Kapitel 20 – Zweifel

Kurz nachdem Cloud sich aus den Trümmer befreit hatte und auf Aeris losgegangen war, brach er ohnmächtig zusammen. Zusammen mit den anderen kehrten Aeris, Nanaki und Reeves mit dem bewusstlosen in das Haus, welches der Bekannten von Barret gehörte, zurück und kümmerten sich um ihn. Ein Teil der Bewohner North Corels waren wieder zurückgekehrt und kümmerten sich entweder sofort um die Unordnung oder verschoben das auf den nächsten Tag. Fraglich war natürlich, was mit denen passieren sollte, deren Häuser komplett zerstört worden waren. Da allerdings die meisten Häuser am Marktplatz „nur“ Geschäfte gewesen waren, hielt sich diese Zahl in Grenzen. Die Zerstörungen, die von den Kohledrachen stammten, waren gegen dieses Ausmaß der Zerstörung verhältnismäßig gering.
Einer nach dem anderen wurde eingeteilt, um sich zeitweise um Cloud zu kümmern und bei ihm aufzuhalten. „Es ist jetzt schon 1 Uhr nachts. Wer löst Vincent ab?“ Barrets Worte zerschnitten die lange gehaltene Stille mit ungewollter Schärfe. Zwar waren alle völlig erschöpft von den zweifellos gewaltigen Ereignissen des Tages. Erst die Highwind, dann North Corel und nun Clouds Ausraster. Langsam erhob sich Aeris vom Stuhl und ging nach oben, um nach Vincent und Cloud zu sehen. Als sie leise die Tür öffnete, erwartete sie Vincent schlafend im Sessel vorzufinden, doch er stand wie versteinert am Fenster und bewegte sich nicht einen Millimeter, als sie das Zimmer betrat. Auch als sie ihn ansprach, regte er sich kaum. „Du kannst jetzt runtergehen. Ich bleibe jetzt hier.“ Erst etliche Sekunden später drehte sich Vincent übertrieben langsam um. „Du musst dich gut um ihn kümmern. Seine Seele ist in Gefahr. Er ...“ Vincent zögerte einen Augenblick, was für ihn recht ungewöhnlich war, doch dann fuhr er fort „Er soll nicht genauso enden wie ich.“ Bei diesen Worten blickte der geheimnisvolle Mann mit seinen roten Augen Aeris an. Noch nie hatte sie ihm so tief in die Augen gesehen. Zum ersten Mal bemerkte sie, dass in seinem Blick schwach Emotionen zu sehen waren. Aber da waren nicht Schmerz und Hass, sondern Angst und Verzweiflung. Fast lautlos glitt Vincent durch die halb geöffnete Tür und schloss sie ebenso leise hinter sich.
Es war bereits einige Zeit vergangen und bald würde Aeris wieder abgelöst werden, als Cloud plötzlich anfing, zu stöhnen und mit einem Mal keuchend hochfuhr. „Nein!!! Jenova, das kann...!“ „Was ist los, Cloud! Oh Cloud, ich bin so froh, dass es dir gut geht!“ Sofort fiel das Blumenmädchen ihm um den Hals. Cloud musste jedoch erst einmal realisieren, wo er überhaupt war, und als ihm das gelungen war, legte auch er seinen Arm um sie. Aber eines ließ ihm keine Ruhe. „Es gibt da was, das ich wissen muss“ entfuhr es Clouds Mund. „Dieses Ding in der Kutte hat etwas gesagt, was mich nachdenken lässt. Verheimlichst du mir etwas?“ Dieser Satz traf Aeris wie eine Ohrfeige. Ängstlich schaute sie in die blauen Augen ihres Gegenübers. „Es... ich... darüber kann ich nicht sprechen. Es geht einfach nicht. Und das weißt du auch. Das einzige, was ich sagen kann, ist, dass die Menschen ihr Schicksal in ihrer Hand haben. Viel lieber wüsste ich, was mit dir los ist. Du hast beinahe die halbe Stadt zerlegt und mich vorhin fast ungebracht. Was ist nur los mit dir, Cloud?“
Er wusste ja selbst nicht einmal, was er hätte antworten sollen. Also sagte er nur, was er wusste. „Warum es so ist, weiß ich nicht. Ich habe auch keine Ahnung, was ich dagegen tun kann. Aber was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass Sephiroths Schwert doch um einiges mächtiger und gefährlicher ist, als wir zuerst annahmen. Es ist geradezu so, als wäre ich eine Verbindung mit der Waffe eingegangen.“ Minuten lang saßen die beiden einfach nur so da und schauten sich mit dem gleichen fragenden Gesichtsausdruck an.


