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Ergebnis 21 bis 22 von 22

Thema: [HORROR] hoffnungslos

  1. #21
    Lol, das war natürlich geil, grad eben.

    "In diesem Jahr ist mir noch nie jemand so auf die Eier gegangen wie du!"
    "Willst du Betatester werden?"
    Also ehrlich, das war doch mal zum Lachen. Ich stimme zu, ich will Betatester werden. Und danke für das Angebot.
    Und danke für die Beantwortung der Fragen.

    Geändert von Trock'ne Seel (04.04.2007 um 19:31 Uhr)

  2. #22

    Rachel ächzte und nahm einen Schluck Kaffee, der kalt genauso mies schmeckte wie heiß. Sie hatte vor ein paar Stunden versucht, davon zu trinken, sich fast die Zunge verbrüht und das Zeug daraufhin einfach vergessen.

    Sie versprach sich nicht besonders viel davon, die üblichen Verdächtigen zu überprüfen, aber es gehörte zum Ermittlungsprozess. Dawson City war ein verschlafenes Nest. Einen Supermarkt, der die Bezeichnung wirklich verdiente, fand man nur im nächsten Ort, es gab trotz malerischer Landschaften kaum Tourismus und verschreibende Ärzte zogen andere Kurorte vor, damit ihre Patienten nicht an Langeweile starben.

    In den letzten zwanzig Jahren hatte es kaum mehr als eine Hand voll zur Anklage gebrachte Übergriffe auf Kinder und Jugendliche gegeben. Das war zwar gut so, aber enttäuschend für den Lauf der Ermittlungen, der nach und nach zu einem Papierkrieg verkam. Obwohl Rachel bei dem Gedanken daran das Herz wehtat, musste sie sich eingestehen, dass wohl keines der Kinder lebendig wieder auftauchen würde.

    Noch einmal überflog sie den Stoß Akten, der vor ihr lag.

    Kandidat Nummer eins hatte Anfang der Neunziger eine Zwölfjährige entführt, über einen Zeitraum von acht Wochen etwa einhundert mal sexuell missbraucht, zerstückelt und in den Dawson River geworfen. Ein Jahr später hatte er sich gestellt. Er wurde verurteilt und ging ins Gefängnis, starb dort neun Jahre später.

    Ich schätze, Exitus muss ich ihm als Alibi durchgehen lassen.

    Kandidat Nummer zwei hatte im vorigen Sommer einem Grundschüler auf dem Nachhauseweg aufgelauert und ihn in sein Auto gezerrt. Nur ein paar Stunden nachdem man den Jungen vermisst gemeldet hatte, fand man ihn aufgelöst, aber unverletzt in der Garage des Entführers. Das Urteil war vergleichsweise milde ausgefallen, aber das Ansehen des Täters war zerstört. Er verließ Dawson City und zog in den Süden, die Sheriffs dort hatten ihn bereits verhört. Die Sitten im Süden waren rauer. Rachel konnte sich gut vorstellen, dass man ihn unter der Drohung, ein paar Details aus seiner unangenehmen Vergangenheit könnten die Runde machen, zur Kooperation gebracht hatte.

    Vielleicht ein widerlicher Pädophiler, aber sicher nicht der, den wir suchen.

    Kandidat Nummer drei zur wurde Jahrtausendwende, nur mit einem Trenchcoat bekleidet, auf einem örtlichen Spielplatz unter Arrest gestellt. Rachel selbst war in diesen Fall verwickelt gewesen. Der Mann hatte, breit wie ein Teppich, immer wieder beteuert, er habe nichts getan. Man durchsuchte seine Wohnung und …

    Rachel schrak auf, fuhr in ihrem Stuhl zurück. George Mitchell, von allen „Mitch“ genannt, stand vor ihrem Schreibtisch und sah ihr unablässig ins Gesicht.

    „Mitch … verdammt, was machst du denn schon hier?“

    „Ich fange immer um diese Uhrzeit an zu arbeiten“, antwortete er. „Fängst du heute besonders früh an, Sullivan?“

    Rachel winkte ab.

    „Ach was, bin erst vor ein paar Minuten gekommen“, log sie.

    Mitch verzog das Gesicht, er glaubte ihr offenbar kein Wort. Zurecht. „Wie seltsam. Dein Auto war kalt.“

    Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch er kam ihr zuvor. Mit einer groben Bewegung schnappte er sich ihre Tasse, roch daran und nahm einen Schluck.

    „Dein Kaffee ist ja auch kalt“, sagte er, als sei das etwas wirklich Bedauerliches. Er stellte die Tasse zurück und lehnte sich an den Schreibtisch hinter ihm. „Findest du nicht, dass du es übertreibst, Rachel?“

    Fand sie nicht. „Ich will diesen Dreckskerl fassen.“

    „Ich will, dass meine Leute schlafen, damit sie tagsüber zu gebrauchen sind.“

    „Mir geht’s gut.“

    „Ein paar von den Jungs meinen, du würdest dich ein bisschen zu sehr in diesen Fall hineinsteigern.“

    Als einziger weiblicher Detective des DCPC arbeitete Rachel fast ausschließlich unter Männern – die einzigen Frauen, denen sie bei ihrer täglichen Arbeit über den Weg lief, waren Psychologinnen aus einer anderen Abteilung und Molly, die in die Tage gekommene Sekretärin von Mitch. Zu jung zum sterben, zu alt um produktiv zu arbeiten, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie von einer dieser dekorativen Blondinen in Rock und Bluse ersetzt wurde, die es vorzogen, ihr Hirn an der Garderobe abzulegen.

    „Mir geht’s gut“, wiederholte Rachel.

    „Ich hatte gestern eine Unterhaltung mit Lehmann.“

    Lehmann war der, der das Sagen hatte. Der große Manitu. Ein akkurater, pflichtbewusster Staatsdiener, mit einer Siebzigstundenwoche, einem blütenreinen Lebenslauf und einer steilen Karriere, die ihresgleichen suchte.

    „Als Mutter nimmt dich dieser Fall ziemlich mit. Lehmann teilt meine Meinung, es ist nicht gut, wenn du Tag und Nacht nur für deinen Job lebst. Sowas frisst einen auf.“

    „Das tue ich nicht“, warf sie dazwischen, wusste aber, dass sie log. Ihr Leben war ziemlich inhaltslos geworden, nachdem sie Rick verlassen und man ihm das Sorgerecht zugesprochen hatte.

    „Was diesen Kindern passiert ist, ist furchtbar, aber wir müssen einen kühlen Kopf bewahren und unser Möglichstes tun. Wenn man wie du jeden Tag weit über sein Möglichstes hinausgeht, ist das bedenklich und über kurz oder lang wird es Schwierigkeiten geben.“

    Rachel spürte, dass sie die Fassung verlor. „Einen kühlen Kopf bewahren? Diese Formulierung habe ich vermisst, als du den Eltern gesagt hast, dass wir nicht wissen, ob ihre Kinder leben.“

    Mitch stieß einen tiefen Seufzer aus, der ihr bedeutete, sich im Zaum zu halten. Obwohl er für viele seiner Untergebenen so etwas wie eine bessere Vaterfigur war, war seine Autorität Gesetz an dem keiner zu kratzen wagte.

    „Auf diese Diskussion werde ich mich nicht einlassen, Rachel. Bis auf Weiteres bist du raus aus dem Fall.“

    George Mitchell drehte sich um und war drauf und dran, zu gehen.

    Rachel war verblüfft. „Entschuldige, für einen Augenblick dachte ich, du hättest gesagt, ich sei raus aus dem Fall.“

    Er drehte sich tatsächlich noch einmal um, ohne dass seine Stimme an Strenge verlor, sagte er: „Du bist raus aus dem Fall, Rachel.“

    „Ich bin raus aus dem Fall“, wiederholte sie tonlos und Silbe für Silbe realisierte sie, was er da eben gesagt hatte.

    Dann explodierte sie. „Was soll die Scheiße, Mitch?“

    „Rachel, bitte, reg dich ab. Du weißt, dass du ein guter Cop bist …“

    „Der Beste den du hast, du Arschloch!“

    „Vorsicht, ich bin dein Vorgesetzter.“

    „Du kannst mich mal! Wie kannst du nur … das … ich …ich will, dass wir diesen Bastard einbuchten!“

    „Das wollen alle hier, aber außer dir geht an diesem Fall niemand kaputt“, sagte er und klopfte auf den Tisch. Wieder wandte er sich ab, diesmal ließ er sie wortlos stehen und verließ das Großraumbüro.

    Rachel stieß ihren Stuhl zurück und folgte ihm raschen Schrittes.

    „Das kannst du mir nicht antun!“, teilte sie seinem Rücken mit.

    An der Tür zu seinem Büro hielt er inne.

    „Das habe ich längst“, sagte er. „Du hättest es gleich vor der Einsatzbesprechung in der Post lesen können, wenn du zu deiner normalen Schicht gekommen wärst.“

    Sie trat zwischen ihn und die Tür, ihr Gesicht fühlte sich an, als würde es brennen.

    „Dieser Fall ist mir wichtig“, sagte sie mit fester Stimme. „Das ist das Furchtbarste, was jemals in diesem Nest passiert ist. Für sowas bin ich Cop geworden, verstehst du?“

    Mitch erwiderte nichts darauf.

    „Wir haben ihn bald, Mitch! Ich will nicht daneben stehen und nichts tun, wenn wieder etwas passiert. Dann könnte ich nicht mal schlafen, wenn ich es wollte.“

    Er seufzte erneut, versuchte, an ihr vorbei den Türgriff zu ergreifen, doch sie ließ ihn nicht durch, starrte ihm so lange in die Augen, bis er ihrem Blick nicht mehr standhielt. Sie schwiegen sich für ein paar Sekunden an, dann war er es, der zuerst wieder etwas sagte.

    „Ich kann nichts versprechen … ich telefoniere nochmal mit Lehmann.“

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    Neu im Bildmaterial: An Bäumen werden jetzt auch welche aus dem RTP des RMXP verwendet, die sind größer, harmonieren auch mit den von mir verwendeten Tall-Charsets und ergänzen M&B perfekt. :) Die Textbox ist auch neu, zweizeilig. Wenn ein Gros der Waldmaps aufgemöbelt wurde, kommt das Menü dran, auch da hat sich optisch viel getan.

    Coincidence

    Geändert von Coincidence (04.11.2007 um 16:19 Uhr)

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