Lass’ es eine… Mann. Verdammt.
„Ach, Ihr haltet Euch also für einen Extrem-Sportler. Dann hätte es Euch nichts ausgemacht, hätte ich Euch mit einem Feuerzauber in eine Fackel verwandelt?“ Der Erzmagier grinste. Verdammt, das hätte er wirklich machen sollen. Was bildete der Knilch sich überhaupt ein? Seiner Sprache nach zu urteilen konnte man glatt auf den Gedanken kommen, ein intelligentes Wesen vor sich zu haben, aber selbst Tiere waren bis zu einem gewissen Grade intelligent und der Nachahmung fähig.
„Und das mit dem Licht ist schon so eine Sache, da habt Ihr recht“, gestand Malukhat ihm zu und warf einen Seitenblick auf den undeutlichen Schemen, der neben ihm auf dem Boden kniete. „Ihr scheint einer recht – und, oh bitte, fühlt Euch nicht beleidigt, mein Freund – zurückgebliebenen Kultur anzugehören, wenn nicht einmal ein einfacher Lichtzauber Euch über die Lippen kommt.“
Das war für die schnippische Antwort, die der Mann ihm gegeben hatte. Rede-Duelle, die Beleidigungen einschlossen, waren Malukhats Fachgebiet. Er hatte über achthundert Jahre Zeit gehabt, Beleidigungen zu einer regelrechten Kunst zu verfeiern. Und es gab genug Leute, an denen er sie immer wieder ausprobieren konnte. Jetzt musste ihm nur noch etwas für das Mistkerl einfallen, denn das freute ihn um diese Uhrzeit überhaupt nicht. Ein Wolf hätte seinen Körper angekaut, dabei aber nicht viel geredet; das war sein Instinkt, also zwar schmerzhaft, aber vollkommen in Ordnung. Was der Mensch hier aber tat, nahm er persönlich.
„Was das Mistkerl angeht, mein begriffsstutziger Stolperer, so reiche ich diese Bemerkung an Euch zurück. Natürlich möchte ich gerne annehmen, dass Ihr für Eure Missratenheit nichts könnt und das eindeutig ein schwerer Erziehungsfehler seitens Eurer Eltern ist, aber irgendwann kommt die Zeit, da muss man selbst Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Die Konsequenzen, die es haben kann, einen übelgelaunten Erzmagier zu treten und ihn zu beleidigen, sollten Euch durchaus bekannt sein.“
Oh ja, das war gut. Das war sogar sehr gut. Doch plötzlich musste er an Joplaya denken und daran, wie sie ihn in diesem Moment wohl angesehen hätte. Ach was, angesehen! Sie hätte ihm die Hölle heiß gemacht, sich bei diesem stillosen Kerl entschuldigt und darauf bestanden, Wiedergutmachung zu leisten, für die der Erzmagier natürlich finanziell aufgekommen wäre.
Verdammt, was tue ich hier eigentlich, fragte er sich, ich liege hier auf dem Waldboden, warte darauf, dass Wölfe mich zerreißen und beiße in die Hand, die mir, wenn auch unhöflich, Hilfe anbietet. Aber er wollte sie nicht ergreifen. Wirklich nicht. Von diesem Mann brauchte er keine Hilfe. Eigentlich brauchte er überhaupt keine Hilfe, er ruhte sich schließlich nur solange aus, bis er aufstehen konnte, ohne sich dabei ein paar Knochen zu brechen.
Abermals erschien das Gesicht seiner Tochter vor seinem inneren Auge und strafte ihn mit Verachtung.
„Ich werde mich nicht entschuldigen!“, knurrte er mehr zu Joplaya als seinem Gegenüber. „Aber Ihr dürft mir gerne beim Aufstehen behilflich sein, denn in der Tat fühle… ich mich derzeit nicht besonders. Als Ausgleich helfe ich Euch dabei, lebend aus diesem Wald zu kommen.“ Er betrachtete das Gesicht des Mannes im Halbdunkel des Waldes. „Ihr könnt mir nämlich nicht erzählen, dass Ihr ein Krieger seid. Bei Eurem Anblick bekomme ja sogar ich einen Mutterkomplex.“
Oh man, Malukhat, du Idiot… du hast es schon wieder getan.