Also ehrlich gesagt - ich bin zwiegespalten und weiß noch nicht so recht, was genau ich von dem Film halten soll. Einerseits habe ich mich gut unterhalten gefühlt, es war wunderbares Popcorn-Kino mit ein paar richtig guten Lachern und beeindruckenden Actionsequenzen. Andererseits hatte ich doch mehr erwartet, war stellenweise verwirrt und am Ende dann auch irgendwie etwas unzufrieden.
Teil 3 wirkte auf mich nicht so in sich stimmig und logisch aufgebaut wie noch die Vorgänger, manchmal wurde mir zu viel übertrieben. Vor allem aber schien der Film seltsam aus einzelnen Abschnitten zusammengefügt worden zu sein, die nicht so ganz zusammenpassen. Denn zu viele neue Storyelemente und Handlungsorte wurden eingeführt, die vorher nicht einmal Erwähnung gefunden hatten. Wäre ja halb so schlimm, wenn man sich mit diesen Dingen dann ausreichend beschäftigen würde, aber das ist leider nicht passiert. Nehmen wir z.B. die Schiffbruch-Bay. Dort sah es so cool aus, ich hätte gerne mehr Zeit dort verbracht. Aber es spielen sich nur ein paar Szenen auf der Insel ab, fast alle in einem einzigen Raum. Von Singapur hätte ebenfalls mehr gezeigt werden können.
Oder auch ...
Es verhält sich insgesamt gewissermaßen ähnlich wie mit Star Wars Episode III. Auf eine Trilogie verteilt haben sich die Macher gerade beim zweiten Film zu viel Zeit mit unwichtigen Nebenhandlungen gelassen, um dann im dritten gleich alles auf einmal machen und zum großen Finale noch eins draufsetzen zu wollen. Aber das funktioniert nicht sehr gut. Gerade bei Fluch der Karibik 3 hatte ich das Gefühl, dass etwas weniger Storyschnickschnack mehr gewesen wäre.
Mit den ständigen Seitenwechseln haben sie diesesmal auch echt übertrieben, bis kaum noch ein Zuschauer wusste, wer jetzt was genau vorhat. Das Konzept ist zwar nett und gehört zu Fluch der Karibik schon dazu, aber es sollte nun nicht so weit gehen, dass das Publikum diese Vorgänge nicht mehr auf Anhieb nachvollziehen kann.
Was mich insgesamt wohl am meisten gestört hat, war, dass dabei relativ wenig vom einstigen Piratenfilm übriggeblieben ist. Das ganze rutschte mir zu sehr in Richtung Fantasyspektakel. Klar ist die "Supernatural-Komponente" ein integraler Bestandteil der ganzen Saga. Aber hier ging mir das doch schon zu weit. Ich als Fan von Piratenfilmen möchte natürlich nicht, dass das eigentlich piratige an Fluch der Karibik nur noch Randthema ist und man sich eigentlich nur noch mit Monstern, Geistern, Göttern und so fort beschäftigt. Im ersten Film war die Mischung was das angeht noch perfekt gelungen.
Ich muss aber gestehen, dass meine Erwartungen an den Film wahrscheinlich viel zu hoch waren. Das lag nicht nur an mir allein, denn es ist ansteckend, wenn man von allen Seiten, auch von persönlichen Freunden hört, wie superklassetoll der Film sei, und dazu noch besser als der erste Teil. Aber diese Meinung teile ich nicht. Der erste Fluch der Karibik ist für mich unvergesslich ganz großes Kino, die Ideen waren neu und selten starrten meine Augen so gebannt auf die Leinwand, die perfekte Mixtur aus Action und Comedy, ganz unerwartet, aber immer mit genug Spannung, coolen Sprüchen und einem bombastischen Soundtrack. Einfach Kult und für mich natürlich auch der beste der bisherigen drei Filme. Den zweiten mochte ich auch sehr, alleine schon durch das Wiedersehen mit den liebgewonnenen Figuren. Etwas anders war es schon, aber immernoch wundervoll und, wie oben schon mehr oder weniger gesagt, trotz des erwartungssteigernden Cliffhangers in sich stimmig. Gefallen hat mir der dritte Teil auch, aber von der "Fluch der Karibik"-Reihe bis jetzt leider am wenigsten aus den genannten Gründen. Wahrscheinlich werde ich aber noch einmal reingehen, um mir ein besseres Bild davon zu machen (und ein paar Leuten Gesellschaft zu leisten) ^^
Jetzt habe ich so viel gemeckert, dabei gab es auch viele viele lohnenswerte Stellen in At World's End.
Jack war mal wieder genial und sorgte für viele Höhepunkte und aberwitzige Dialoge. Man denke nur daran, wie Piraten Dingen oder Personen einen Namen geben -_^ Sein Konkurrenzkampf mit Barbossa darum, wer den "Längeren" hat, war imho verdammt lustig.
Teilweise erinnerte mich Depp auch an seine Rolle aus Fear & Loathing in Las Vegas, ich habe jeden Moment damit gerechnet, dass er so etwas sagt wie "Das hier ist Fledermausland!" *rofl*
Der Auftritt von Keith Richards kam auch gut an, und obwohl er einigen zu kurz gewesen sein mag, war er sogar länger und wesentlicher, als ich es vermutet hatte.
Die Kostüme waren geil, die ganzen Kämpfe und Effekte noch mehr. Außerdem hat es mir sehr zugesagt, dass trotz der manchmal wirren Story zahlreiche Anspielungen auf die beiden Vorgängerfilme gemacht werden bzw. auf alte Handlungsstränge nochmal ganz bewusst eingegangen wird.
Der Soundtrack war darüber hinaus ganz anständig, da hat Zimmer gute Arbeit geleistet (Hm, der Mann scheint in den letzten Jahren ja derbe viel beschäftigt zu sein). Trotzdem vermisse ich Klaus Badelt, denn von ihm stammen diese unvergesslichen Melodien, die man mit Fluch der Karibik verbindet. Deshalb hätte es für meinen Geschmack ruhig noch ein paar mehr Remixes seiner Stücke geben dürfen, Momente zum einspielen dieser Musik gab es genug. Zum Beispiel "He's a Pirate" zu Jack Sparrow in Aktion, das hat mir durchaus gefehlt. In Curse of the Black Pearl war der Soundtrack noch richtig auffällig und kräftig und mächtig, was zwar ungewöhnlich für Filmmusik war, aber umso besser ankommt, wenn die Mucke richtig gut ist. Hans Zimmer hat da wohl einfach einen anderen Stil. Dennoch kann ich mich immerhin an ein neues Lied aus Teil 2 und eben nun auch an eines aus Teil 3 erinnern. Im zweiten war es das Thema des Fliegenden Holländers, was unter anderem gespielt wird, als das Schiff zum ersten Mal auftaucht, und jetzt aus At World's End jenes Stück, welches beispielsweise am Ende Verwendung findet - eine dramatische und tragische Variation des Titelthemas.
Was bleibt mir also abschließend zu sagen? Ich mochte den Film und bereue ganz bestimmt nicht das Geld für die Kinokarte, denn wie gesagt hat es Spaß gemacht. Jedoch kann ich den Film trotzdem nur mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen, denn meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt und die vielen Unstimmigkeiten in der Geschichte hätten von vornherein ausgebügelt, die Filme als Reihe etwas anders geplant werden müssen.
Wie dem auch sei, ich als Pastafari und Anhänger des FSM kann mehr Piratenfilme nur gutheißen. Daher wünsche ich mir einen vierten Teil, der genau dort ansetzen kann, wo der dritte aufgehört hat (die Karte, ihr wisst schon), sich dabei aber mehr auf ein paar alte Werte zurückbesinnt, die verlorengegangen zu sein scheinen, und Fantasy, verwirrende Handlungsstränge und zu drastische Ortswechsel vorsichtiger dosiert. Wenn Orlando und Keira keinen Bock mehr haben, ist mir das reichlich egal, denn so wie es ist, erscheint mir ihre Geschichte in Fluch der Karibik ziemlich abgeschlossen. Hauptsache, Jack Sparrow ist dabei, denn ohne diesen Charakter, verkörpert von Johnny Depp, geht mal gar nix. Anstelle von besagten Orlando und Keira könnten andere bekannte Schauspieler engagiert werden, die ganz neue Figuren spielen, welche man im vierten Teil einführen könnte.
Ich hoffe jedenfalls sehr, dass sie mit dieser Filmreihe weitermachen (von mir aus gleich eine zweite Trilogie, denn so schnell lutscht sich das Thema nicht aus, wenn sie es geschickt anstellen) und die Chancen stehen für die absehbare Zukunft gar nicht mal so schlecht. Immerhin scheffeln irgendwelche bereits stinkreiche Konzernbosse damit Millionen, und überall, wo dies der Fall ist, geht es für gewöhnlich auch weiter