„Sir, wir haben in den Ruinen tatsächlich etwas gefunden. Unter anderem auch das gesuchte Material.“ Als hätte nie jemand etwas gesagt, las der Mann im Kittel weiter in seinen Unterlagen. Ungeduldig ging die junge Frau, die gesprochen hatte, auf und ab. Die Männer und Frauen, die sie befehligte, warteten draußen vor dem „Büro“ des Kittelmannes. Plötzlich erhob sich dieser von seinem Stuhl und gab ihr eine Keycard. „Hier, damit gelangen sie zu den Fahrzeugen. Nehmen sie die Lastwagen. Wenn sie noch Männer benötigen, nehmen sie auch die mit.“ Die junge Frau zögerte, zu gehen. „Sir, wir haben 2 Leute da drinnen zurücklassen müssen! Sie wurden eingesperrt, als einige Trümmer sich lösten und...“ Mit harschem Tonfall unterbrach der Mann im Kittel sie. „Und was hat das mit dem Auftrag zu tun? Denken sie, ich würde diese armseligen Kreaturen jetzt da wieder raus holen? Sollen sie doch verhungern... Und jetzt gehen sie.“ Er deutete mit dem Finger zur Tür. „Sie haben einen Auftrag.“ Die junge Frau verließ den Raum und machte sich auf den Weg in die Ruinen... Die Ruinen von Shin-Ra Incorporated.



Kapitel 21 – Pläne

Düsteren Blickes ging der „dunkle Meister“ auf und ab. Insgeheim befürchtete er, dass ihm die Gruppe um diesen jungen, mit Jenovazellen kontaminierten Mann doch mehr Probleme bereiten könnte, als er zunächst angenommen hatte. Und dann war da noch die Präsenz eines anderen Wesens, das ebenfalls diese Zellen im Körper trug und eigene Pläne schmiedete. Zwar konnte er nicht genau sagen, was das für Pläne waren, aber zweifelsohne würde es früher oder später einen Krieg zwischen drei Parteien geben... Dass die Menschen dabei in jedem Fall die Verlierer sein würden, schien ihm klar.
„Was machen die Assimilationen des Lebensstroms?“ hastig drehte sich eines der Wesen in Kutte zum Meister um. „So weit wir wissen, wurde bereits an 3 Stellen der Vorgang eingeleitet. Ein Fragment der Substanzen haben wir allerdings an die Menschengruppe verloren...“ Zornig brüllte ihm der ansonsten ruhige Meister entgegen. „WAS HABE ICH DICH GEFRAGT? Ich wollte nicht hören, was ich schon weiß, sondern wissen, wie lange es noch dauern wird, bis der Tag der Entscheidung gekommen ist.“ Verlegen senkte die Kreatur in der Kutte den Kopf. „Nun, wir sind uns nicht sicher, wie lange es genau dauern wird. Es hängt vom Widerstand der Monster ab. Bei den Drachen im North Corel Gebiet geht es sehr schnell vonstatten, aber wie die anderen auf die Veränderungen reagieren, wissen wir nicht.“
Knurrend drehte der dunkle Meister sich um und ging.


