Zitat von Moyaccercchi
„Du solltest im Bett lieber nicht mit Kerzen spielen“, warnte mein Vater mich vor ein paar Wochen...
Als ich heute eine Mail versandt hatte, um sechs Uhr in der Früh, ging ich hinunter in die Küche, um noch einige Gegenstände wegzubringen. Ich überraschte dort meinen Vater mit meinem Erscheinen. Er wunderte sich sehr, dass ich zu dieser frühen Stunde bereits vollkommen angekleidet war. Ich behauptete, gerade erst aufgestanden zu sein. Daraufhin ging ich in mein Zimmer zurück und überlegte, was ich tun könnte. Den Computer hatte ich schon ausgemacht, und wollte meine Entscheidung nicht revidieren, wollte aber auch nicht sogleich wieder schlafen, sondern, um die Lüge vor meinem Gewissen ein Stück weit zu rechtfertigen, etwas lesen. Andorra, von Max Frisch, für die Schule. Mein großes Licht anmachen? Nein, es wäre zu grell und niemand sollte aufgeweckt werden. Helles Licht in der Nacht gefällt mir ohnehin nur wenig... Also nahm ich mir ein Buch als Unterlage - zögerte kurz ob der Dummheit des Gedankens, Kerzen auf ein Buch, das in seinem Innersten ja doch nur ein Stapel Papier ist, zu stellen - führte diese Wahnsinnstat dann aber trotzdem aus. Zwei abgebrannte Teelichter und ein neues nahm ich sodann zu mir, und begab mich, desweiteren gewappnet mit dem Buche und einem Feuerzeug, zu Bett.
Von der ersten Seite an las es sich ganz gut bei Kerzenschein, doch die Lektüre stockte auf Seite 60 - der Hälfte des Buches - bereits, und ab da an nahm die Müdigkeit bis Seite 89 immer weiter zu. Schließlich übermannte sie mich und ich träumte verschiedenerlei Dinge, bis mich etwas im Traume so sehr erschreckte, dass ich auffuhr und mir dabei der noch immer brennenden Kerze neben mir gewahr wurde. Ein Teil des Wachses befand sich bereits in einer der ausgebrannten Kerzenhüllen, da ich ihn schon vor dem Einschlafen abgekippt hatte, doch vieles war der Kerze noch erhalten geblieben. Des Wunsches nach einem zügigen Weiterschlafen ohne direkte Nachbarschaft einer brennenden Kerze nachkommend, versuchte ich sodann, die Kerze mit meinem Atem zum Erlöschen zu bringen. Doch wie ich mich auch mühte, es gelangt mir in meinem Zustand zwischen Schlaf und Traum nicht, sie auszublasen, worüber ich sehr zornig ward. Und mit einem Mal blies ich vor Wut so stark, dass das gesamte noch brennende Teelicht durch die Luft flog und daraufhin, sich mehrmals überschlagend, zu Boden ging.
Ach, wie wach war ich sofort, als das feurigheiße Wachs sich über mein Gesicht ergoss sowie über den Rest meines Zimmers... Doch Glück im Unglück gehabt stellte ich fest, dass nur kleinere Wachsflecken auf dem Laken zu finden waren, und der Rest sich zwar über weitere Bücher und Karten ergossen, jedoch den Teppich verschont gelassen hatte. Schleunigst stürmte ich ins Bad, mir das Gesicht zu reinigen, das, während ich dies schreibe, noch immer ein klein wenig schmerzt, und kehrte sodann zurück, den Schaden genauer zu betrachten. Mein Laken, die Bücher, die Karten - all das war stärker betroffen, als ich gedacht hatte, und dicke rote Streifen zieren nun mein Gesicht, doch immerhin habe ich meine Lektion gelernt, und kann jetzt hier sitzen und darüber grinsen. ^^
Geht es euch hin und wieder ähnlich wie mir, oder befolgt ihr sogleich, was man euch sagt, ohne erst schlechte Erfahrungen machen zu müssen, um euch an altbewährte Ratschläge zu halten?
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