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Du dürftest etwa keine Übersetzungen, Verbesserungen oder sonstige Bearbeitungen vertreiben oder dieses als Basis für ein weiteres Werk verwenden.
Natürlich darfst du keine Bearbeitungen vertreiben. Wenn bearbeitete Versionen vertrieben werden dürfte, müsste dies konqequenterweise auch für unbearbeitete gelten (was wohl in deinem Sinne ist). Der Punkt ist bloß, dass die meisten Produkte ohne die finanzielle Motivation erst gar nicht entstehen würden.
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Zugegeben, Urheberrechtsgesetze sichern ggf. Einkommen, das selbst zu Innovationen begünstigen, die du selbst vorantreibst. Trotzdem sehe ich sie auf dem Bereich vorrangig als Hemmnis.
Als Hemmnis im Bezug auf Verbesserungen? Mag sein, dass das Urheberrecht Verbesserungen manchmal hemmt. Aber in vielen Bereichen wird die Herstellung erst durch das Urheberrecht sinnvoll. Und Produkte, die nie erschaffen wurden, kann man auch nicht verbessern.
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Du vergisst, dass es den Begriff erst seit knapp über 200 Jahren gibt und erst mit der Berner Übereinkunft 1886 ein internationaler Vertrag zur Festsetzung von Rechten am "geistigen Eigentum" besteht. Offensichtlich hat diese lange Abwesenheit des Begriffes und seiner gesetzlichen Fixierung eine wissenschaftliche und kulturelle Blüte bis dahin nicht behindert.
Diese Form des Besitzes war früher eher unwichtig. Bücher waren rar und der Druck war teuer und an entsprechende Produktionsstätten gebunden. Wertvolle Musik wurde für Orchester geschrieben und war nicht für die allgemeine Masse bestimmt. Der normale Mensch hatte nur wenig mit dem, was wir unter geistigen Werken verstehen, zu tun. Deshalb gab es keine allgemeine Gesetzgebung in diesen Bereich.
Sobald solche Produkte aber massentauglich wurden, war klar, dass auch dafür eine klare Regelung benötigt wird.
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Und ich stelle mir eine Abwesenheit des Begriffes heute eher so vor, dass die Nutzungskosten an den realen Kosten für Herstellung und Verbreitung ausgerichtet sind. Ein Musikalbum im Netz herunterzuladen kostet tatsächlich vielleicht ein paar Cent, ein kommerzieller Anbieter schlägt dir aber gerne 5€+ darauf, die in keiner Weise dem Urheber zugute kommen.
Zum einen bekommt der Künstler natürlich etwas für die Musikdownloads. Immerhin verkauft er ja das Recht, seine Werke anbieten zu dürfen. Deshalb bekommt er ja nach Erfolg seiner Werke ordentliche Summen an Geld. Ich wage stark zu bezweifeln, dass sehr viele Musiker ihre Werke auch ohne möglichen Gewinn erstellen würden. Teilweise würde schon die finanzielle Lage moderne Produktionsvorgänge nicht ermöglichen. Immerhin ist es ja jedem freigestellt, ob er seine Werke verkauft oder frei anbietet. Und meiner Meinung nach, kann sich beispielsweise freie Musik nicht mit der kommerziell produzierten messen.
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Warum sollte ein Teil der potentiellen Nutznießer außerdem durch irreale Kosten zumindest teilweise ausgeschlossen werden, wenn diese weder ihm noch dem Urheber etwas nutzen?
Wie schon gesagt, kommen die Kosten schon dem Urheber zugute. Das ist ja schließlich auch der Sinn des Urheberrechtes.
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Oder auf dein Medizinbeispiel gemünzt: ist es nicht verwerflich, dass durch die künstlichen Kosten medizinisch Bedürftige von einer Versorgung ausgeschlossen werden? Wofür, ach aus wirtschaftlichen Gründen .
Es geht nicht darum, dass eine existierende Software hinter Gittern gehalten wird. Sondern darum, dass sie ohne Urheberrecht erst gar nicht existiert. Willst du einem Programmierer Vorwürfe machen, dass er benötigte Programme nicht kostenlos erstellt und somit Bedürftige von einer Versorgung ausschließt? Diesen Vorwurf kannst du jedem Menschen machen, der sich nicht völlig aufopfert, um anderen Menschen zu helfen. Der Softwarehersteller lebt ja von dem Verkauf. Und die Kosten sind auch nicht so "künstlich", wie du es dir vielleicht denkst. Immerhin fließen in eine Software auch viele Arbeitsstunden ein? Soll ein Programmierer für die Arbeit nicht bezahlt werden, weil er kein materielles Produkt herstellt? Diese Einstellung würde eine Gesellschaft leicht in deine 200 Jahre zurückliegende Vergangenheit werfen. Und ich für meinen Teil bin mit dieser Zeit durchaus zufrieden.
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materielles Eigentum ≠ immaterielles Eigentum
Der Anspruch auf ersteres ist mit menschlichen Gesellschaften gewachsen, der zweite ist das Kind ursprünglich britischer Verleger, die ihre Einnahmen sichern wollen. Was dazu führt, dass alle Urheberrechtsgesetze, die angelsächsischen besonders, ihre Wurzel im Schutz wirtschaftlicher Interessen haben.
Ja, natürlich. Ebenso wie der Schutz von materiellem Eigentum nur wirtschaftliche Interessen verfolgt. In einer Zivilisation muss ein Mensch wirtschaftliche Interessen verfolgen und sein Eigentum schützen. Geistiges Eigentum kam wie gesagt erst später in das alltägliche Leben, daher ist dieses Schutzbedürfnis junger - während materieller Besitz (und dessen Schutz) fast so alt ist wie der Mensch selbst.
Und ich denke, dass geistiges Eigentum auch in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird. Spätestens wenn die Mehrheit aller Arbeitenden geistiges Eigentum produziert (da dies nicht so schnell automatisiert werden kann), ist der Schutz dieses Besitzes im allgemeinen Bewusstsein fest verankert.

Um es noch mal zu verdeutlichen: Denke den Gedanken einer Urheberrecht-freien Welt doch bitte mal bis zum Ende durch. Was wäre besser? Oder konkreter: welche Produkte(-arten) kannst du leichter erlangen oder wo liegt der Vorteil sonst? Würde es die Produkte überhaupt noch geben, deren Urheberrecht du heute beklagst?

freundliche Grüße, Rolus