravil stolperte Kyokaan wieder über diese seltsam leuchtenden Wurzeln, die er gleich einsackte. Er hatte nun schon insgesamt 10 Stück von ihnen. Dann begab er sich zurück zur Herberge. Der Wirt hatte gerade nichts zu tun, also verwickelte er Kyokaan in ein Gespräch, das mehr den Charakter eines Monologes hatte.
„Habt ihr Euch umgesehen? Bravil ist die Kloake von Tamriel. Das „Silberheim“ ist der einzige anständige Ort in der Stadt. Ich weiß wirklich nicht, warum ich hier bleibe“ sprach der Wirt vom Silberheim mehr zu sich selbst, als zu Kyokaan. Die Antwort auf die Frage hätte Kyokaan ihm schon geben können. Er verlangte eine unverschämt hohe Summe für die Übernachtung in einem kleinen Raum mit Bett ohne Schränke. Das Bett war mehr ein Notlager und man konnte froh sein, wenn man alleine drinnen war. Es gab noch eine Schenke auf der anderen Seite der Stadt, die nur Stadtkundige finden würden. Weil diese so schlecht besucht war, war die Bewirtung und Beherbergung noch schlechter als hier. Im Grunde hatte das Silberheim ein Monopol in dieser Stadt, obwohl Preis und Leistung hier den Gipfel der Unverschämtheit demonstrierten.

„Ihr seid ein fahrender Ritter?“ fuhr der Wirt fort „Ursannes Mann, Aleron wird vermisst. Ich sah die Ärmste, wie sie in der Kapelle weinte und betete. Ich hoffe ihr könnt ihr helfen.“
Sind fahrende Ritter Wohltäter? – der Gedanke lief Kyokaan eiskalt über den Rücken. Vielleicht war die Tarnung doch nicht so gut? „Ich werde sehn, was ich tun kann“ würgte Kyokaan charmant hervor und ging auf sein Zimmer. Brauen war seine Beschäftigung für die nächsten Stunden. Zunächst köchelte er die tödlichsten Gifte zusammen Kobaldgalle, stahlblauer Rötling, Äpfel – gut durchziehen lassen und vorsichtig abfüllen. – Ahh – Ginkgo-Blatt, rauer Wüstling, Kartoffel – grinsen überkam Kyokaan. Er war wieder in seinem Element. Dann kamen noch ein paar Standardgifte und Tränke. Nach 2 Stunden war er fertig. Jetzt musste er nur noch die unbrauchbaren Tränke verscherbeln. Für seine Ausdauertränke wurde viel bezahlt. Sie waren sauber hergestellt und trotz der einfachen Mittel und Methoden hochwertig.
Der Tag war ein Erfolg gewesen. Kyokaan ging frühzeitig auf sein Zimmer, kippte die zwei geklauten Weinflaschen in sich hinein und schlief den Rausch der Zufrieden aus.