Jiriki hatte übernachtet und war dann die nächsten Tage durch Bruma gestreift. Nicht, dass es hier sonderlich viel zu sehen gab, aber es war eine ruhige verschneite kleine Stadt in den Bergen, welche etwas Erholsames an sich hatte. Er hatte einigen Gerüchten gelauscht, die ihn aber weniger interessierten. Irgendein Kerl schien das Gold seiner Frau genommen zu haben, saß aber jetzt im Gefängnis, die hiesige Gräfin war eine Sammlerin von Akaviri-Artefakten und ähnliches. Er hatte die Dinge alle nur im Vorübergehen erfahren, wenn wieder einmal die Leute beisammen standen und tratschten. Zudem nutzte er die Gelegenheit beim ortsansässigen Waffenhändler und Schmied sein Schwert wieder schärfen zu lassen. Das hätte er auch selbst gekonnt, aber er schätzte die Arbeit der Nord, die für Schwerter geradezu prädestiniert waren und er war sich ziemlich sicher, dass der Nord die Reparatur seines Schwertes entschieden besser bewerkstelligte als er, Jiriki, das gekonnt hätte.
Und nun wurde es Zeit, die Stadt wieder zu verlassen und sich seinen eigentlichen Zielen zuzuwenden. Die Tatsache, dass es mittlerweile stockdunkel war, kam ihm gerade recht. Während er kurz darauf das Stadttor von Bruma durchschritt, ignorierte er die erstaunten Blicke der Torwachen, die sich sicher wunderten, warum jemand ausgerechnet nachts die Stadt verließ. Sie waren jedenfalls schlau genug, um ihm nicht anzusprechen. Sein Weg führte nach Chorrol. Zu Beginn seiner Wanderung fiel noch Schnee, aber je weiter er ins Tal hinabkam, umso ruhiger wurde des Wetter. Der Himmel klarte auf und die Sterne sowie die zwei Monde waren klar und deutlich zu sehn. Solch eine wunderbare Nacht war es damals auch gewesen. Vor Jahren, als er aus Sumerset verschleppt wurde. Zu jung und hilflos, um sich wehren zu können, vor Angst und Verzweiflung wie erstarrt. Damals, da hatte er nicht gewusst, dass dies nur der Anfang sein würde. Der Beginn von einem jahrelang andauernden Martyrium. Doch was einen anderen zerbrochen hätte, hatte ihn verändert. In dem Mann von heute mochte man den Jungen von damals in den Gesichtszügen erkennen, doch sein Wesen, seine Seele war die eines eiskalten Mörders geworden. Das Werkzeug richtete sich gegen die Hand, die es einst geführt hatte. Und es würde noch hundertmal besser sein als seine Schöpfer auch nur geahnt hatten. Oder hatten sie es gewusst, und nur nie daran gedacht, dass er sich gegen sie richten würde? Dann waren sie kurzsichtig. Kurzsichtig und dumm.

Er schreckte aus seinen Gedanken empor als er ein wütendes Knurren hörte, welches von der Seite zu kommen schien. Instinktiv riss er sein Schwert aus der Scheide und wirbelte herum. Keinen Augenblick zu früh, denn er schaffte es gerade noch den Sprung eines Schneeleoparden zu parieren. Dämliches Vieh. Jiriki wirbelte um sich selbst und schlug dann aus der Bewegung heraus zu. Das kostete ihn kaum Anstrengung, den Leoparden jedoch den Kopf. Das Fell war jetzt natürlich nichts mehr wert, aber da Jiriki sowieso nicht vorgehabt hatte unter die Fellhändler zu gehen, war es ihm gleich. Wortlos steckte er das Schwert wieder in die Scheide und schritt ruhig weiter Richtung Chorrol. Ein schweigender Mann in der Nacht, der gleichmütig und beherrscht wirkte. Und mit ihm marschierte der Tod.