Da ich mit meinem Freund zusammen lebe, werde ich ziemlich häufig umarmt . Seine Umarmungen würde ich auch schon als richtige Umarmungen durchgehen lassen. Auch wenn wir schon knapp vier Jahre fest zusammen sind und er schon seit über 16 Jahren mein allerbester Freund ist, so sind die Umarmungen immer wieder aufs neue schöne .

Umarmungen sind etwas wunderschönes, sie können einem ein Gefühl von Geborgenheit geben, sie können einem das Gefühl geben nicht allein zu sein. Sie können einem Wärme spenden - und Hoffnung geben. Sie können einen aufbauen und nach vorne blicken lassen, wenn man down ist. Mit Umarmungen kann man Gefühle mit anderen teilen, egal ob Trauer, oder Freude.

Ich bin im Real Life eigentlich eher eine Einzelgängerin - auch wenn mir viele meiner Freunde aus dem Internet sagen, dass ich nicht dein Eindruck mache. Dennoch hat sich meine Einstellung zu anderen Menschen in den letzten Jahren ein wenig geändert. Das hat vor allem mit dem Beginn meiner Ausbildung zu tun gehabt. Da mußte ich manchmal einfach auf Menschen zu gehen, auch wenn ich es nicht wollte. Und auch wenn es mir am Anfang nicht gefallen hat, und ich mich in meiner Haut oft sehr unwohl gefühlt habe, so hat es mir - glaube ich geholfen. Ich bin nachwievor ein eher ruhiger Mensch, ich brauche lange, bis ich zu einem Menschen so viel Vertrauen fassen kann, dass ich den Mut habe, ich selbst zu sein, so wie ich bin. Aber wenigstens habe ich gelernt, dass man manchmal den Mund aufmachen muss, wenn man weiterkommen will ...

Zu meinen Schulzeiten wurde ich zwar nie richtig gehänselt oder sonstiges, aber ich habe mich oft sehr einsam gefühlt - damals fehlte mir oft der Mumm auf andere zuzugehen, da ich mir einfach nicht so "cool" vorkam wie viele der "Party-Gänger" aus meiner Jahrgangs-Stufe. Ich hatte Angst, dass andere mich so, wie ich bin nicht mögen und mich doof finden, deshalb habe ich sie gemieden. Von daher verstehe ich das Problem, um das es hier geht ... Aber ich denke, es geht vielen so ... Und es wird nicht leichter mit der Zeit. Ich habe mich in der Schule einfach nicht getraut, aus mir heraus zu kommen, weil mich mehr oder weniger alle als das stille Mädchen kannten ...

Der Ausbildungsbeginn war dann mehr oder weniger für mich ein Schritt ins neue Leben. Neue Leute - und eine neue Stadt. Versteht mich nicht falsch: Die Ausbildung hat mich als Mensch nicht grundlegend geändert, aber sie hat mir eine Chance gegeben mich neu zu integrieren. Ich bin nachwievor keine Labertasche, ich bin ruhig und rede nur mit wenigen über das was ich fühle und was ich denke und ich brauche nachwievor lange, bis ich zu einem Menschen Vertrauen fassen kann. Aber seitdem ich arbeite, habe ich wenigstens eine handvoll Menschen, denen ich vertraue und von denen ich mich verstanden fühle. Ich glaube, es gibt für jeden Menschen, mehrere Punkte im Leben die grundlegende Änderungen bringen - es ist eigentlich nie zu spät etwas neues anzupacken.

Um noch mal auf das Thema Umarmungen zurückzukommen. Im Herbst 2001 hatte ich mal eine Phase, in der es mir (familär bedingt) richtig sch**** ging. Den einen Tag saß ich dann im Büro und habe mit den Tränen gekämpft - aber dann hat mir ein Kollege angeboten (die im Büro wußten was mit mir los war) ein bisserl mit mir zu schnacken. Er hat mich in den Arm genommen - und ich habe mich an seiner Schulter ausgeheult - noch nie hat mir eine freundschaftliche Umarmung so gut getan. Zu dieser Zeit haben mich viele in den Arm genommen - und es war schön zu wissen, dass sie für einen da sind .

Auch wenn es einem manchmal schwer fällt, so bin ich mir sicher, dass es für jeden Menschen auf der Welt ein paar andere Menschen gibt, die zu einem passen. Die so fühlen wie man selbst, die so denken wie man selbst - Menschen, die einen einfach verstehen - die für einen da sind. Man muss sie einfach nur suchen. Und manchmal muss man den Mut haben aus sich herauszukommen - auch wenn es noch so schwer fällt. Eine gute Freundschaft braucht meist lange, um sich zu entwickeln, es ist also kein Beinbruch, wenn man sein Gegenüber lange, lange beschnuppert, bevor man auf ihn/sie zu geht.

Und insgesamt würde ich eh nie versuchen auf Teufel-Komm-Raus so viele Freunde wie möglich zu haben. Ich denke, es ist besser eine ganz paar richtige gute Freunde zu haben, denen man voll und ganz vertrauen kann - als hunderte von Freunden zu haben, mit denen man eigentlich über gar nix reden kann . Ich möchte jetzt übrigens auch nicht sagen, dass jeder unbedingt Freunde haben muss - es gibt auch Leute die allein glücklich sein können. Jeder muss versuchen seinen eigenen Lebensweg zu finden - und jeder sollte ihn so wählen, dass er für sich glücklich ist (natürlich sollte er dabei keinem anderen schaden ...)

Mir hat das Internet in manchen Sachen übrigens auch manchmal weitergeholfen, da ich viele Menschen kennengelernt habe, die mir gezeigt haben, dass ich so okay bin, wie ich nun mal bin. Über manche Sachen fällt es mir zudem leichter zu schreiben, als darüber zu sprechen. Aber, wenn es im Internet Menschen gibt, die mich und meine Gedankengänge und Gefühle verstehen, dann wird es sie im Realife auch geben.

Es gibt immer Menschen, die man mag - und Menschen die man nicht mag. Das wird man wahrscheinlich nie ändern können. Wir Menschen sind verschieden - aber letztendlich finde ich das gut so, denn gerade das macht uns so interessant.

Ich bin leider zu spät hier ins Forum gestoßen, deshalb habe ich die meisten Postings nur überflogen - sorry, wenn vieles schon gesagt wurde, oder ich auf manche Dinge einfach falsch eingegangen bin. Sorry auch, dass ich ziemlich off-topic geschrieben habe .

Gruß,

Chocobo