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Thema: Lebenkuchenhaus - Ein Gedichtethread

  1. #1

    Lebenkuchenhaus - Ein Gedichtethread

    Heronimus- Maximus

    "Zirkus Heronimus- Maximus/ gastiert in unserer schönen Stadt",
    titelt der Stadtanzeiger matt/- schwarz

    Der Abend ist da/ Vorhang auf,/
    Kapelle, einen Tusch!
    Husch husch ins Scheinwerferlicht!
    Hut gezogen, tief gebeugt:
    "Schönen guten Abend verehrtes Publikum, liebe Leut'/
    mein Name ist Heronimus"

    Heronimus
    früher einmal Clown,/ lachender Luftikus
    nun muss er chefdirektieren/ im eigenen Zirkus /
    die Nase glänzt/ wie in alten Zeiten:/ rot-
    doch heut' Abend/ wegen der großen Not.

    Über die Sägespäne,/ im Schwarz
    sitzt auf samt’n Sitz/
    das verehrte Publikum/
    und schwitzt/
    den schneeweißen Spitz/
    und Popcorn im Arm/
    fett und satt,
    bereit zu fressen/
    und zu lachen,/
    bittet nur den Witz recht platt zu machen.
    Es ist schließlich Samstag.



    "Verehrtes Publikum,/ habe leider gleich zu Anfang eine Hiobsbotschaft zu überbringen:
    Unser Rhinozerus hat einen dicken Fuß,
    ist beim Freilauf in einen Dorn getreten/
    -darf ab jetzt bestimmt nimmer frei laufen-
    um Entschuldigung wird an dieser Stelle gebeten."

    Der Abend ist hin!
    Verdrießlich ist die Stimmung,/
    das verehrte Publikum klatscht brav./
    Man hat gezahlt,/
    und sieht nicht was man sehen mag.
    Auch wenn man's gar nicht sehen wollt'.

    Das Publikum hat vom Rhinozerus im Zirkus nicht gewusst,
    aber einig ist's sich:
    "Das Rhinozerus hat gefehlt und Schluss.
    Es geht schließlich ums Prinzip."
    Und dafür ist einem auch ein Rhinozerus lieb.

    Auf der Titelseite am nächsten Tag, im Stadtanzeiger, liest Heronimus:
    " Bei Heronimus- Maximus gab's kein Rhinozerus.“
    Da muss Heronimus laut lachen und denkt:" Die Leut' haben schon Humor, die machen Sachen."

  2. #2
    Zitat Zitat
    Das Publikum hat vom Rhinozerus im Zirkus nicht gewusst,
    aber einig ist's sich:
    "Das Rhinozerus hat gefehlt und Schluss.
    Es geht schließlich ums Prinzip."
    Und dafür ist einem auch ein Rhinozerus lieb.


    Also ich finds geil. : A
    Aber nicht nur inhaltlich, auch der Stil ist wirklich schön zu lesen und trotzdem hat man nicht das Gefühl, das Ganze schonmal wo gesehen zu haben. Toll.

    Wenn du weitere Gedichte postest, pack sie einfach hier rein, wir machen das in Gedichtthreads, bis auf Ausnahmen. Ich kann den Thread dann auch gern umbenennen, sag einfach Bescheid.

  3. #3
    so cipo, du darfst das ganze nun als Gedichtethread werten und ihn bitte in Lebenkuchenhaus- Ein Gedichtethread umbenennen.danke


    Ernst Ehrlich

    Herr Ehrlich ist ein ernster Mann,
    wenn du ihn triffst nickt er,
    tippt sich an den Hut
    und sagt mit Grabesstimme: "Gut'en Tag."

    Ernst nennen ihn die Trinker im Gasthaus,
    weil bei ihren schlüpfrigen Witzen er nicht lachen will.
    Und es ist ihm ein Graus,
    wenn man ihm prustend auf die Schulter schlägt,
    dann hat Herr Ehrlich genug,
    er trinkt er aus, in einem Zug,
    nickt, tippt sich an den Hut
    und sagt mit Grabesstimme: "Gut'en Tag".

    Die Kinder schreien: "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?",
    wenn er um die Ecke biegt,
    das liegt an dem schwarzen Anzug und Hut,
    und derjenige siegt,
    der am lautesten gröhlt und buht.