Am nächsten Morgen war Cloud der erste, der auf den Beinen war, weil er nicht besonders gut geschlafen hatte. Nachdem er die anderen geweckt hatte und sie ein Frühstück zu sich genommen hatten, begann (wie üblich) die Besprechung.
„Wisst ihr genau, wie groß die Schäden sind?“ Clouds erste Frage wurde von Barret beantwortet – schließlich ging es hier um seine Stadt. „Die Schäden, welche von den Kohledrachen verursacht wurden, halten sich in Grenzen. Ganz im Gegensatz zu den Schäden, die ein gewisser stachelhaariger Punk angerichtet hat.“ Wenn Blicke töten könnten, hätte dieser Blick Cloud tausend Tode sterben lassen. „Aber ich werde gleich alles veranlassen, die Schäden reparieren zu lassen. Aber mein schönes Rathaus ist einfach hin. Da ist nichts mehr zu retten. Reeves, kommst du mit? Du kennst dich doch bestens mit Papierkram und Co. aus, oder?“ Zögernd nickte er. „Ich werde auch mitkommen und helfen!“ Tifas geradezu euphorisch klingende Stimme schien irgendwie unpassend, aber dennoch freute sich Barret über ihr Angebot.
Cloud plante derweil schon den nächsten Schritt. „Okay, wenn das geklärt wäre... Jemand muss sich um die Highwind kümmern. Wie wärs mit... Cid?“ Weil er die ganze Zeit völlig geistesabwesend gewesen rauchend nur da gesessen hatte, brauchte es schon einen Stoß von Vincent, um ihn aufmerksam zu machen. „Was? Wie? Was ist denn mit der Highwind?“ Plötzlich wurde Cloud auch klar, woran der Kapitän die ganze Zeit gedacht hatte. „Das sagte ich bereits. DU wirst zusammen mit den Besatzungsmitgliedern zur Absturzstelle gehen und schauen, was ihr tun könnt.“ Bevor irgendjemand noch etwas sagen konnte, hatte Cid seinen Speer genommen und war aus dem Haus gestürmt.
„Gut, was als nächstes...?“ Aeris gab ihm den Hinweis. „Sollte nicht jemand die Umgebung untersuchen?“ „Richtig! Gute Idee, vielleicht finden wir Hinweise, warum die Drachen überhaupt angegriffen haben!“ „Das machen wir“ sagte Red XIII und schaute zu Vincent rüber. „Halt, großer Führer, was machst DU denn?“ Typisch Aeris. Neugierig wie immer, dachte Cloud. „Ich muss für einige Zeit weg. Zwar werde ich mich beeilen, aber es kann einige Tage dauern.“ „Tage? Wo willst du denn hin? Ich will unbedingt mit dir kommen.“ „Muss das sein?“ Nachdem ihm bewusst wurde, was er gesagt hatte, korrigierte er sich. „Gut, aber ich bezweifle, dass du auf stundenlange Chocobo-Ausritte stehst.“
„Wir gehen dann mal“ sprach Vincent leise wie immer und verließ mit Nanaki das Haus, um die Umgebung zu durchsuchen. „Chocobos? Doch, ich komme gerne mit! Außerdem würde ich dir überall hin folgen.“ Gut, dachte sich Cloud, warum sollte sie auch nicht mitkommen? „Na dann müssen wir nur noch einen Chocobo auftreiben und die Sachen packen. Ach ja, und noch was: Zieh dich warm an. Wir reisen nach Nibelheim.“



