Stumm stand er auf einem Felsen und blickte über das Land. Ein kräftiger Wind spielte mit seinen langen, weißen Haaren. Er war angekommen. Er war dem weiten Weg gefolgt, den ihm die Stimme wies. Er war nun in der Höhle des Löwen, Cyrodiil.

Nachdem der Todesritter das Land von seinem Aussichtspunkt aus studiert hatte, begab er sich weiter den schmalen Pfad herab. Eine Siedlung war in der Nähe, einige wenige Wächter patroullierten auf den Zinnen. Wenn sich Hodur richtig erinnerte, nannte sich diese Siedlung Bruma und war eine Ortschaft, fest im Griff ausgewanderter Nord. Die Stimme drängte ihn. Bruma war nicht sein Ziel. Er würde sich zur Kaiserstadt begeben und die Lage erkunden. Haraldsson war nicht so vermessen zu denken, dass er im Stande wäre die Stadt zu vernichten und den Glauben an Akatosh zu tilgen. Nein, das war nicht seine Aufgabe. Dies hätte nur in seinem Tod geendet. Seine Taktik war die eines Guerrillero. Er würde das Pantheon schwächen, indem er die Gläubigen vom Pfad der Neun Heuchler abbringt. Dies war machbar, dies war sein Ziel. Diese falschen Götter bezogen ihre Macht aus den Sklaven, die ihnen dienen. Wenn Hodur die Sklaven befreien würde, wären die Götter dem Untergang geweiht.
Und sollten sich die Sklaven weigern, dann würden Hodur seinen vier Herren ein Festmahl zubereiten.

Er ging langsam auf der Straße, Richtung Süden, entlang. Der Todesritter sah ein kleines Gehöft, ein paar Schafe grasten auf der Weide. Die Bewohner dieser heruntergekommenen Absteige könnten eine Karte haben, etwas Existenzielles für den Plan Hodurs. Eine alter Greis arbeitete auf dem Feld, offenbar ein Kaiserlicher, und starrte den Todesritter aus trüben Augen an.
"Kann ich euch helfen, Mylord?" sprach der Alte mit krächzender Stimme.
Hodur deutete mit seinem Panzerhandschuh auf die Hütte. Der Alte verstand die Geste und schloss die Bruchbude auf, offenbar war ihm der Besuch nicht ganz geheuer, wer könne es ihm verübeln?, aber ein 2 Meter großer, in einen schwarzen Umhang gehüllter Fremde ist auch nicht gerade ein vertrauenserregender Besuch.
"Ja, ich brauche eine Karte." der Greis zuckte bei der kalten Stimme des Todesritters zusammen.
"Ei-eine K-Karte, Mylord?" stotterte der Bauer.
"Bin ich so schlecht zu verstehen?" erwiederte Hodur kalt.
"Ne-Nein, Mylord, war-wartet bi-bitte einen Mo-Mo-Moment."
Der Alte kramte in einer Schublade und zog ein fleckiges, brüchiges Pergament hervor, Hodur schätze das Alter des Schriftstückes auf die Zeit vor der Allessia-Revolte.
"Ich ha-habe eine Ka-Karte, Mylord." brachte der Alte stotternd hervor.
"Für nu-nur hun-hundertfünfzig Sep-Septime ge-gehört sie euch, Mylord."
Unglaublich der Alte wollte verhandeln. Verhandeln, mit einem Gesandten der Deadra! Er war entweder verdammt mutig oder grenzenlos dumm.
Hodur lachte laut, es war ein gefühlloses Lachen. Der Greis zuckte wieder zusammen.
"Einhundertfünfzig Septime? Nun, ein guter Preis für so eine .... wie soll ich sagen?...Antiquität. Aber ihr sollt eure Belohnung bekommen."
In diesem Moment öffnete sich die Tür des Bauernhauses und eine junges Frau trat ein, sie war vielleicht 18 oder 19 und man sah ihr die Verwandschaft zu dem Greis deutlich an.
Etwas zuckte in Hodur zusammen. Die Frau hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit seiner Ragna, bevor sie die Krankheit dahinsiechte.
"Victoria?! Ha-hast du die Kühe schon gemelkt?" fragte der Alte mit einem entgleisten Gesichtsausdruck, er wusste wohl, was auf ihn zukommen würde.
"Ja, Großvater." sprach das junge Mädchen. "Wer ist dieser Fremde, Großvater?" fragte Victoria.
"Er mö-möchte eine Karte kaufen."
"Kaufen ist das falsche Wort, alter Kauz." erwiederte Hodur "'Nehmen' ist die richtige Bezeichnung."
Mit einer fließenden Bewegung zog der Sendbote des Todes seinen schweren Zweihänder und beendete das Leben des Alten mit einem Schlag. Die Bauerstochter war völlig unfähig zu reagieren.
Die Stimme flüsterte Hodur ein, dass es keine Zeugen geben dürfe. Und so schickte er seinen Meistern ein weiteres Opfer.

Der restliche Weg war recht uninteressant, außer dass Hodur sich mit einem weiteren Daedraanhänger, der zum Schrein des Molag Bal pilgerte, den Weg teilte.
Die beiden kamen ganz gut miteinander aus und der Dunkelelf schenkte dem Todesritter kleine Metall-Skulpturen der 4 Säulen (der Dunkelelf war Geschmeideschmied und hatte Erfahrung mit solchen Sachen).

Schließlich kam der Todesritter in Weye an und überquerte die Imperiale Brücke um schließlich durch die Tore der Stadt zu treten. Die Wachen beobachteten den Fremden misstrauisch griffen aber nicht ein.

Er war angekommen. Die Kaiserstadt. Zentrum des Glaubens an die Neun Heuchler.