Wenigstens zeigte sich der Altmer, dem sie soeben seinen goldenen Hintern gerettet hatten, grosszügig und liess sie tatsächlich je ein Artefakt aus seiner Sammlung auswählen. Tja, das Abenteuer-Dasein zahlte sich ab und zu halt trotzdem noch aus! Und wieder mal freute sich Karrod, dass er nicht zu den Stadtwachen oder der Legion gegangen war - die mussten das nämlich alles umsonst machen. Und dann wurde das auch noch als normal angesehen. Als ihr Job. Ihr Alltag. Nicht, dass Karrod der Typ war, der gerne im Rampenlicht der Öffentlichkeit stand, keineswegs, das war ihm viel zu viel Rummel und erst all die Journalisten, die einem nach Boulevard-Stories geifernd in den Tavernen nachstellten, aber ein klein wenig Anerkennung war dann doch ganz nett.
Er entschied sich für einen Ring, der ihm die Fähigkeit verlieh, einen Gegner durch Berührung in Flammen aufgehen zu lassen. Oder zumindest ein wenig anzusengen. Das war irgendwie ganz nach seinem Geschmack - die diebischen Bettler im Hafenviertel waren zuweilen ziemlich aufdringlich und wenn es tatsächlich jemand wieder einmal wagen sollte, nach seiner Börse zu greifen, dann würde er ihn ordentlich grillen. Nicht, dass er Bettlern nie die eine oder andere Münze abgeben würde, aber wenn sie begannen, zu klauen, dann wurde er wütend. Gab ja weiss Gott genug hochnäsige Aristokraten in der Kaiserstadt, da musste man doch nicht ausgerechnet ihm an sein Geld gehen!

Der Abschied von Drakos und Asharr geriet nicht allzu lange. Es war ja nicht so, dass sie sich das letzte Mal gesehen hätten... die Welt war so klein und vielleicht würden sie sich ja mal wieder zum gemeinsamen Ruinen plündern oder Banditen verhauen treffen oder in der Taverne mal ein Horn Met trinken gehen.
Karrods neues Ziel war einmal mehr die Kaiserstadt. Er hatte den wenigen Krempel, den er mit sich schleppte, noch im Tiber Septim und schliesslich wollte er jetzt sein Vorhaben mit den Thermen und der langen (langen!) Massage noch in die Tat umsetzen. Wie lange war es her, dass er ein heisses Bad nahm? Definitiv zu lange.
Deshalb verliess Karrod, nachdem sie ihre Beute in Form von Rüstungen und Waffen in handlicheres Geld umgewandelt hatten, zügig die Stadt. Anvil würde er dann später etwas genauer unter die Lupe nehmen.

Er hatte sich ein wenig verschätzt. Die Nacht war bereits hereingebrochen und er steckte noch mitten im tiefsten Forst, irgendwo zwischen Skingrad und der Kaiserstadt. Und vorausschauend, wie er nun mal war, hatte er natürlich keine Fackeln dabei. Grrrrossartig! Karrod konnte es zwar nur vermuten, aber all die Dinge, die ihn ständig erneut Bekanntschaft mit dem Waldboden machen liessen, deuteten wohl darauf hin, dass er vom Weg abgekommen war. Am liebsten hätte er sich einfach auf den Boden gesetzt, es sich bequem gemacht und durchgeschlafen, bis es wieder hell war, aber der Gedanke, am nächsten Morgen im Verdauungstrakt eines Bären aufzuwachen, fand er nicht so verlockend. Deshalb marschierte der Bretone weiter.
Anscheinend kam er auf eine Lichtung. Oder zumindest standen hier die Bäume weniger dicht bei einander. Karrod konnte sogar den Mond sehen. Ob die Stadt wohl - schepperkrachautsch! Der Bretone landete schon wieder auf dem Bauch. Langsam begannen ihn diese niederträchtigen Wurzeln zu nerven! Wieso konnten die Dinger nicht im Boden bleiben, wo sie hingehörten? Und überhaupt, was schepperte das Ding so komisch?
Die Lösung war ganz einfach: Es war gar keine Wurzel, die ihn eben flach gelegt hatte, sondern ein Mensch in Rüstung. Sein Schicksal schien ihn heute mit beiden Füssen zu treten - jetzt auch noch eine Leiche im Wald!
Er sah seinen wohlverdienten Schlaf schon jetzt in weite Ferne rücken...