Kapitel 22 – „Home Sweet Home“

Der Ritt kam ihnen ewig vor, doch etliche Stunden später hatten Aeris und Cloud Nibelheim erreicht. Als sie an den Rand der kleinen Stadt gelangten, stiegen sie vom Chocobo ab und banden ihn an einem Zaun.
Wie lange war es jetzt her, dass Cloud das letzte mal hier gewesen war, in seiner Heimatstadt? Es musste fast ein Jahr her sein, nämlich auf seiner Weltreise, die ihm Fragen beantworten sollte, die er sich seit damals gestellt hatte. Mit der Zeit verblassten sogar schon die Erinnerungen an die Fragen, und nur noch die Antworten selbst verblieben in seinem Gedächtnis.
Langsam schritten die beiden über den Hauptplatz des Städtchens. Immerhin war die Stadt nach dem Abzug der Klone nicht heruntergekommen. Im Gegenteil, ein älterer Mann, von dem behauptet wurde, er sei schon immer ein Eremit gewesen, und ein junges Pärchen waren in zwei der leeren Häuser eingezogen und kümmerten sich auch um die anderen. Doch Clouds Haus war nach wie vor leer geblieben. Zwar war die Einrichtung, die Shin-Ra nachbilden ließ, mit der aus seiner Kindheit identisch, aber es wirkte alles kalt und leer auf Cloud. Selbst Aeris schauderte bei dem Gedanken an die Geschehnisse in dieser einstmals schönen Stadt. Und wieder einmal wurde Cloud fast übermannt von seinen Erinnerungen, wie Sephiroth damals Nibelheim in ein Inferno verwandelt hatte. Fast alle waren dabei umgekommen. Clouds Mutter, Tifas Vater und noch viele mehr. Krampfhaft musste Cloud den Flashback unterdrücken, der sich ihm erneut aufzwang. Noch lange würde er damit zu tun haben.
Aeris schien das zu spüren und berührte seinen Arm. „Du musst wieder an damals denken, oder? Ich kann es in deinen Augen sehen.“ Cloud schüttelte den Kopf, aber dann sagte er „doch, aber das darf uns nicht weiter aufhalten.“
Darauf gingen beide mit jetzt erhöhtem Tempo in Richtung der Shinra-Villa, wie das monumentale alte Herrenhaus am Ende der Stadt seit jeher genannt wurde. Überraschend leise öffneten sie das Tor, das offensichtlich vom alten Mann, dem selbsternannten „Mädchen für alles“ gut geölt worden war und betraten das Haus. Die Tür war ebenfalls offen, da sich in dieser gottverlassenen Gegend im kalten Norden niemand um Diebe oder Einbrecher Gedanken machen musste. Während sie die Treppen stiegen, durch die Gänge und Räume gingen, versuchte Cloud, seine Gedanken zu fokussieren. Wonach genau er eigentlich suchte, musste er sich jetzt erst wieder ins Gedächtnis rufen.
Selbst der Geheimgang im Turm ging noch wie eh und je.
Unten im ehemaligen Labor von Professor Hojo angekommen, lief beiden ein enormer Schauder über den Rücken. Immerhin hatte Cloud hier ebenso wie Zack beinahe 5 Jahre in einem Makotank verbracht. Mako, das Wissen des alten Volkes. In kondensierter Form nennt man es Substanz, hatte Sephiroth einmal zu Cloud gesagt und jetzt kam es ihm wieder in den Sinn. Hatte er womöglich Wissen, von dem er selbst nichts wusste, weil es im Unterbewusstsein war? Darüber machte sich Cloud jetzt keine Gedanken, denn für ihn war etwas anderes wichtig: Damals hatte Cloud hier Tage nach Wissen über die Masamune gesucht und noch längst nicht alles gelesen. Es war ihm schleierhaft, wie Sephiroth dies alles in 3 Tagen und Nächten hatte lesen können.
„Lass uns nach Daten über die Masamune suchen“ sprach Cloud und Aeris nickte. Zusammen machten sie sich ans Werk...


