Zitat von Ranmaru
Was bisher geschah …
Mog wurde von einem feindlichen Piratenschiff angegriffen und treibt nun hilflos im Ozean auf der Suche nach Rettung. Bill bereitete sich auf sein Date mit Klaus-Bärbel, dem Traum seiner schlaflosen Nächte vor. Und Aya und die Person machen sich bereit, einen geheimen und unglaublich wichtigen Auftrag für den mysteriösen Boß der Multimediaxis Task Force zu erfüllen.
Und nun die Fortsetzung.
Mog traute seinen tränenden Augen nicht, als er am Horizont eine kleine Insel sah, die mit jedem seiner durch Anstrengung begleiteten Paddelschläge ein wenig näher rückte. Er wußte, daß diese Insel dort war, daß sie dort sein mußte. Doch er hatte die Hoffnung fast aufgegeben, als er seinen letzten Schluck Rum aus der Flasche nahm, die er eine Stunde zuvor leer dem endlosen salzigen Meer übergab. Er schwomm so schnell es seine Beine zuließen, die Arme noch immer um die Planke gewunden, die ihm die den letzten Tag als Rettungsboot diente. Und er vergaß es, sich nach dem Piraten umzuschauen, der ihn so bitterlich verfolgt. Er hatte nur noch ein Ziel vor Augen: die Insel. Diese Insel würde seine Rettung sein, sein Paradies, sein Refugium. Er wußte, würde er diese Insel erreichen, dann wäre alles wieder gut. Und sie war auf einmal in so greifbare Nähe gerückt.
Als Bill in den Bus einstieg, der durch die mondbeschienenen Straßen fuhr und sich durch den nicht mehr so dichten Verkehr der späten Stunde schlängelte, fiel sein Blick auf einen Mann in einem schwarzen Anzug, der eine schwarze Sonnebrille trug. Bill wunderte sich ob des widersinnigen Anblick eines Mannes, der sich in der tiefsten Dunkelheit nicht die Mühe machte, seine verspiegelte Sonnenbrille abzunehmen, die seine Augen verbarg. Und dann trafen seine Augen die ihn begleitende Frau, die ein elegantes schwarzes Abendkleid trug und mit ausdruckslosem Gesicht neben ihm auf einem Platz im Bus saß und gelegentlich aus dem Fenster sah. Diese Pärchen wirkte merkwürdig auf Bill, doch als die Frau ihren Blick auf den Jungen gleiten ließ, wandte er seinen von ihr ab, um nicht auffallend zu wirken. Er schaute nach unten auf seine Hose (und er hatte die Beste angezogen, die er finden konnte) und schmunzelte vorfreudig beim Gedanken an Klaus-Bärbel, der in dem schönen italienischen Restaurant in der Stadtmitte auf ihn wartete. Bei dem Gedanken an seinen makellosen Körper, seine schicke Frisur und seine schönen Augen wurde Bill wieder warm. Er fragte sich, ob er die richtigen Worte finden würde, wenn er Klaus-Bärbel gegenübertreten würde.
»Der Junge beobachtet uns«, sagte Aya leise zu der Person, die direkt neben ihr saß während sie immer wieder in das spiegelnde Fenster sah, um direkten Blickkontakt zu vermeiden. Sie sah den Jungen schon eine Weile direkt an, was er dank ihrer dunklen Sonnenbrille nicht bemerkte. »Ich sagte doch, wir hätten nicht den Bus nehmen sollen.«
»Es ist sicherer«, entgegnete die Person. »Wir müssen so schnell es geht zum Hafen und mit dem Auto wären wir verfolgbar gewesen. Zu wenig Verkehr um diese Zeit.«
Aya nickte nur leicht, um der Person zu verstehen zu geben, daß sie ihre Meinung teilte. Ihr Nicken war so unscheinbar, daß der beobachtende Junge es unmöglich hätte bemerken können.
»Der Boß wird uns, sobald wir dort sind, noch einmal anrufen. Der Auftrag hat höchste Priorität und Geheimhaltungsstufe.«
»Ich weiß«, sagte Aya und räusperte sich einmal kurz.
Als der Bus an der zentralen Haltestelle in der Innenstadt stoppte, stieg Bill aus. Seine interessierten Augen richtete er noch einmal auf die Fenster des Beförderungsmittels, wo sie sich für einen Augenblick mit denen der elegant gekleideten Frau trafen, bevor diese ihren Blick zu dem Mann im schwarzen Anzug wandte. Der Bus fuhr weiter und verschwand von der hell beleuchteten Hauptstraße in die Dunkelheit und Bill ging davon aus, daß er diese beiden ominösen Gestalten nie wieder sehen würde.
Er richtete seine Gedanken lieber wieder auf Klaus-Bärbel und seine in ihm aufsteigende Nervosität. Von der Haltestelle waren es nur wenige Gehminuten bis zu dem Restaurant und er überlegte noch immer, wie er seinen Traummann begrüßen sollte. Er war noch so unerfahren in diesen Dingen. Als er in die Fußgängerzone schaute, sah er relativ viele Menschen dort, obwohl die Geschäfte schon seit über einer Stunde geschlossen waren. Er war sich sicher, daß auch diese Menschen auf den Weg zu Verabredungen waren oder schon von diesen kamen, um sich jetzt auf den Heimweg zu machen und dem Abend einen gebührenden Abschluß, im optimalen Falle sexueller Natur, zu geben gedachten. Er driftete für einen kurzen Moment in seine Phantasie ab, in der er mit Klaus-Bärbel zusammen diesen Weg einschlug, dort als sich ob diesem Gedanken seine Freude in einer Erektion zu äußern drohte, war er reflexartig zurück in der Realität und preßte sich vorsichtshalber seine Hände in den Schritt, um niemanden seine Nervosität zu präsentieren. Von seinem gegelten Haar lief ein kleiner Schweißtropfen herunter.
»Geschafft«, stöhnte Mog als er schließlich den Strand der kleinen Insel erreicht hatte. Als er sie so winzig am Horizont sah, war er sich sicher, daß sie größer werden würde, wenn er erst nah genug an sie herangepaddelt war, doch das war nur bedingt der Fall. Auch jetzt, wo er nach über 24 Stunden endlich wieder festen Boden unter seinen Füßen spüren durfte, wirkte diese Insel zu klein und verloren, daß es ihn erschreckte. Er konnte, obwohl er nur am Strand lag, fast die ganze Landmasse überblicken und war sich sicher, daß er auf einer unbewohnten Insel gelandet war.
»Scheiße …«
»Ich bin's«, sagte die Person und drückte sich den Telefonhörer des öffentlichen Münzfernsprechers mit beängstigender Feste ans Ohr, um sicherzugehen, daß er kein Wort, keinen Laut, nicht einmal ein Atmen des Bosses, der am anderen Ende der Leitung war, überhören konnte. »Wir sind jetzt am Hafen.«
»Gut«, sagte der Boß. Seine Stimme klang geheimnisvoll wie immer, und doch schien er erleichtert zu sein. Die Person vermutete, daß er positiv überrascht war. Immerhin hatten sie und Aya eine halbe Stunde schneller zum Hafen gefunden, als ursprünglich für die Fahrt eingeplant war.
»Hör mir jetzt gut zu: am dritten Pier steht ein Motorboot bereit, auf dem ein GPS-System installiert ist. Sobald ihr es einschaltet, werde ich euch vom Server Koordinaten zusenden, zu denen ihr mit dem Boot fahren müßt. Wenn ihr dort seid … «
Aya ging etwas nervös auf und ab. Sie hörte nichts vom Gespräch mit dem Boß, die Person übernahm alle Kommunikation. Sie hätte gerne seine Stimme gehört, um zumindest ein ungefähres Bild dieser schattigen Persönlichkeit, die sich selbst nur Boß nannte und im Hintergrund agierte, zu bekommen. Doch das war ihr vergönnt. Sie war ein Mitglied der Multimediaxis Task Force, einer der geheimsten Organisationen der ganzen Welt, und dieser geheimnisvolle Boß war ein hohes Tier, wenn nicht das höchste, dieser Organisation. Sie wußte, daß es nur wenige Menschen auf der Welt gab, die so tief in den Schatten lebten, wie er es tat. Und doch wollte sie ihn kennenlernen. Sie wollte wissen, was für ein Mensch es war, der diese geheimen Aufträge gab, die von so unfaßbarer Wichtigkeit waren, daß sie nur einmal ausgesprochen und nie wiederholt werden durften. Sie war fest entschlossen, den Boß zu treffen. Irgenwann.
»Komm«, sagte die Person, die den Telefonhörer inzwischen wieder eingehangen und vorher mit einem Mikrofasertuch gesäubert hatte, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. »Wir müssen weiter.«
»Was ist der Auftrag?« fragte Aya.
Die Person atmete einige Male, bevor sie sich dazu entschloß, zumindest einen kleinen Teil des Auftrages preiszugeben. Mehr wollte sie Aya erst sagen, nachdem sie am endgültigen Zielort angekommen waren.
»Liquidierung.«
Wird Mog jemals von der einsamen Insel entkommen? Wird Bill sein Date mit Klaus-Bärbel erfolgreich über die Bühne bringen? Und wen sollen die Agenten liquidieren? Wird es Aya je gelingen den Boß zu treffen?
Mehr dazu in der nächsten Folge. Es bleibt spannend!
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