    Unter dem Schild "Ehrliche Särge",
    weiß auf schwarz,
    schließt Herr Ehrlich die Tür auf,
    geht durch die kleine Werkstatt,
    -es riecht nach Harz-
    und die Treppe hinauf
    schnauf/-t
    müde vom harten Tages langer Arbeit
    und dem Scherzen allerorten leid.

    Früh morgens macht sich Herr Ehrlich an die Arbeit,
    ist ernst bei der Sache, bis zum Schluss,
    erst dann gestattet er sich ein Schmunzeln
    und packt mit vollem Genuss
    die Bohrmaschine aus.
    Nun zieht er den Hut verwegen ins Gesicht,
    knipst das Licht
    schnell aus.
    Still? Mucksmaus?
    und bohrt...
    die Bohrmaschine röhrt
    ein Loch in den nagelneuen Sarg.

    Herr Ehrlich ist ein ernster Mann,
    wenn du ihn triffst nickt er,
    tippt sich an den Hut
    und sagt mit Grabesstimme: "Gut'en Tag."

  4. #4
    Wieder sehr cool. Und verdammt schade, dass sonst niemand dem Ganzen Aufmerksamkeit zollt. ._.''
    Das Lächeln kommt sehr böse, und ich hab schon was wesentlich fieseres erwartet. xD''

    Ist Lebenkuchenhaus ein Wortspiel oder einfach falsch geschrieben?

  5. #5
    Zitat Zitat von La Cipolla
    Und verdammt schade, dass sonst niemand dem Ganzen Aufmerksamkeit zollt. ._.''
    Wohl, ich schon. Ich finde es nämlich auch unvergleichbar gut geschrieben. (Mit der Ausnahme, dass man es "Rhinozeros" schreibt und NICHT "Rhinozerus")

    Das erste gefällt mir zwar besser als das zweite Gedicht, aber generell find ich deinen Stil echt toll. Ich hoffe, hier noch mehr von dir zu lesen.

  6. #6
    Danke, auch wenn es nur wenige Leser sind, freut mich Rückmeldung zu bekommen.

    Das mit dem "Lebenkuchen" war wohl ein freud'scher Verschreiber aber ansich könnte man das auch so lassen, finde es nicht so schlimm.

    cipo, das mit dem Loch find ich viel subtiler und ist wahrscheinlich böser wie alles andere... Ernst Ehrlich ist ja auch kein gewalttätiger Typ,aber er nimmt den Würmern gern die Arbeit ab.



    Vom alten Mann


    Die Sonne scheint

    Sieh mal da, der Alte
    an der Ecke
    gehüllt in fester Wolldecke
    dünnes Haar
    über 80 Jahr'
    blass, blank rasiert
    Hut, Hemd kleinkariert
    auf der roten Nase Hornbrille
    morgendlich zum Frühstück Herzpille

    Stell dir vor, der Alte
    früher einmal
    Augen blau und noch klar
    hochgewachsen, kurzes, blondes Haar
    braune Supernorm
    schwarze Uniform
    SS auf dem Arm
    Befehl im Kopf:
    "Macht mir Jagd auf den Judenschopf!"

    Er
    in sternloser Nacht
    hat ein loderndes Feuer in den Küchen entfacht
    Mensch folgt unbedacht
    der wiedergewonnen Hoffnung
    Hoffnung, unter Pacht

    ach, der Alte
    sechs Mal Schwarz im Hinterhaus
    schubsen sonnengelbe Sterne raus
    drei Mal Schwarz in der Kinderkammer
    schwarzgelockter Mädchen- jammer

    tollen, lachen, junges Ding
    fortgeblasen Frohnatur, alles hin
    festgehalten, Beine breit, schreit, schreit
    stumm: Blondhaarneid
    schreit: "Beine breit!"
    schreit, schreit, schreit

    Die Sonne scheint

    Sieh mal da, der Alte
    an der Ecke
    gehüllt in fester Wolldecke

  7. #7
    Sehr schöne Gedichte, vor allem wegen der Wortwahl und der erzählenden, nicht streng reimenden Form. Bei dem letzten Gedicht wagst du dich an Themen (Nationalsozialismus, Vergewaltigung) die in Gedicht wie in Prosa sehr schwer und heikel sind. Aber imo gelingt es dir noch irgendwie. Im letzten Gedicht hat mir vor allem die Stelle "festgehalten, Beine breit, schreit, schreit" gefallen. Der unvorhersehbare Reim innerhalb der Strophe ist super. Hast du früher mal formal strengere Sachen geschrieben und bist jetzt zu der freien Form gekommen oder hast du gleich so angefangen?