Es war tiefste Nacht, als der LKW sich einen Weg durch die Ruinen Midgars bahnte. Schließlich war der Weg vor den Überresten von Shin-Ra Inc. So schwer blockiert, dass die Insassen aussteigen mussten. Von hier aus ging es nur zu Fuß weiter. Die unteren Etagen waren zum Glück soweit unversehrt gewesen, dass der geheime Aufzug im hinteren Teil des Erdgeschosses noch funktionierte. Alles, was darunter lag, war Top-Secret und glich eher einem Bunker als alles anderem. Die Frau und die 5 Leute, die ihr folgten, waren gerade im untersten Geschoss ausgestiegen, als sie ein Wimmern vernahmen.
„Rose?“ fragte eine hysterische, aber sehr schwach klingende Stimme in einem Gang, der teilweise eingestürzt war, als bei dem letzten „Besuch“ zwei Männer sich in ihm aufhielten. Konnte jemand so lange überleben? Ohne zu zögern rief die Frau, die mit Rose angesprochen worden war, jemanden zu sich, der Granaten aus dem LKW holen solle. „Wir holen dich da raus und dann wird alles gut!“ Es fiel ihr schwer, ihren eigenen Worten zu glauben.
Einige Minuten später konnten die Trümmer beiseite gesprengt werden, und Rose half dem Mann aus den Trümmern. „Zum Glück lebst wenigstens du noch, Rez. Ich kann es kaum fassen, aber der Professor hat uns nicht gesagt, dass wir euch hier raus holen sollten. Wir sollten eigentlich nur die Geräte und das Material abholen.“
Diese Worte reichten aus, um Rez’ Leben einen neuen Sinn zu geben...



Kapitel 23 – Erkenntnisse, Teil 1

Rose hatte zuerst veranlasst, Rez etwas zu Essen und Trinken zu geben. Einerseits schien er völlig erschöpft, so wie jemand erschöpft ist, der dem Tod ins Auge geschaut hatte. Doch gerade seine Augen sprachen da eine andere Sprache. Rose wusste nicht genau was es war, doch sie war froh, diese Kraft in Rez’ Augen sehen zu können. Wenig später ging die Truppe tiefer in die Gänge der mysteriösen Keller von Shin-Ra Inc., welche von dem Meteor augenscheinlich verschont geblieben waren. Trotzdem musste man höllisch aufpassen, da man sonst wie Rez’ weniger glücklicher Kollege enden konnte – nämlich erschlagen und eingesperrt von riesigen Trümmerstücken.
„Holt die ID-Karten raus. Auf mein Kommando. 1...2...Aktivierung!“ Die 3 Karten für das große Labor mussten simultan eingeführt und die Aktivierungsknöpfe ebenfalls zeitgleich gedrückt werden. Rose wusste das und so betrat sie als erste den dunklen Raum, nachdem die schwere, weiße Stahltür mit einem leisen Zischen beiseite geglitten war. „Benutzt die Restlichtverstärker, die Verbindung für den Notgenerator in dieses Labor wurde scheinbar unterbrochen.“ Souverän schritt Rose voran. Links und rechts ließ sie einige Tische mit unzähligen Kolben und Reagenzgläsern stehen. Als sie am Ende des riesigen Raumes angelangt war, gab sie an der nächsten Tür einen nur ihr und ihrem Boss bekannten Code an einer Schalttafel ein. Ein Teil der Wand glitt in den Boden, sodass sie den Raum betreten konnte. „Ihr bleibt draußen, verstanden?“ Bevor sie es sich erlauben konnte, unbefugte Personen in den Raum zu lassen, musste sie selbst die Lage überprüfen.
Damals bei Shin-Ra wäre ich niemals bis hier her gekommen, ging es der jungen Frau plötzlich durch den Kopf. Eigentlich war ihr das alles egal, immerhin war ihre jetzige Bezahlung gut. Früher hatte sie geradezu für einen Hungerlohn gearbeitet. Nicht so wie ihr Bruder, er konnte sich wirklich alles erlauben. Er war ja auch ein Turk gewesen.
Langsam schritt Rose durch den Raum und sah sich vorsichtig um. Natürlich bereitete es ihr Unbehagen, in diesen düsteren Kellern umherzugehen, doch sie musste Herr ihrer Gefühle werden. Die Angst durfte sie nicht kontrollieren. „Es kann dir nichts passieren“, flüsterte sie leise vor sich hin. Kurz musste sie sich noch einmal ins Gedächtnis rufen, wo die Materialien waren und zog einen Schlüssel aus der Jackentasche, mit dem sie eine Schublade öffnete.
Tatsächlich, da waren sie immer noch, die gesuchten Proben. Eilig packte sie die Proben ein und schloss die Schublade des riesigen Schrankes wieder, bevor sie den Raum wieder verließ und mit einem Seufzer die „Tür“ durch erneutes Eingeben des Codes schloss. Dann sagte sie: „Hier, nehmt diese Proben. 3 Kommen mit mir.“ 2 Männer hatten ihr die Proben abgenommen und verpackten sie noch einmal – denn sicher ist bekanntlich sicher – und die anderen 3 folgten Rose in den nächsten Raum. Der Türmechanismus war der gleiche, doch das innere des Raums war schockierend. Viele Tanks standen in Reih und Glied. Alle waren irgendwie verkabelt oder mit Schläuchen an einige Maschinen angeschlossen.
Rose trat an die Tanks heran und sah durch die Panzerglasscheiben, bis sie den richtigen gefunden hatte. „Das ist der Tank, den der Boss will. Eigentlich will er den Inhalt, aber das kann uns egal sein. Wir sind nur seine Lakaien...“ Rez, der auch dabei war, nickte stumm. „Dann wollen wir den Tank mal an die Oberfläche bringen.“ Sofort machten sich die 4 Gestalten daran, den Tank samt Inhalt herauszutransportieren...



Kapitel 24 – Erkenntnisse, Teil 2

Schon seit Stunden hatten Vincent und Nanaki die Umgebung rund um North Corel untersucht, in der Hoffnung, irgendetwas ungewöhnliches zu finden. Doch es hatte noch keinen großartigen Fund gegeben. Nur leere Hügel, Wiesen und noch mehr leere Hügel und Wiesen.
„Vielleicht war es eine dumme Idee von mir, die Umgebung zu durchsuchen. Stattdessen hätten wir lieber den anderen helfen sollen“ murrte Nanaki zu seinem stillen Begleiter.
„Nein, ich habe das Gefühl, dass wir noch etwas finden werden. Wir müssen nur Geduld haben.“ Wieder etwas mehr motiviert gingen die beiden langsam weiter über die saftig grünen Wiesen, die sich vor ihnen erstreckten. Nach einer Weile jedoch fiel Red XIII etwas auf.
„Hörst du das?“ „Was meinst du?“ wollte Vincent wissen. „Ich höre nichts.“ „Genau DAS meinte ich doch. Keine Vögel mehr und siehst du, wie langsam alles immer trostloser wird? Da vorne scheint der Ursprung zu sein. Lass uns nachsehen.“ Gemeinsam liefen sie etwa 150m weiter und hier stießen sie auf etwas sehr beunruhigendes. Der Boden war fast schwarz geworden und nicht ein einziger Grashalm gedieh in der Nähe. Kein Vogel war zu hören. Gerade wollten die beiden sich den Boden genauer ansehen, da sah Vincent etwas über nächsten Hügel kommen.
„Das sieht aus wie ein Kohledrache. Willst du etwa...“ Nanaki schüttelte erschöpft den Kopf. Jetzt noch ein Kampf mit einem Kohledrachen – nein danke! Eilig verzogen die beiden sich hinter einen nahegelegenen Felsen.
Immer wieder kurz hervorschauend sahen sie, dass der Kohledrache humpelte und an mehreren Körperstellen Blut herunterlief. Der Drache war noch nicht einmal ganz herangekommen, da tauchten hinter ihm schon weitere, ebenso verletzte Artgenossen auf.
Als sie endlich das Zentrum der „Verdunkelung“ erreicht hatten, legten sie sich erschöpft nieder. „Und was machen wir jetzt, Vincent?“ „Wir müssen wohl abwarten.“ Ganz vorsichtig spähte Vincent herum und sah etwas erstaunliches. Die Wunden der Drachen schlossen sich so schnell, dass er dabei zusehen konnte...


