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Ehrengarde
Ach Gottchen...
Was mir in diesem Abschnitt am meisten aufgefallen ist: Du beschreibst viel zu wenig bis gar nicht. Du reihst einfach nur Ereignisse aneinander, ohne Übergänge zu schaffen.
Diesen Käfer z.B. kann man doch wunderbar erst einmal lang und breit beschreiben. Sein Auftauchen, sein Aussehen, sein Verhalten, seinen Todeskampf usw. Und dann bitte ein paar Ausschmückungen, Landschaftsbeschreibungen. Was für Bäume stehen da z. B. im Wald, gibt es Tiere und was für Geräusche hören die drei, welche Tagezeit ist gerade, wie fühlt sich die Gruppe, über was unterhalten sich die drei, falls sie denn überhaupt reden!?Wie sehen die Protagonisten aus, irgendwelche Auffälligkeiten, ihre Kleidung und Charakter, ihr Gewohnheiten und Ticks.
Natürlich kann und sollte man gewisse Beschreibungen erst nach und nach über die Geschichte verteilt liefern, aber ein gewisse Vorstellung von diesem und jenem muss am Anfang einfach in den Köpfen der Leser, die nicht wissen, wie du dir jetzt z.B. den Käfer vorstellst, existieren, denn sonst lesen sie, grob gesagt, nur ein paar aneinander gereihte Substantive und Verben, ohne dass dabei was rüberkommt.
Wenn du dich verbessern willst, kannst du ja auch mal mit deinem Deutschlehrer reden bzw. üben. Oder suche eine AG für kreatives Schreiben auf, falls es soetwas bei dir in der Nähe gibt.
Ich kann mir vorstellen, dass das jetzt alles ziemlich viel auf einmal ist. Du sollst das natürlich auch nicht prompt von heut auf morgen beherrschen, aber wenn du schöne und spannende Geschichten schreiben willst, die gerne gelesen werden, ist sowas unvermeidlich. 
Ich habe einmal versucht, den Kampf mit dem Käfer zu überarbeiten:
Stets wachsam und die Umgebung beobachtend durchquerten die drei den hiesigen Minawald. Mit Mühe überwand das Licht der Nachmittagssonne das dichte Kronendach des Mischwaldes und nur einzelne Strahlen erreichten gar den weich federnden Moosboden, auf welchem sich die kleine Gruppe bewegte. Ein leichtes Säuseln fuhr durch die leise raschelnden Blätter.
Wie aus der Ferne erklang plötzlich ein beunruhigendes Sirren, das immer näher zu kommen schien. Angespannt lauschten die drei in den Forst hinein. Stille. Eine leise Ahnung beschlich Merin und seine Hand fuhr langsam zum Heft seiner Klinge. Er blickte zu Daine, der sich ebenfalls in eine gute Ausgangsposition brachte, den Speer fest mit beiden Händen vor sich haltend. "Am besten, Ihr geht hinter uns in Deckung!", flüsterte Merin Faia zu.
Schon schien sich das Blätterdach vor ihnen aufzutun und ein gewaltiger Käfer brach aus dem Grün hervor. Wie im Sturzflug steuerte das Insekt auf die Gruppe zu. Bevor es jedoch eines der Ziele genau anvisieren und attackieren konnte, verpasste ihm Daine mit seinem Speerschaft einen schwungvollen Hieb. Schwer aus der Bahn geschleudert und mäßig betäubt, prallte der Käfer auf den weichen Moosboden. Bevor die beiden Soldaten jedoch nachsetzen konnten, hatte sich das Ungeziefer bereits aufgerappelt und ein Stück zurückgezogen. Jeder Schritt der beiden wurde genau beobachtet. Der Panzer des Feindes schimmerte bläulichgrün, wenn er sich auf seinen sechs dünnen Beinchen seitlich bewegte und dabei die vereinzelten Sonnenstrahlen passierte. Dann sprang er vor, die dornenbesetzten Zangen weit gespreizt und ein widerwärtiges Maul offenbarend.
Merin stürmte ebenfalls los, den Einhänder in der Rechten leicht erhoben. Mit einem schnellen Schlag wollte er dem Käfer zusetzen, hätte dieser nicht im letzten Moment die unter dem Rückenpanzer versteckten Flügel ausgebreitet und wäre an der herabsausenden Klinge vorbeimanövriert. Geschwind ließ das fliegende Getier Merin verdutzt hinter sich zurück und visierte Faia an. Nur noch drei Meter war es von ihr entfernt. Vor Angst gelähmt, konnte sie nur noch die Arme mit den zarten Händen einer Frau als unwirksamen, optischen Schutz vor das Gesicht halten, die Beine und Füße gehorchten ihr nicht mehr. Noch zwei Meter. Der Käfer sah schon sein Ziel erreicht, als sich von links ein Schatten rasant näherte.
Kurz darauf entwich das Leben mit einem lauten Knacken aus dem Insekt. Den Aufprall spürte es schon gar nicht mehr. Die Speerspitze hatte sich tief in das grünliche Gewebe der wenig gepanzerten Bauchseite gebohrt und den Käfer beinahe komplett durchstoßen.
Regungslos standen die drei um das leblosen Wesen...
Du siehst, ich habe gar nicht mal alle oben aufgeführten Aspekte unterbringen müssen, um die Geschehnisse interessanter und plastischer darzustellen. Natürlich kann man diesen Ausschnitt immer noch viel besser beschreiben, aber ich denke, das reicht so erstmal vollkommen aus.
Viel Glück!
Geändert von Gjaron (06.03.2007 um 21:25 Uhr)
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