Zitat Zitat von La Cipolla Beitrag anzeigen
Das Zitat mag zu Weizäckers Zeit definitiv richtig gewesen sein, es ist auch irgendwo sinnvoll.
Das Zitat wurde von Johannes Rau aufgegriffen. Von dem her, es ist definitiv nicht passé.
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Aber heute gibt es keine "seinen" mehr. Wir leben in der Globalisierung, und die Fixierung der Menschen auf Länder wird in den nächsten paar Hundert Jahren konstant abnehmen. Was sind dan die Seinen? Alle, die vom gleichen "Blut" sind oder alle, die sich gerade in diesem Landstrich niedergelassen haben?
Ehm, das ist eben genau falsch. Mit zunehmender Globalisierung gewinnt die Nation immer weiter an Bedeutung, da sie die von der Globalisierung erzeugten Probleme lösen soll. Und das macht auch Sinn: Wie soll Brüssel das Problem eines bündner Bergbauern lösen? Das Phänomen nennt sich Glokalisierung: Sowohl die globale als auch die lokale Gemeinschaft gewinnen immer weiter an Bedeutung. Tatsächlich werden wir in ein paar hundert Jahren wahrscheinlich weit fragmentierter sein, als wir es heute sind.
Dazu kommt: Ja, es gibt die Seinen. Das sind alle Menschen, die ein Leben in einem abgegrenzten Kulturraum führen. Und ja, die Niederlassung ist das entsprechende Kriterium, weit vor dem Blut (die Rassenlehre ist nicht die Lehre moderner Patrioten). Denn was passiert bei der Niederlassung? Man unterwirft sich selbst den Gesetzen der entsprechenden Autorität, solidarisiert sich also quasi freiwillig mit den Menschen, die ebenfalls unter dieser Autorität leben (und diese ggf. auch gestalten). Solange man sich mit etwas identifizieren kann, solange wird es Patriotismus und die Seinen geben, egal ob man sich Regionalisiert (die Bayern, die Zürcher, die Bretonen) oder ob man sich globalisiert (die Europäer im Eurozentrismus). Ein globales VOlk wird es jedoch nie geben, der Mensch definiert sich zum grössten Teil über seine Diversität zu anderen.
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Ich denke, die meisten Leute neigen illustrerweise eher dazu, auf ihre "Rassenzugehörigkeit" stolz zu sein, als auf ihr Land. Denn irgendwie hat doch die Ausländerquote hier nichts mit Nationalstolz zu tun, Idioten gab es schon immer, und früher hat man auch nicht gesagt "Ich bin stolz auf mein Land, obowhl es Idioten gibt."
Heute sagt man "Ich bin stolz auf mein Land, obwohl es soviele Ausländer gibt und Deutschland gar kein Land mehr ist blabla."
Schwer für mich nachzuvollziehen, die Schweiz ist eine Multikulturen-Gemeinschaft von Anfang an (1848). Und tatsächlich haben Ausländerquoten nichts mit Nationalstolz zu tun. Fremdenfeindlichkeit ist eine symptomatische Reaktion auf die von der Globalisierung ausgelösten Probleme, denen sich verschiedene politische Systeme gegenüber sehen.
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Aber schön zu wissen, dass der 2.Weltkrieg auch eine gute Auswirkung für Deutschland hatte. Mein Gott. Wer weiß, mit welchen Kaisersprüchen auf den Lippen und Deutschlandfahnen wir noch rumrennen würden, wenns den nicht gegeben hätte. ôo Und man würde sämtliche Faschisten natürlich komplett tolerieren. So wie jetzt ist es mir eindeutig lieber.
Stimmt, ist ja auch überall passiert, wo man den Patriotismus unterdrückt hat... Oder nicht? Frankreich, USA, Schweiz, Italien (!!): Was macht diese Staaten in deinen Augen schlechter als Deutschland? Und bevor du voreilig antwortest, überleg, welche Intention eine Antwort hätte.
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Rübe, kann man nicht einfach stolz auf alle sein, die etwas vollbracht haben, ohne dabei auf ein Land zurückgreifen zu müssen oder einen Namen wie "Nationalismus" hinterherwerfen zu müssen? Das hat zuviele negative Nebenwirkungen... Wie gesagt, außer als Mittel zum Zweck. Da ist es legitim, nur kein Selbstzweck.
Kann man. Ich befehle niemandem stolz auf eine Nation zu sein. Ich verbitte mir nur das Gegenteil: Jemandem den Stolz aus pseudomoralischen Gründen zu verbieten.