„Das ist es! Endlich haben wir es gefunden!“ Freudig und erschöpft zugleich umarmte Cloud Aeris so plötzlich, dass sie sich erschrak.
Nach dieser langen Suche hatten sie kaum noch daran geglaubt, dass sie das Buch finden würden. Es handelte sich hierbei um ein schlichtes, jedoch sehr dickes Buch mit dem Titel „Die Geheimnisse der Masamune“ und der Besitzer des Notizbuches war den beiden nicht unbekannt. Es war kein geringerer als Aeris’ Vater, Dr. Gast. Nachdem die beiden aus dem Keller gestürmt waren, hatten sie sich sofort auf zwei gemütliche Sessel gesetzt, die in einem der Zimmer im Obergeschoss der Shinra-Villa standen. Cloud las laut vor, was im Buch stand.

„Die Geschichte der Masamune beginnt vor etwa 2000 Jahren. Damals kam die [Krise vom Himmel], Jenova, die die Cetra mit ihren illusionistischen Fähigkeiten zu täuschen und benutzen vermochte. Als aber ihre wahre, feindliche und zerstörerische Natur allen klar wurde, zogen die stärksten Krieger aus, um den mächtigen Feind aus dem All zu besiegen. Aber ihre Waffen versagten und die Krieger wurden getötet. Schließlich traf ein mächtiger Schmied, der auch der Magie kundig war, die Entscheidung, einen besonderen Krieger zu erwählen, für den er eine ganz spezielle Waffe schmieden würde. Nur dieser junge Krieger sollte mit dieser Waffe umgehen können. Um dies zu erreichen, muss der Schmied wohl einen mächtigen Schutzzauber verwendet haben. Sobald der junge Krieger mit der Waffe kämpfte, ward er an die Waffe gebunden wie sie an ihn und jeder andere würde mit dieser Waffe versagen. Erst mit seinem Tod würde der Bund gelöst werden. Dieser trat bei ihm ein, nachdem er Jenova genug geschwächt hatte, damit sie im ewigen Eis versiegelt werden konnte.
Viele andere Krieger wusste nicht, dass es noch einen weiteren Schutzzauber gab, und sie stritten sich um die Waffe. Jeder, der die Waffe benutzte, wurde bösartig, aggressiv und unberechenbar. Die Klinge füllte sich mit ihrem Zorn...
Einige hundert Jahre später fand ein berühmter und sehr talentierter Schwertkämpfer, der übrigens kein Cetra war, heraus, wie er die Klinge erneut an jemanden binden konnte – nämlich an sich!
Weil er so erfolgreich in seinen Schlachten mit diesem Schwert gewesen war, bildete sich in seiner Heimat, dem damals blühenden Wutai, die Kunst, ganz besondere Schwerter dieser Form nach Vorbild der Masamune zu schmieden. Dennoch konnte niemals eine normale Klinge mit dieser mithalten.
Jahre später, als der Krieger schon lange tot war, gelangte die Waffe in den Besitz eines wahnsinnigen, der nur zum Spaß tötete. Nach seinem Tod war die Waffe anders geworden. Sie hatte etwas von seiner Essenz angenommen. Das passierte jedes Mal, wenn jemand das Verbindungsritual durchführte, doch dieses Mal hatte sich viel geändert. Mit der Zeit ging das Ritual verloren und niemand mehr konnte der Klinge Herr werden. Aus Angst vor der Waffe wurde sie schließlich von den schon dezimierten Cetra zurückgenommen und an einem heiligen Ort aufbewahrt...“


Aeris war ganz nervös. „Cloud, schau mal weiter hinten nach, vielleicht steht da was über das Ritual drin?“ „Ok.“ Er nickte und blätterte hastig Seite um Seite weiter, bis er schließlich einen Fluch ausstieß.
„Was ist?“ fragte Aeris ihn vorsichtig. Verzweifelt ließ er den Kopf sinken. „Sieh doch“ sprach er leise, „die Seite wurde herausgerissen.“