    Ich verstehe übrigens den Sinn der /'s nicht. Eigentlich stehen sie doch für einen Zeilenumbruch, aber den könntest du doch einfach machen?

    Werde weiter mitlesen.

  8. #8
    Stan, habe immer irgendwie rumexperimentiert, komm aber eigentlich von eher freieren Gedichten. Also genau aus der anderen Richtung.
    Bei "Vom alten Mann" habe ich unwahrscheinlich viel Zeit verbraucht und mir Gedanken gemacht um die Moral, und ob ich es wirklich hier veröffentlichen soll. War mir sehr unsicher und bin selber nicht davon überzeugt.
    Hätte fast was vergessen: Das mit den /s, hat nichts mit Umbrüchen oder Zäsuren zu tun, die sind praktisch als Pausen gedacht. Mit einem Freund habe ich versucht es zu vertonen, mit Klavier, im Sinne von Brecht und Weill .Habe also nur vergessen sie zu entfernen.

    Mein Problem ist dass ich viele Einfälle habe, aber sie nicht zu vollständingen Ideen ausarbeite. Mir fehlt meist der nötige Fleiß. Jetzt habe ich mich mal wieder hingesetzt. Das Ergebnis folgt. Hoffe es gefällt, wie die letzten auch.




    Milch und Honig


    Im Wüstenwind flog mit dem Kuckkuck
    ein Telegramm zu mir,
    -Absender: Bewohner des Landes wo Milch und Honig fließen-
    ruckzuck,
    ratsch, offen liegt die Botschaft:

    „Mensch, Mensch, benötige deine Hilfe dringend,
    hier ist’s gar nicht mehr paradiesisch,
    keiner mehr fressend, lachend, saufend, singend.
    Tragödie! Drama!
    Von vorn:
    Milch und Honig flossen,
    wir haben’s kaum genossen,
    konnten es auch nicht genießen
    ließen es uns verdrießen
    vom zu fröhlichen Wachtelschießen.
    Da plötzlich ist der Honigkanal verklebt,
    die Milchquelle ist versiegt,
    und die gebratene Wachteln stehen auf,
    beschwören Widerstand herauf,
    bleiben im Rachen stecken –quer im Lauf-
    Erstickend, verdurstend, verstummend
    schreibe ich dir diese Zeilen.
    Ich bitte darum sich zu Beilen,
    es ist ein Muss,
    denn zu allem Überfluss
    hat sich nun auch noch die Lizenzgesellschaft angesagt,
    zu überprüfen, ob das Land hält was es verspricht,
    wenn nicht,
    ist man angeklagt.
    Tragödie! Drama!
    Mensch, Mensch, benötige deine Hilfe dringend.

    Mit freundlichen Grüßen und auf baldige Antwort wartend,
    der Bewohner des Landes wo Milch und Honig fließen.“

    Und im Wüstenwind gab ich dem Kuckkuck
    das Telegramm zurück,
    um es ruckzuck,
    ins nächste Nest zu legen.

    Geändert von Hänsel (03.11.2006 um 10:28 Uhr)

  9. #9
    Nur mal so ne Frage, aber ich würde mich freuen, wenn ich noch mehr von dir lesen dürfte. Gibt's bald mal wieder was? =)

  10. #10
    The Game, dein Wunsch sei mir Befehl:

    Ein Gespräch Anfang der ´90er Jahre, wobei die Zeit nichts zur Sache tut.

    Hallo, schöne Frau!
    Hallo schöne Frau, kennen wir uns?
    Ja, ja, ihre Antwort ahnte ich schon,
    sie kennen Hinz und Kunz
    und ob sie mich ein mal gesehen haben,
    das wissen sie nicht. Nein, nicht aus Bonn.
    Ob ich heldenhafte Narben?

    Etwas Besonderes an mir, zur Erinnerung?
    Nein, nichts besonderes.
    Eigentlich, war das auch nicht so gemeint,
    eigentlich wollte ich nur...
    Wollen sie heute Abend mit mir ess...

    Nein, sie sind schon eingeladen.
    Und müssen nun los, baden,
    frisieren und parfümieren,
    damit noch in Tagen
    jeder sehen und riechen kann,
    dass er sie nach nur wenigen Bieren...
    Oh Verzeihung, Wein!
    - Hoffentlich einem Espresso hiernach? –
    Um zurück zu kommen:
    Sie auf allen Vieren,
    und hemmungslos, wie bei den Tieren,
    Sie sagen es, wie bei den jungen Stieren

    Wussten sie schon, dass die Iren
    Nicht nur trinken können sollen,
    sondern auch andere Qualitäten haben,
    wenn sie wollen?

    Sie haben recht, das führt zu weit.
    Sie wollen jetzt unverzüglich gehen?
    Hoffentlich, Auf Wiedersehen!

  11. #11
    Als Fan von guten Gedichten, möchte ich gerne noch mehr davon sehen.

    Die kleinen Rechtschreibfehler übersehen wir jetzt einfach mal.

  12. #12

    AW: Lebenkuchenhaus - Ein Gedichtethread

    Eigentlich les ich recht viel hier im Atelier, nur schreib ich nie meine Meinung zu den jeweiligen Gedichten oder Geschichten auf. Aber jetzt möchte ich mich doch mal als begeisterter Fan deiner Werke outen. Inhaltlich, als auch - und ganz besonders - stilistisch finde ich deine Gedichte allesamt hervorragend, ich hoffe, es folgen so bald wie möglich weitere.

    Dennoch hätte ich eine Frage im Bezug "Ernst Ehrlich". Wieso der Nachname? Vorname ist verständlich, ernster Sarghersteller, aber Ehrlich? Auch sein Geschäft heißt ja "Ehrliche Särge". Aber im Grunde ist es doch ein absoluter Widerspruch. Ehrlichkeit sehe ich als gute Tugend. Gute Tugenden verbinde ich mit jemandem, der gute Dinge tut, aber Löcher in einen Sarg zu bohren, damit die Leichen schneller verwesen (soll ja sicher für Qualen der Menschen selbst noch im Tode stehen) und die Würmer sich nicht extra durch das Gehölz fressen müssen, empfinde ich nicht als sonderlich gut. Daher wirft es für mich diese Frage auf.

    Gruß,
    Kadaj

  13. #13

    AW: Lebenkuchenhaus - Ein Gedichtethread

    Ehrlich hat doch nicht zwangsweise was Gutes an sich. Es kann auch einfach für den Beruf stehen, der ja irgendwo doch verdammt hinter der Menschheit steht, an einer Stelle, die sich nicht viele Leute gern anschauen. Will nur sagen, mit dem Tod ist Schluss, schon ein Sarg ist Verdrängung, der Sargmacher macht sich daraus ein Geschäft und kennt vll die Wahrheit. Vll geht das auch einfach zu weit.

    Das Letzte ist sehr schön.
    Wirklich einfach nur SEHR schön.

  14. #14

    AW: Lebenkuchenhaus - Ein Gedichtethread

    Zitat Zitat von Hänsel Beitrag anzeigen
    Stan, habe immer irgendwie rumexperimentiert, komm aber eigentlich von eher freieren Gedichten. Also genau aus der anderen Richtung.
    Bei "Vom alten Mann" habe ich unwahrscheinlich viel Zeit verbraucht und mir Gedanken gemacht um die Moral, und ob ich es wirklich hier veröffentlichen soll. War mir sehr unsicher und bin selber nicht davon überzeugt.
    Hätte fast was vergessen: Das mit den /s, hat nichts mit Umbrüchen oder Zäsuren zu tun, die sind praktisch als Pausen gedacht. Mit einem Freund habe ich versucht es zu vertonen, mit Klavier, im Sinne von Brecht und Weill .Habe also nur vergessen sie zu entfernen.
    Die Weill/Brecht-Idee ist mir sehr sympathisch, du könntest ja auch mal einige MP3s von dir hier reinstellen, würde mich sehr interessieren.

    Zitat Zitat
    Mein Problem ist dass ich viele Einfälle habe, aber sie nicht zu vollständingen Ideen ausarbeite. Mir fehlt meist der nötige Fleiß. Jetzt habe ich mich mal wieder hingesetzt. Das Ergebnis folgt. Hoffe es gefällt, wie die letzten auch.
    Braucht der Autor Passion oder Fleiss?


    Dein aktuelles Gedicht gefällt mir vor allem im ersten Teil sehr gut. Im zweiten Abschnitt wird es imo ein bisschen zu direkt, aber als Fehler des Gedichtes würde ich das nicht ankreiden.
    Insgesamt finde ich an deinen Texten am besten, dass du einen sehr individuellen Stil hast (oder zumindest einen Dichter kopierst, den ich nicht kenne ). Ich kenne das von mir selber, les' ich mal einen Band mit Hölderlin-Gedichten, schon sind meine eigenen Zeilen voller Umbrüche, haben einen anderen Ton und sind - wie von Geisterhand! - alkäische Oden. Les ich dann wieder was anderes, verändert sich meine Lyrik neu. Den eigenen Stil finden, ist imo die größte Aufgabe des Schreibenden. Die wahren Genies der Weltliteratur erkennt man immer sofort, an nur einem Satz. Ob das jetzt Kafka, Hölderlin oder vielleicht auch ein Milan Kundera ist. Man erkennt's gleich.

  15. #15

    AW: Lebenkuchenhaus - Ein Gedichtethread

    Also, als aller erstes will ich mich natürlich für die Rückmeldungen bedanken. Es macht wirklich viel Freude, wenn man postive Antworten bekommt für das was man gerne tut. Vor allem dann,wenn man selbst sich nur sehr schwer einschätzen kann. Ich bin selbst immer sehr unsicher bezüglich der Qualität meiner Arbeiten.

    Um Stans Frage zu beantworten: Der Autor braucht sowohl Fleiß als auch Passion. Da ich aber von mir behaupten würde, schon ein leidenschaftlicher Schreiber zu sein, fehlt aus meiner Sicht im Moment nur der Fleiß.
    Das war natürlich auch schon umgekehrt. Ich will das Wort Schreibblockade gar nicht laut aussprechen...

    Das Brecht/Weill- Ding, will sagen die Vertonung meiner Werke ist noch nicht weit fortgeschritten. "Ernst Ehrlich" ist eigentlich das einzige, welches wirklich aufnehmbar wäre. Wobei das auch stark von meinem Pianisten und mir abhängt. Bei jeder Probe spielen wir es doch etwas anders und versuchen es weiter zu perfektionieren, es ist also in einer immerwährenden Entwicklung.
    An das Zirkusding haben wir uns auch schon herangewagt, mit Posaune,Trompete und Triangel.

    Ah,noch was Stan: Da ich selbst sehr wenige Gedichtbände lese, oder wirklich Lieblingsschriftsteller habe( es sind einfach zu viele ), meine ich relativ unbeeinflusst zu sein. Was natürlich auch eine Täuschung ist. Irgendwoher muss ja alles kommen.
    Aber so offensichtliche Merkmale wie den Gebrauch, ich meine zu wissen griechischer Oden?, nach der Hölderlinlektüre, habe ich bisher noch nicht feststellen können.

    Kadaj, ansich hat das Cipo schon so erklärt wie ich es meinte.
    Es steht auf der einen Seite nicht besonders viel hinter dem Namen, auf der anderen Seite eine ganze Menge. Je nach dem wie man es lesen will.
    Als erstes ist Ernst Ehrlich eine wunderbare Alliteration, die sich in den Kopf frisst- sind ja beides Charakterzüge oder Eigenschaften. Beide grenzen ihn von den anderen Menschen, die ihn nicht besonders leiden können, wo er nicht angesehen ist, ab. Seine außenstehende Postion ist eindeutig. Aus der heraus er handelt, ganz unbeobachtet von der Gesellschaft. Die Löcher sind praktisch seine subtile Macht...vielleicht sogar so etwas wie eine Rache.
    Ich weiß nicht, ob das jetzt besonders verständlich war... naja

    Danke nochmal

    nochmal zu Stan:
    im letzten Gedicht kommt der Bruch zustande nachdem sie ihn abgewiesen hat. Das hatte ich jedenfalls so beabsichtigt. Hier ist er verletzt und wird direkt und angreifend... das wollte ich vermitteln, oder meinst du etwas anderes?

    Geändert von Hänsel (28.12.2006 um 17:40 Uhr) Grund: Habe doch tatsächlich noch was vergessen

  16. #16
    Das Verhör

    Sie weiß, warum sie heute vorgeladen?
    Kurz: Sie soll sein Herz gebrochen haben.
    Was hat sie zu ihrer Verteidigung zu sagen?
    Sie schweigt.

    Sie hat mir die Fragen zu nennen
    auf Antworten, die wir kennen!
    Von vorn: Ihr ließt sein Herz für euch brennen?
    Sie schweigt.

    Und noch viel mehr: Ihr ließt euch lieben.
    Er gab euch alles, was ihr ihm nahmt.
    Er gab euch alles, ihr ihm einen Sinn.
    Genug. Bis ihr den Sinn ihm wieder nahmt.

    Gesteht: Habt ihr ein falsches Spiel getrieben?
    Nein, sagt sie, das sei die Liebe. Dann ist's hin!





    In vino vanitas

    Mein Freund, mein Freund, komm einen Schritt näher, tritt schon heran,
    ich will dir etwas anvertrauen; wenn ich es heimlich niederschriebe,
    ich wäre nachts nicht mehr sicher, bekäme im Dunkeln tödliche Hiebe.
    Wahre Stillschweigen, mein Freund. Nimm noch einen Schluck. Dann

    will ich das Geheimnis lüften: Die besten zieht es in ihren Bann.
    Es umschlingen dich samtweiche, nach Rosen duftende Triebe...
    Wovon ich spreche? Kennst du nicht die Liebe? O die Liebe.
    Trink, mein Freund. Sie ist etwas, wogegen man sich nicht wehren kann.

    Nimm dich vor ihr in Acht, sie kommt nachts über einen,
    packt dich mit hart- zartem Griff an den nackten Beinen.
    Sie macht mit dir was sie will und schon bist du abhanden.

    Pass auf: Die einzige Chance; versuche dich zu recken,
    mein Freund, und stoße deinen Dolch kräftig in ihr Becken.
    Sauf aus und lache nicht so laut. Hast du mich verstanden?

  17. #17
    Fehlen hier zwei Posts oder bin ich verrückt?

  18. #18
    Du bist verrückt- Hier fehlen keine Posts,es hat einfach keiner gepostet. Hat mich aber sehr gefreut, dass du mit deinem kurzen belebendenden Beitrag, dich geäußert hast. So vermeidet man Doppelposts

  19. #19
    Doch, hier fehlen zwei Posts, die wurden gestern früh von einem Datenbankfehler gelöscht. >>

    Also nur nochmal die Kurzform.
    Beim Verhöhr find ich die beiden ersten Strophen genial und alles danach, inklusive dem zweiten Gedicht, doof zu lesen. Inhaltlich das erste wunderbar, das zweite ganz ulkig, aber im Großen und Ganzen kein Vergleich zu den vorhergegangenen, allen voran in Vino veritas.

  20. #20
    Sehr schade, Cipo und ich hatten recht ausführlich geantwortet. Hier noch einmal in kurz:

    Auch mir gefallen die beiden neuen Gedichte nicht so gut, da (beziehe mich bei der Kritik nur aufs zweite):
    - Form ist unklar, sieht aus wie ein Sonett, hat dann aber doch ein unregelmäßiges Versmaß, generell nicht schlimm, aber irgendwie seltsam

    - Reime wirken sehr gezwungen (recken - Becken, einen - Beinen, niederschriebe - Hiebe)

    - Wortwahl unpassend: Chance (modern) - recken (altertümlich), kommt nachts über einen (unmelodisch, banal) - hart-zartem (melodisch, poetisch)

    Generell frage ich mich, woher der Stilbruch kommt. Deine anderen Texte waren so individuell. Sie gefallen mir mit der Zeit noch besser. Aber mit den beiden neuen kann ich mich nicht anfreunden. Entschuldige, dass ich das hier so abhandele, Posts zwei mal verfassen ist nicht so mein Ding. ^^

    Hast du eigentlich MSN?

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