Communitytreffen-Moderator
Ohne Bruder kann man leben, nicht ohne Freund.
Lieber Dingsi,
dieses Zitat beschreibt sehr passend, was mir unsere Freundschaft bedeutet hat. Ich habe selbst keine Geschwister, doch viele Mitglieder der Community sind mir ans Herz gewachsen wie die eigene Familie. Obwohl ich nie die Gelegenheit hatte, dich im echten Leben zu treffen, warst du dank deiner sympathischen Art wohl der Erste, der das von sich behaupten konnte.
Unseren ersten Kontakt hatten wir wohl im Herbst 2003, damals noch im Genesis Forum. Ich wusste zwar nicht, wer du warst und habe nicht viel mit dir gesprochen, aber ich war schon damals tief beeindruckt, dass jemand, der (übrigens fast auf den Tag genau) zwei Jahre jünger ist als ich, so begabt sein kann. Die Website, die du damals geschaffen hast, ist mir bis heute als Meisterwerk in Erinnerung geblieben.
Als der Genesis Anfang 2004 aufgegeben wurde, habe ich mich zuerst aus dem Forum zurückgezogen, kam dann aber recht schnell ins Programmierforum. Dort hast du wieder zu den ersten gehört, mit denen ich meine Zeit verbracht habe. Erst im Forum und dann im IRC, wo wir bis zu deiner Krankheit fast jeden Tag von morgens bis abends zusammen waren. In dieser Zeit haben wir viel gemeinsam erlebt und du hast uns alle immer wieder mit deinem Wissen und deiner Reife überrascht. Du hast viele tolle Ideen gehabt und immer jeden Spaß mitgemacht. Ich erinnere mich unter anderem daran, wie dich ein User fast eine Woche lang für codecs Freundin gehalten hat, weil du immer wieder Bilder von Alexis als Avatare hattest.
Weil ich es bis dahin nie geschafft hatte, stand für mich kurz nach der Sommernato fest, dass ich im Winter dabei sein muss, um dich und die anderen "richtig" kennen zu lernen. Leider erreichte uns wenige Wochen später die Nachricht von deiner Krankheit. Seit diesem Tag verging kaum eine Woche, in der nicht irgendwer im IRC gejammert hat, dass er dich wieder online sehen möchte. Ein wenig Erleichterung kam auf, als du eines Tages ohne Vorwarnung im Channel aufgetaucht bist. Du hast gesagt, du wärst schwach, klangst aber allgemein recht gut gelaunt und zuversichtlich, selbst als du uns die Details zu deiner Krankheit mitgeteilt hast. Danach war wieder Ruhe und das Warten ging weiter. Mit jeder Woche haben wir mehr gezittert und irgendwann hat Luki bei dir daheim angerufen und nachgefragt, ob deine Eltern damit einverstanden sind, wenn einige von uns während der Winternato für einen Tag zu dir fahren. Leider ging es dir zu diesem Zeitpunkt schon schlechter und so haben wir aus Rücksicht auf einen Besuch verzichtet. Das schönste Weihnachtsgeschenk war dann wohl dein unerwarteter Post im Webentwicklungsforum. Der hat uns allen Hoffnung gegeben, dass es wieder aufwärts geht.
Was dagegen sehr geschmerzt hat, war, dass wir auf der Nato nicht so offen über dich reden konnten, wie wir es gerne getan hätten, weil wir ständig jemanden um uns herum hatten, der vorerst nichts von deiner Krankheit erfahren sollte. Trotzdem warst du zumindest an den zwei Tagen, an denen ich dort war, in unseren Köpfen präsent. Trial hat eine Grußkarte gezeichnet, die alle, die dich besser kannten und von deiner Krankheit wussten, für dich unterschrieben haben, die drei anwesenden Firehazard Mitglieder (Chemfreak, Fire-WSP und ich) haben eine handsignierte Soundtrack-CD zu Phönix für dich gespendet und bei der Versteigerung ist eine ganze Menge Geld für dich zusammen gekommen. Leider hat dich soweit ich weiß, nichts davon jemals erreicht, weil es dir schon wieder schlechter ging und wir dich nicht in diesem Zustand stören wollten.
Erst am Samstag, als ich mit Jeez, Cappu und Chemy in Hannover war, habe ich kurz überlegt, ob wir dich besuchen sollen. Den Gedanken habe ich aber recht schnell mit den Worten "Der schläft sicher schon und in dem Zustand sollten wir ihn nicht wecken, sonst könnte es das letzte Mal sein" verworfen. Keine 24 Stunden später musste ich auf der Heimfahrt durch Lukis Anruf erfahren, wie recht ich hatte. Normalerweise nehme ich schlechte Nachrichten recht gelassen, aber in diesem Moment wäre mir beinahe mein Mittagessen aus der Hand gefallen, das ich letztendlich vor Kummer auch nicht mehr gegessen habe. Mir fällt es selbst jetzt noch schwer, klar zu denken und zwischendurch ist auch die eine oder andere Träne geflossen.
Du wirst mir immer als ein intelligenter, kreativer, hilfsbereiter und sympathischer Freund in Erinnerung bleiben und obwohl du nun fort bist, hast du bei allen in #progforum und #free-dsa einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Unter anderem auch mit deinen Werken und Ideen wie zum Beispiel Yinc, deiner Game-DB, Lifernity und deinen DSA-Charakteren Kaymer und Felix, die unter Stammgästen fast als legendär zu bezeichnen sind. Besonders bei Lifernity wäre es mir eine große Freude und Ehre, wenn ich dazu beitragen könnte, es als Andenken an dich fertigzustellen. Wenn schon dein Körper von uns gehen musste, so soll immerhin das, was du geschaffen hast, bei uns bleiben und auf ewig an dich erinnern.
Mein Beileid gilt deiner Familie, deinen Freunden und allen, die dich näher kannten. Es hat uns alle hart getroffen, doch wir müssen weitermachen. Etwas anderes hättest du sicher nicht gewollt.
Unsere Gedanken werden immer bei dir sein
Christian
Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt...